Die Nacht in der Wüste war für uns nicht sehr erholsam. Durch den zunehmenden Wind haben die ganze Nacht die Tücher, aus denen unser Zelt besteht geschlagen und es war furchtbar kalt. Trotzdem krochen wir morgens um 6 Uhr aus unserm Bett. Es gab eine kleine Katzenwäsche und danach bestaunen wir den Sonnenaufgang bevor wir uns wieder in den Sattel unserer Kamele schwingen und zurück zur Unterkunft reiten. Dort frühstücken wir noch und steigen wieder ins Auto.
Nächstes Ziel ist die Todra Schlucht im Atlasgebirge. Wir sind froh, dass wir unsere Unterkunft etwas außerhalb von Tinghir aber dafür in unmittelbarer Nähe zur Schlucht schon mittags erreichen. Das Zimmer ist schön, aber das Beste ist der Blick aus dem Fenster. Ich schaue direkt auf das Gebirge, unter dem Fenster plätschert der Fluss vorbei und ein paar Schafe blöken, herrlich :) außerdem gibt es noch eine Dachterrasse mit genau diesem Blick. Und dort verbringen wir dann auch den restlichen Tag in der Sonne und genießen das nichts tun. Am Abend gibt es noch Essen im Hotel und dann fallen wir müde ins Bett.
Nach dem Frühstück bestaunen wir die bis zu 300 Meter hohen Felswände der Todra Schlucht. Es ist schon beeindruckend, aber kommt nicht an den Karijini Nationalpark in Australien ran. Etwas ziellos fahren wir mit dem Auto durch die Passstraße und entdecken auf unser Navi App maps.me einem Aussichtspunkt mit Wanderweg. Wir parken das Auto auf dem Parkplatz davor und machen uns auf den Weg. Obwohl Weg kann man es schon bald kaum noch nennen. Der schmale Pfad windet sich den Berg hinauf und ist an vielen Stellen schwer zu erkennen. Aber dank der App finden wir immer wieder darauf zurück. Nach geschätzten 2 Stunden, viel Schweiß und uns leider unbekannten Höhenmetern erreichen wir den Gipfel und haben auch eine ganz schöne Aussicht auf das umliegende Gebirge. Laut unserer App soll auf der anderen Seite des Berges der Weg wieder herunterführen. Also los, damit wir noch im hellen wieder ankommen. Nach einiger Zeit wird der Weg eher zu einem ausgetrockneten Flusslauf mit vielen Felsen, der den Berg herunter führt. Ich muss anfangen zu klettern, damit ich weiter herunter komme und so langsam kommen bei mir Zweifel auf, ob dieser Weg uns wirklich zurück nach unten bringt. Aber wir gehen dann doch weiter in der Hoffnung nicht alles wieder hoch zu müssen. Das war leider die falsche Entscheidung. Denn irgendwann geht es nicht weiter und wir stehen vor einem Abgrund. Ich bin mir den Nerven am Ende, alles wieder zurück bis auf den Berg hinauf und dann den Weg zurück den wir gekommen sind. Mittlerweile ist es Nachmittag, nicht das wir es nicht mehr im hellen schaffen. Ich versuche so schnell wie möglich die Felsen wieder hinaufzuklettern und meine Beine fangen schon an zu zittern vor Erschöpfung, denn mir tat eh schon alles weh von dem Kamelritt. Doch irgendwann kommen wir oben an. Der Abstieg ist hoffentlich leichter als hinauf. Wenigstens kennen wir den Weg jetzt schon. Auf der Hälfte des Weges sehen wir ein paar Einheimische mit bepackten Eseln, die uns den Weg entgegenkommen. Kaum zu glauben das die hier den felsigen Weg hinaufkommen. Wir haben uns schon gewundert wo die ganzen Köttel herkommen. Wie nett man die eigentlich? Eseläpfel? So langsam wird uns klar, dass dies hier wohl doch kein Wanderweg ist, sondern von einem einheimischen Volk angelegt wurde um sich Lebensmittel aus dem Tal zu holen und auf den Berg zu bringen, wo sie leben. Wir hatten oben auch ein paar Steinmauern mit Decken und Plastiktrinkflaschen drin gesehen, aber nur gedacht, dass das vielleicht ein Lager von einem Hirten ist, der sich hier mit seinen Ziegen irgendwo herumtreibt. Die Ziegen haben wir nämlich überall gesehen und gehört.
Und irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Parkplatz. Völlig erledigt und ausgetrocknet, aber im hellen. Das war unser Abenteuer aus der Todra Schlucht. Aber einige Abenteuer muss ich nicht unbedingt haben. Jetzt wünschen wir uns nur noch eine entspannte und erholsame Nacht.
