03.11. – 09.11.2017
Zwei Tage nur Wasser, von Europa nach Afrika und plötzlich sind wir in Marokko. Ein anderer Kontinent, eine andere Welt und ganz viele neue Eindrücke. Es fällt mir schwer hier alles wiederzugeben.
In der Marina bekommen wir davon allerdings nicht viel mit. Sie ist nicht besser und auch nicht schlechter als die vielen anderen Marinas in denen wir lagen. Der Hafen scheint ein beliebtes Ausflugsziel bei den Marokkanern zu sein. Immer wieder versuchen sie Fotos von sich und den Schiffen zu machen. Aber wehe wenn sie zu nah an den Zugangssteg kommen, schon schrillt die Trillerpfeife und der Wachmann ist zur Stelle und pfeift sie davon. Und so geht es den ganzen Tag von morgens bis abends.
Nachdem wir uns auch in der Marina angemeldet und Wifi haben, gucken wir nach einem Mietwagen für die nächsten Tage, da Marokko auf dem Landweg deutlich besser zu erkunden ist als auf dem Seeweg. Ein Mietwagen für die nächsten 12 Tage ist schnell gefunden. Jetzt fehlen noch Marokkanische SIM Karten. Unsere europäischen sind hier zu teuer. Martin macht sich auf den Weg und wird in einem kleinen Laden fündig. Marco Telekom soll hier die beste Netzabdeckung haben. Zwei SIM Karten mit je 1 GB Datenvolumen und 1 Stunde Telefonie gibt es für 30 DH (Dirham) etwas unter 2,70 €. Der Ladenbesitzer aktiviert diese auch gleich für uns mit irgendeinem Ausweis unter der Ladentheke, somit müssen wir uns nicht auf französisch damit rumschlagen.
Danach geht es früh ins Bett, eine Nacht durchschlafen und uns von der Überfahrt erholen.
Am Morgen erhält Martin eine Mail: angeblich könnte das Geld für den Mietwagen nicht abgebucht werden und ruft bei seiner Kreditkarten Hotline an, es ist alles in Ordnung und der abgefragte Betrag war rückbestätigt. Martin fährt zum Flughafen um das Auto zu holen. Leider stellte sich dort heraus, dass der Auftrag storniert wurde, die Autovermietung dort kein Büro oder ähnliches hatte und niemand den Namen der Auto Vermietung kannte. Ein Auto für einen ähnlichen Preis gab es vor Ort nicht. Also wieder online schauen und zweiter Versuch, erneut buchen wir ein Mietwagen für den nächsten Tag. Dieses Mal klappt es, allerdings dauert es länger als gedacht, das Auto wurde praktisch am Straßenrand übergeben und so kommen wir erst am späten Mittag los.
Unser erstes Ziel ist Chefchaouen und liegt eigentlich nur knappe 250 Kilometern von Rabat entfernt. Erst ein Stück über die Autobahn, dann geht es über Landstraßen weiter. Kaum haben wir die Großstadt verlassen ändert sich das Bild komplett, es geht durch kleine Dörfer, dazwischen sind die meisten Menschen zu Fuß unterwegs oder mit dem Esel, Autos sieht man nur noch wenige. Die Straße wird immer kurviger und wir fahren durch eine gebirgige Landschaft. Langsam wird es dunkel, angenehm ist das Auto fahren jetzt nicht mehr. Unser Auto mit schwachen Motor muss hochtourig gefahren werden um die Berge hochzukommen. Die Straßen sind nicht beleuchtet und immer wieder sind Menschen oder Tiere auf der engen Fahrbahn.
Für Autofahrten langsam aber für uns schnell ;) So schnell waren wir lange nicht mehr unterwegs: 250 Kilometer in 4 Stunden von Rabat nach Chefchaouen. Mit dem Schiff hätten wir ca. 24 Stunden gebraucht.
Der Besitzer von unserem Riad (Ist ein traditionelles marokkanisches Mehrgenerationen Haus mit Innenhof oder Garten, auf jeder Etage gibt es einen umlaufenden Balkon zum Innenhof. Außerdem gibt es fast immer eine Dachterrasse) lotst uns zu einem Parkplatz und holt uns dort ab. Die Unterkunft liegt in der Medina (Altstadt, meist von einer Stadtmauer mit Stadttoren umgeben) und darf nicht mit dem Auto befahren werden. Wir suchen uns ein kleines Restaurant und essen ein paar marokkanische Kleinigkeiten, danach fallen wir in unser Himmelbett im Riad und fühlen uns wie in 1001 Nacht.
