24.12.17 – 04.01.2018
Oder besser Puerto de Mogán. Denn viel mehr haben wir nicht gesehen von Gran Canaria.
117 Meilen liegen vor uns bis nach Puerto de Mogán. Wir rechnen mit ca. 20 Stunden auf See.
Unsere große Genua ist gerefft, die Wellen schaukeln uns etwas hin und her, an Steuerbord ziehen langsam die Berge von Jandia vorbei, der Himmel ist blau, es reicht ein leichter Pulli auf See, aus dem Lautsprecher klingt „Feliz navidad“, wir packen Weihnachtsgeschenke aus und lesen Weihnachtspost, dabei kullern mir (Romina) ein paar Tränen über die Wange. Das sind immer diese Momente, wo man an „Zuhause“ denkt, Familie und Freunde vermisst. Ich mag Weihnachten, mag die gemütliche Stimmung und das Beisammensein mit der Familie. Auf Reisen sind diese Feiertage einfach anders. Nicht schlecht, aber einfach nicht Weihnachten wie man es kennt. Trotzdem versuchen wir kleine vertraute Tradition in das doch etwas andere Weihnachten einfließen zu lassen. Ich hole unsere letzten Lebkuchen aus den Schapps und koche uns eine heiße Schokolade und so segeln wir langsam Richtung Gran Canaria, das schon bald am Horizont zu sehen ist. Trotzdem liegt noch die ganze Nacht vor uns.
Als es dunkel ist und wir beide kurz unter Deck sind hören wir draußen immer wieder etwas quietschen. Wir wundern uns und als wir raus schauen sehen wir die Schatten von Delfinen, die um unser Heck schwimmen. Die wollten wohl kurz mal „Hallo“ sagen, denn nachdem wir sie entdeckt haben, sind sie auch schon wieder weg.
Martin legt sich als erstes hin für ein paar Stunden, danach bin ich dran. Aber schlafen können wir beide nicht so richtig. Wir haben die ganze Nacht mindestens 20 Knoten Wind und eine ordentliche Welle.
Als die Sonne aufgeht liegt die Küste von Gran Canaria neben uns, doch bis Puerto de Mogán sind es nich ein paar Meilen.
Eine halbe Stunde bevor wir da sind Funken wir die Marina an, direkt vor der Einfahrt ist das immer etwas nervig, da wir mit Segel bergen beschäftigt sind und der Motor sehr laut ist und wir kaum was verstehen und die Häfen häufig etwas Zeit brauchen bis sie antworten. Keiner meldet sich. Also rufen wir mit dem Handy an, um uns anzukündigen. Wir sollen uns wenn wir direkt vor der Einfahrt sind noch mal melden.
Je näher wir der Einfahrt kommen, desto mehr legt der Wind zu. Böen bis zu 30 Knoten pusten uns um die Ohren. Wir brauchen etwas Zeit um das Vorsegel zu bergen. Die Wellen sind groß und schmeißen uns hin und her. Wir funken den Hafen an und wieder antwortet keiner, also wieder anrufen. Am Telefon wird uns gesagt wir sollen sie anfunken ? Martin geht wieder ans Funkgerät. Jetzt meldet sich jemand um uns mitzuteilen, dass wir warten sollen ? In der Zwischenzeit habe ich (Romina) etwas Schwierigkeiten die flow im aufgewühlten Wasser mit Wellen und 30 Knoten Wind die uns direkt auf den Wellenbrecher drücken, auf der Stelle zu halten. Und so versuchen wir uns die nächste 10 Minuten vor dem kleinem Turm mit dem Marina Büro zu halten. Irgendwann bekommen wir dann die Rückmeldung, dass wir rein dürfen. Wir fragen noch nach Hilfe beim anlegen und machen uns auf den Weg zu unserem Liegeplatz. Irgendwie bekommen wir die flow ohne große Probleme bei 30 Knoten Wind in der engen Gasse in den engen Liegeplatz. Noch nicht richtig fest steht unser Liegeplatz Nachbar neben uns auf seinem Schiff, ganz entspannt in kurzen Shorts und begrüßt uns. Warum wir bei so viel Wind unterwegs sind möchte er wissen. Hmm, für uns sah es nach dem besten Wetterfenster in den nächsten Tagen aus. Nach ein paar Tage hier verstehen wir diese Frage erst. Das war der einzige Tag an dem das im Hafen so kräftig gepustet hat. Allerdings zählte für uns ja die gesamte Strecke und nicht nur der passende Windschatten für die Hafeneinfahrt.
