30.10. – 02.11.2017
Schon seit einiger Zeit beobachten wir das Wetter über der Straße von Gibraltar. Denn genau die müssen wir kreuzen um nach Marokko zu kommen. Die meisten Häfen in Marokko kann man nur bei bestimmten Wetterverhältnissen anlaufen, sonst werden sie gesperrt. Wir wollen nach Rabat, der Hafen liegt etwa eine Meile den Fluss Bouregreg aufwärts. Schon ab einer Wellenhöhe von zwei Metern kann man die Einfahrt zum Fluss nicht mehr passieren. Es gab schon einige Schiffsunglücke in den letzten Jahren, auch mit Todesfolge (z.B. SY Taube).
Also liegt die Kunst darin ein Wetterfenster mit genug Wind zum segeln zu finden und bei der Ankunft in Marokko so wenig Schwell wie möglich zu haben. Gar nicht so leicht. Nächste Herausforderung: Wir warten hier in Vilamoura noch auf ein kleines Päckchen und wissen nicht wann es kommt. Am Dienstag ist für uns vom Wetter her die letzte Chance los zu segeln, danach steht Tage lang ein kräftiger Wind in der Straße von Gibraltar und es baut sich eine größere Welle auf. Damit wir dann noch zur richtigen Tageszeit und Tide in Rabat ankommen müssen wir spätestens um 11 Uhr aufbrechen. Also erst mal Wochenende abwarten und am Schiff basteln, da kommt eh kein Päckchen.
Manchmal passt einfach alles :)
Am Montag Mittag bekommen wir die Information, dass unser Päckchen verschickt wurde. Ich wünsche mir eine Ankunft am Dienstag um 10 Uhr. Das Schiff ist vorbereitet. Martin muss am Dienstag früh nur noch mal im Hafenbecken tauchen gehen. Nachdem wir mit unser GoPro unsere Schiffsschraube abgesucht haben, haben wir irgendwelche Fetzen dran gesehen, die dort nicht hin gehören. Also gibt es für Martin am Dienstag morgen erst mal ein erfrischendes Bad im Hafenbecken von Vilamoura. Zum Glück ist es nicht besonders fest um die Schraube gewickelt und nach ein paar Tauchgängen hält Martin ein buntes Leinen Knäuel in der Hand.
Um kurz vor 10 Uhr funken wir das Marina Büro an. Ja, unser Päckchen sei vor ein paar Minuten angekommen. Juhuu, auf die Minute genau. Die Reise kann starten. Wir lösen die Leinen, machen noch mal vor dem Büro fest, holen unser Päckchen und starten unsere Fahrt nach Marokko.
Kurz nach der Hafenausfahrt setzten wir die Segel, das Groß und die Genua, beide im ersten Reff, den es bläst ein kräftiger Wind mit etwas über 20 Knoten und wir kommen gut voran. Nur leider hat sich durch den Wind auch eine gute Welle aufgeschaukelt und wir segeln hoch am Wind. Immer wieder kracht die flow von der Welle herunter und das ganze Schiff vibriert und ächzt. Ich verziehe mich erst mal lieber nach drinnen, lausche den Geräuschen und versuche mich an alles zu gewöhnen. So eine Überfahrt ist für mich immer noch aufregend und was anderes als mal ein paar Stunden von A nach B zu segeln. Nach ein paar Stunden geht der Wind etwas runter und gleich fahren wir ruhiger, aber wir kommen trotzdem noch schnell vorwärts und so langsam fängt der Alltag auf See an. Das erste mal benutzen wir unsere Windfahnensteuerung von Perfekt Royal und sie funktioniert hervorragend. Eine mechanische Selbststeuerung (Autopilot) die mit einer Windfahne und einem Hilfsruder welches genüg Kraft hat um unser Schiff nach dem Wind auf Kurs zu steuern. Kurz vor Sonnenuntergang wärme ich das vorgekochte Süßkartoffel Chili auf und wir genießen die warme Mahlzeit. Um 18 Uhr ist es dann schon dunkel, aber