Nachdem wir ausgeschlafen haben gehen wir auf Erkundungstour und lassen uns durch die Gassen treiben. Es gibt natürlich jede Menge Souvenir Shops, in denen Tücher, Lederwaren, Lampen und vieles mehr aus Handarbeit angeboten wird. Aber viel interessanter sind die Gassen selber. Alles ist in verschiedene Blautöne gehüllt, Hauswände und die kleinen verzierten Türen, aber trotzdem sieht alles individuell aus. Warum in dieser Stadt alles blau ist? Ein Marokkaner, den wir in den Gassen trafen erklärte, dass das blau die Gebäude im Sommer kühl hält. Außerdem soll es keine Mücken hier geben. Wir knipsen ein Bild nach dem anderen. Wir lieben beide die Farbe blau und außerdem passt es ja auch sehr gut zum segeln :)
Am Abend gehen wir in ein kleines Homemade Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste und fühlen uns eher so als wenn wir ins Haus von jemanden gestolpert wären und in der Küche sitzen. Es ist zwar kein super Service, aber der Hauherr ist freundlich und es gibt leckere Gemüsesuppe und Tajine (Gefäß aus Lehm gebrannt, rund mit konisch spitz zulaufenden Deckel, in dem die Speisen mit Dampf gegart werden) wie Hausgemacht und zu einem super günstigen Preis.
Am nächsten morgen fahren wir, nach unser letzten Erfahrung mit den Straßenverhältnissen, früh los. Etwas über 200 Kilometer sind es bis nach Fès, eine der vier Königsstädte. Obwohl wir uns ein paar mal verfahren sind wir schon gegen Mittag dort. Wieder liegt unsere Unterkunft in der Medina. Also Parkplatz für das Auto finden und dann ganz entspannt vier Rucksäcke und Taschen durch die Gassen tragen und am besten ohne zu zögern den Weg zum Riad finden, damit niemand auf die Idee kommt uns unser Gepäck tragen zu wollen oder uns den Weg zu zeigen. Genau das passiert hier sonst an jeder Ecke. Sobald man als Touri etwas ratlos schaut oder nur kurz inne hält, ist schon jemand zur Stelle der dir helfen kann, der dich zu deinem Hotel führt, dein Gepäck trägt, die schönsten Ecken in der Gegend kennt, dir was zu rauchen … verkaufen will, das beste Restaurant kennt oder oder oder. Dafür wollen sie dann natürlich auch bezahlt werden. Also am besten immer so tun als wenn man genau weiß was man will und wohin man will. Gar nicht so einfach in der Altstadt von Fès, die die größte der Welt sein soll. Es ist ein Gassengewirr, das auf keiner Karte vollständig verzeichnet ist. Überall zweigen neue Gassen ab, und zum Teil so schmal, das gerade mal ein Mensch hindurch passt. In genau so einer Gasse liegt unser Riad. Zur Begrüßung gibt es den typischen „Berber Whisky“. Ziemlich süßer Tee mit frischer Minze. Wir bemühen uns den Tee immer ohne Zucker zu bekommen, so schmeckt er lecker und erfrischend. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben machen wir einen ersten Ausflug durch die Medina, halten uns aber an die größeren Gassen um uns nicht zu verirren. Erst am nächsten Tag wagen wir uns ins Gewirr. Die größeren Gassen sind mit Tüchern überspannt und spenden angenehmen Schatten bei 27 Grad. Die kleinen Gassen verlaufen gefühlt ohne System, biegen mal rechts und mal nach links ab und schnell verliert man die Orientierung für die richtige Richtung. Links und rechts reiht sich ein Laden an den anderen, Massen von Einheimischen schieben sich in einer enormen Geschwindigkeit durch die Gasse und man hat immer das Gefühl im Weg zu sein, dazwischen ein paar Touristen und ab und zu eilt jemand laut rufend mit einem voll bepackten Karren hindurch und alle müssen zur Seite springen. Für uns am kuriosesten sind die Gassen in denen Lebensmittel verkauft werden. Es Türmen sich nicht nur jede Menge buntes Obst und Gemüse, getrocknete Früchte, Nüsse und Gewürze auf den Ständen, sondern auch gackernde Hühner mit zusammen gebundenen Beinen wechseln den Besitzer und auch Ziegen-, Schafs- und Kamelkopfe sind an einigen Ständen aufgereiht. Das ganze kann am Anfang etwas überfordern, aber mit der Zeit gewöhnen wir uns dran. Ab und zu werfen wir mal einen Blick auf maps.me, unsere Navi App, in der zwe nur ein Bruchteil der Gassen verzeichnet sind und auch die genau Ortung nicht funktioniert, aber die Richtung in die wir uns bewegen stimmt und das kann einem schon mal etwas Orientierung verschaffen.
Wir wollen zu einem Ausguck auf die Gerbereien von Fès. Nach einigem hin und her durch verschiedene Gassen gelangen wir zu einem Größen Ledergeschäft. Natürlich gibt es keinen einfachen Ausguck, die führen alle durch ein Geschäft hindurch auf die Dachterasse.