Nach genau 24 Stunden sind wir also auf Gran Canaria in Puerto de Mogán. Nachdem wir das Schiff soweit klar gemacht haben, geht es gleich an die Weihnachtsvorbereitungen. Ich koche den Rotkohl, den ich schon auf dem Weg geschnippelt habe und fange an Bratäpfel vorzubereiten, während Martin uns im Büro anmeldet.
Wir brutzeln die Bratäpfel in unserem Dutch Oven aus Australien und genießen sie danach mit Vanillesoße bei Sonnenschein im Cockpit, das mit Kugeln und Lichterkette weihnachtlich geschmückt ist. Auch wenn bei den Temperaturen nicht wirklich Weihnachtsstimmung aufkommt, gehören diese Traditionen für mich dazu und sind trotzdem schön. Auch wenn man an diesen Tagen immer ganz besonders Familie und Freunde vermisst.
Müde fallen wir am Abend ins Bett.
Am 2. Weihnachtsfeiertag gibt es Ente. Die haben wir zufällig kurz vor unserer Abfahrt in Gran Tarajal entdeckt und spontan mitgenommen. Während der Überfahrt konnte sie langsam im Kühlschrank auftauen und jetzt kommt sie in unseren Dutch Oven. Es dauert etwas bis wir die richtige Temperatur mit der Kohle hinbekommen, aber am Ende wird es eine super leckere, saftige und krosse Ente mit Rotkohl, Kartoffeln und ordentlich leckerer Sauce. Und schon ist der Tag auch wieder vorbei und unser etwas anderes Weihnachten auch.
Am nächsten Tag schaffen wir es das erste mal durch den Ort zu bummeln. Auf den ersten Blick ist Puerto de Mogán eine niedliche kleine Hafenstadt mit weiß bunten Häusern, die die Hafenpromende säumen, verschiedenfarbige Bougainvillea, die sich an Torbögen entlang ranken, einem kleinen Stadtstrand und rundherum viele Restaurants. Uns konnte der Ort allerdings nicht so begeistern. Wenn wir morgens die Hafenpromenade zur Dusche laufen kommen uns Touristenströme entgegen und wir müssen uns unseren Weg durch die fotowütigen Massen bahnen. Die Duschen sind muffig und häufig sehr kühl. An der Strandpromenade versuchen sie einen andauernd in die Restaurants zu locken, welche teuer und schlecht sind (gemessen an den anderen Restaurants auf unserer Reise durch die Kanaren). Der Stadtstrand ist überfüllt, man findet kaum einen Platz. Und um Besorgungen zu erledigen ist es auch nicht der richtige Ort. Hauptsächlich Souvenir Shops, Supermärkte teuer und Bootszubehör findet man hier erst recht nicht.
Also entschließen wir uns das nächste Wetterfenster zu nutzen und nach Teneriffa zu segeln. Das heißt noch ein Tag hier und dann geht es weiter. Diesen Tag nutzen wir einfach mal zum faulenzen. Es ist sehr warm, also Bikini und Badehose an und ab an den Strand legen. Am Nachmittag breiten wir das Schiff für die Abfahrt am nächsten Morgen vor.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Schnell noch duschen und die letzten Sachen wegräumen und Leinen für die Abfahrt vorbereiten. Als wir gegen 7 Uhr den Motor anschmeißen wollen passiert nichts. Also wieder Schalter umlegen und über die Verbraucherbatterien starten. Nachdem auf Fuerteventura der Motor ohne Probleme ansprang, dachten wir das alles Unordnung sei. Falsch gedacht. Motor springt an, doch die kleine orange Kontrollleuchte leuchtet. Irgendetwas mit dem inneren Kühlkreislauf stimmt nicht. Also schnell Motor wieder aus. Doch es passiert nichts. Der Motor bleibt an. Martin versucht alles: Luft weg, Kompression weg, Diesel weg. Doch der Motor läuft und läuft. Irgendwie bekommen wir ihn nach einer gefühlten Ewigkeit aus. Heute werden wir nicht mehr los nach Teneriffa kommen, erst einmal müssen wir jemanden finden, der uns mit dem Motor hilft. Nach einigem hin und her findet Martin Jens, ein deutscher, der hier vor einigen Jahren hängengeblieben ist und jetzt hier in der Marina auf seinem Schiff lebt. Er schaut kurz bei uns vorbei und wir verabreden uns für den nächsten Tag (Samstag). Wir sind müde, aber glücklich jemanden gefunden zu haben.