der Mond scheint hell und gibt ein gutes Licht ab. Wir versuchen stundenweise zu schlafen. Meistens 2-3 Stunden bis zum nächsten Wachwechsel. Besonders mir fällt es schwer in der Zeit zur Ruhe zu kommen und schlaf zu finden. Gegen Mitternacht lässt der Wind soweit nach, dass wir den Motor starten müssen, dieser läuft dann auch die nächsten acht Stunden. Immer wieder erscheinen Frachter auf dem AIS, die unseren Weg kreuzen. Einige sehen wir aus der Ferne und einige sind so nah, dass wir ihre Maschine gut hören können. Also alleine sind wir nicht auf der Straße von Gibraltar. Einige Stunden vor Sonnenaufgang verschwindet der Mond am Horizont und jetzt ist es Stockdunkel, bis auf das leicht fluoreszieren des Planktons in unserer Bugwelle. Gegen 6 Uhr erscheint der erste Lichtschimmer im Osten und ein neuer Tag auf See beginnt. Viel passiert nicht. Wir essen, dösen abwechselnd, Kurs kontrollieren, Segelstellung prüfen und hoffen dass der Wind bleibt. Wir funken mit der Segelyacht Meltemi ein Segelschulschiff vom DHH auf einem Ausbildungstörn. Beim
DHH hat Martin 2013 mal einen einwöchigen Sippertrainingstörn gemacht. Die Segelyacht Meltemi passiert uns mit einigen Seemeilen Abstand mit dem Ziel Madeira. Und dann geht es schon in die zweite Nacht. Die Welle ist so gut wie weg und das Meer glatt. Ein paar Stunden ist es herrliches sanftes segeln bei um die 10 Knoten Wind und die flow gleitet durch die Nacht. Sonst gibt es keine Besonderheiten. Die Sonne geht auf und wir liegen im Zeitplan. Gegen Mittag und Hochwasser sollten wir Rabat erreichen. Wir freuen uns und sind gespannt was uns erwartet. Ich hisse die Marokkanische Flagge (die ich kurz vor der Abfahrt noch genäht habe) und die gelbe Q-Flagge (zeigt, dass wir einklarieren wollen und alles ok ist an Bord). Jetzt sind es nur noch wenige Meilen bis zur Flussmündung, aber Land sehen wir noch nicht, das tauch wirklich erst kurz vor der Ankunft vor uns auf. Die Marina auf Kanal 10 anfunken, aber irgend was scheint mit deren Funkgeräten nicht ganz zu stimmen. Als Antwort bekommen wir nur ein rauschen. Trotzdem erscheint einige Minuten später ein Pilot Boot, das uns durch die Einfahrt und bis kurz vor die Marina lotst. Überall am Rand stehen Einheimische, zum Teil wird auch im Fluss geschwommen und wir sind erst mal der Hingucker.
Wir machen am Zoll Steg fest und warten auf die Offiziellen. Die kommen kurze Zeit später zu dritt an Bord: Zoll, Einwanderungsbehörde und Polizei. Wir füllen jede Menge Zettel im heißen Schiff aus, verneinen die Frage ob wir etwas zum deklarieren haben (wir vermuten Waffen, Drogen), bekommen die Stempel in unsere Pässe und am Ende wird noch mal oberflächlich in Chaps und Schränke geguckt. Am Ende gibt es noch mal ein Lächeln, nachdem sie unser Gewürzregal verstanden haben. Dann werden wir wieder vom Pilot Boot in die Marina zu unserem Liegeplatz gebracht und wir sind froh angekommen zu sein.
246 Meilen in genau zwei Tagen und Nächten. Delfine haben wir nur ganz kurz gesehen, sonst war nichts los.
Insgesamt sind wir mehr gesegelt als wir aufgrund der Wettervorhersage gedacht haben. Trotzdem lief der Motor 21 Stunden, damit wir pünktlich zum Hochwasser in Rabat ankommen.

















Was für ein Abenteuer! Romina, wenn du weiterhin so gut und präzise Wünsche äußerst, dann läuft es auch weiterhin rund. Alles Liebe für euch!