Bevor wir die Terrasse betreten bekommen wir einen Zweig Minze in die Hand gedrückt, damit der Geruch der Gerberei besser zu ertragen ist. Der Inhaber lässt uns eine Weile gucken, dann kommt er hinzu und erklärt uns die verschiedenen Vorgänge. In großen Steinbottichen wird Schaf-, Ziegen- Kuh- und Kamelleder mit Taubenkot gegerbt. Aus weiteren Bottichen leuchten uns viele verschiedene Farben entgegen. Hier drin wird das Leder mit natürlichen Farben gefärbt. Danach geht es zurück durch das Geschäft. Uns wurden ein paar Taschen, Gürtel und Rucksäcke gezeigt, aber keiner war zu aufdringlich oder sauer als wir das Geschäft verlassen und nichts kaufen. Nachdem wir uns noch ein bisschen durch die Gassen haben treiben lassen, haben wir genug von dem Gewühl, dem Lärm, den Gerüchen und dem ständigen Lächeln und nein sagen müssen. Wir suchen uns eines der vielen Cafés mit Dachterrasse und bestellen und was frisches zu trinken. Hier oben herrscht eine himmlische Ruhe. Kaum zu glauben bei dem regen treiben dort unten. Hier verbringen wir ein paar entspannte Stunden, nur ein paar Katzen wuseln um uns herum bevor auch sie sich ein Plätzchen zum entspannen suchen.
Am Abend bekommen wir in unserem Riad ein köstliches Abendessen serviert. Da uns die Restaurants zu touristisch waren haben wir nach hausgemachten typischen marokkanischen essen gefragt und wurden nicht enttäuscht. Vorweg einen frischen marokkanischen Salat mit Koriander, Martin ein lecker gewürztes Couscous mit Rosinen und ich eine Tajine mit Mandeln und viel Gemüse und zum Nachtisch frisches Obst. Danach vielen wir pappsatt in unser Bett, denn am nächsten morgen soll es früh wieder raus gehen.
Um 7.30 Uhr verließen wir mit unserem gesamten Gepäck und einer Tüte mit eingepackten Frühstück die Unterkunft. Auf dem Weg zum Auto kaufen wir noch 2 Trinkwasserkanister, denn unser nächstes Ziel ist die Wüste und da kann man nie genug Wasser dabei haben. 500 Kilometer liegen bis zu dem kleinen Wüstenort Merzouga vor uns. Die meiste Zeit geht es durch eine karge Landschaft mal gerade Strecken und mal kurvig durchs Gebirge. Am Ende fahren wir immer an einem meist ausgetrocknetem Flussbett entlang, um das sich jede Menge Dattelpalmen säumen.
Eigentlich liegen wir gut in der Zeit, doch am Ende Kurven wir durch Merzouga und finden unsere Unterkunft nicht. Nach ein paar Telefonaten erfahren wir, dass die Adresse im Internet falsch ist und wir ein ganze Stückchen (über 10 km) zurück fahren müssen, an der Straße soll dann irgendwo ein Auto stehen und auf uns warten. Zum Glück gibt es nur eine einzige Straße, die von nichts als Sand umgeben ist. Wir finden das Auto und sollen folgen. Wir verlassen die Straße und biegen einfach rechts auf eine Sandpiste ab. Wir fühlen uns fast wie in Australien, nur dass wir dieses Mal nur einen winzigen Mietwagen fahren und keinen großen 4WD. Trotzdem erreichen wir unsere Unterkunft nach 10 Stunden gut und gerade noch im letzten Dämmerlicht. Es gibt noch was zu essen und dann geht es auch nur noch ins Bett, denn am nächsten morgen startet unser Ausflug in die Wüste.
Um 10 Uhr stehen zwei Kamele für uns bereit und dann geht es auch schon los. Ein ganz schönes Geschaukel auf so einem Kamelrücken, zum Glück sind wir sowas vom Schiff gewöhnt, allerdings ist das Schiff fast noch sanfter. Aber nach einiger Zeit geht das ganze schon ganz gut. Unser erstes Ziel ist ein Nomaden Camp. Unter einem niedrigem Sonnenschutz relaxen wir etwas und trinken frischen Minztee. Dann gibt es noch einen riesigen Teller mit Couscous und Gemüse, bevor wir uns wieder auf die Kamelrücken schwingen und in die Sanddünen reiten.
Leider zieht sich der Himmel gerade als wir in unserem Wüsten Camp ankommen etwas zu. Trotzdem machen wir uns auf den Weg und erkunden die Dünen und machen eine Fotosession. Ein kleiner Sandsturm zieht auf, es beruhigt sich aber zum Glück schnell wieder. Die Sonne sehen wir leider nicht untergehen. Als wir wieder am Camp ankommen, sind mittlerweile weitere Kamele und Reiter angekommen. Wir sitzen zusammen, dann gibt es wieder leckere Tajine und zum Ausklang des Abends wird noch am Lagerfeuer getrommelt…
























