Am Samstag machen Martin und ich unseren Silvester Einkauf. Wir haben uns spontan dazu entschlossen am nächsten Tag gemütlich auf unserem Schiff Käse Fondue zu essen und dann einen passenden Platz zum Feuerwerk schauen zu suchen. Gegen Nachmittag kommt Jens vorbei und nach einer Stunde ist die Ursache gefunden. Das Zündschloss ist kaputt. Dadurch lässt sich der Motor nicht komplett ausschalten, auch wenn uns der Motor aus erschien und hat deshalb die Starterbatterie leer gelutscht und als der Motor lief und nicht ausging hatte der Anlasser ihn weitergedreht. Die Wasserpumpe für den inneren Kühlkreislauf wurde dabei nicht mehr mit Strom versorgt, ist aber in Ordnung. Wir sind froh und dankbar so schnelle Hilfe gefunden zu haben und das nichts ernstes mit dem Motor ist. Jens guckt ob er noch ein altes Zündschloss hat, sonst müssen wir nach Silvester eins besorgen.
Es ist der 31.12.2017 und es ist warm draußen. Wir frühstücken und schnappen uns danach unsere Schnorchel Ausrüstung und laufen zu dem kleinen Steinstrand hinter dem Stadtstrand. In das Wasser zu gehen kostet etwas Überwindung, doch wir sehen dort jede Menge Fische, Seeigel und Seesterne. Etwas durchgefroren wärmen wie uns hinterher noch in der Sonne auf, bevor es zurück auf die flow geht.
Dort bereite ich das Fondue vor und gegen Abend machen wir es uns im Cockpit gemütlich und dippen jede Menge Gemüse und geröstetes Brot in den Fondue Topf. Danach gehen wir mit einer Flasche Sekt auf die Aussichtsplattform mit Blick über den Strand und den Hafen. Viele Leute sind dort nicht. Eine deutsche Familie, drei Russen und zwei Backpacker, die in einer Ecke in ihren Schlafsäcken liegen und schlafen. Um Mitternacht lassen wir den Sektkorken knallen und schauen das Feuerwerk an. Am Strand ist kaum was zu sehen, dafür sehen wir noch die Feuerwerke der nächsten zwei Buchten.
Auf den Kanaren isst man eigentlich zu jedem Glockenschlag eine Weintraube um 12 Uhr, statt mit Sekt anzustoßen.
Gemütlich schlendern wir zurück zum Schiff und gehen schlafen.
Neujahr ist ausschlafen und faulenzen angesagt. Wir können eh nichts machen. Alle Geschäfte haben zu und wir warten darauf, dass uns Jens am nächsten Tag wegen des Zündschlosses informiert.
Wir haben Glück. Jens hat noch ein passendes Zündschloss da und baut es am nächsten Tag gleich ein. Außerdem hilft er uns noch unsere Solarpaneele zu optimieren und unseren Wasseraufbereiter endgültig anzuschließen. Jetzt können wir aus Salzwasser das Salz herausfiltern und bekommen trinkbares Süßwasser.
Am nächsten Tag geht es dann endlich los nach Teneriffa. Wieder 5 Uhr aufstehen, diesmal springt der Motor an und wir kommen ohne Probleme aus unserem engen Liegeplatz heraus. Teneriffa wir kommen!
Ist das ein schönes Bild? So lebendig und fröhlich!