Für Martin wird sie es leider nicht, denn er verbringt die meiste Zeit auf Toilette. Jetzt kommt zum Ende unseres Marokko Roadtrips doch noch so eine blöde Magen Darm Geschichte. Trotzdem müssen wir weiter, denn wir haben für die nächste Nacht ein Zimmer in Aït-Ben-Haddou gemietet. Sowas ist immer blöd auf Reisen. Und leider haben wir auch alle Mittelchen gegen alle möglichen Leiden auf dem Schiff gelassen.
Gegen Mittag kommen wir in Aït-Ben-Haddou an. Und können einem kurzen Blick während des Fahrens auf die alte Stadt mit ihren traditionellen Lehmbauten werfen, die an einem Felshang gebaut ist. Im Vordergrund ist der ausgetrocknete Fluss, der von Dattelpalmen gesäumt ist zu sehen. Aït-Ben-Haddou diente vielen bekannten Filmen als Filmkulisse: James Bond – Der Hauch des Todes, die Mumie, Gladiator und Game of Thrones um nur einige zu nennen. Im 11. Jahrhundert haben die Berber des Ben Haddou Stammes von hier den Handel auf der alten Karawanenstraße zwischen Timbuktu und Marrakesch kontrolliert.
Unsere Unterkunft etwas außerhalb befindet sich ebenfalls in einem Lehmgebäude und wird von einer netten Berber Familie geführt. Es gibt wieder den typischen Minztee, für Martin noch mit einer guten Prise Cumin. Mehr als einen kurzen Trip in die alte Stadt unternehmen wir nicht, denn Martin geht es nicht wirklich besser. Da hilft nur viel Schlaf.
Denn am nächsten Morgen geht es schon weiter nach Marrakesch. Wir haben uns für die Route über Telouet entschieden. Die ist etwas abenteuerlicher, aber trotzdem mit unserem kleinen Mietwagen zu befahren, wie wir am Abend von einem französischem Pärchen in unserer Unterkunft erfahren haben. Martin geht es besser, aber fühlt sich noch etwas geschwächt.
Die Stecke können wir nur empfehlen. Schmale Straßen, die sich durch das Gebirge winden, schöne Aussichten, im wieder kleine Ansammlungen von Lehmbauten und Bergketten im den verschiedensten Farbtönen. Den größten Teil der Strecke ist die Straße asphaltiert, nicht immer gut, aber ok. Ein Teil der Strecke ist noch nicht ganz fertig gestellt und wir müssen über Schotterpiste fahren, die aber gut geplättet ist. Und wir kommen schneller durch als gedacht und plötzlich befinden wir uns im Großstadtdschungel von Marrakesch.
Enge Straßen, Pferdekutschen, Roller, Fußgänger und Autos, alles durcheinander. Schnell suchen wir uns einen 24 Stunden Parkplatz und tragen unser Gepäck in die Medina von Marrakesch.
Wir haben ein wunderschönes Riad, gut gelegen, im wenigen Gehminuten erreichen wir den berühmten Platz Djemaa el Fna. Trotzdem sind wir hin und her gerissen was Marrakesch angeht. Martin fast noch mehr als ich. Marrakesch ist schön und interessant, aber auch sehr anstrengend. Und gerade was die Preise in der Medina angeht haben wir die Erfahrung gemacht, dass alles sehr überteuert ist und viele nicht mit sich handeln lassen wollen. Vielleicht gibt es dort genug Touristen die die Sachen für den angegebenen Preis kaufen.
Viel machen wir nach unser Ankunft nicht. Einen kleinen Rundgang durch die Umgebung und dann suchen wir uns ein Restaurant außerhalb der Medina. Hier ist Marrakesch eine normale Großstadt, jedenfalls wenn man das große Getümmel um die Medina verlassen hat. An der Hauptstraße gibt es viele große Restaurants und viele bekannte Klamottenläden wie H&M mit ganz normalen Preisen.
Am nächsten morgen machen wir uns auf den Weg zum Djemaa el Fna. Dies ist der zentrale Marktplatz von Marrakesch. Tagsüber hält sich das Treiben noch in Grenzen und ist überschaubar. Ein paar Schlangenbeschwörer, kleine Stände mit allen möglichen Heilmittelchen, Henna Stände und Saftläden, dazwischen laufen ein paar Menschen herum. Von hier geht es für uns in die Souks (Basar) und wieder rein ins Gassengewirr. Alles ist in verschiedene Bereiche unterteilt: exotische Gewürze, Lederwaren, Tücher in allen Farben, Holzarbeiten und Metallarbeiten. Irgendwo in der Nähe der Verkaufsviertel sind die entsprechenden Arbeitsbereiche zu finden, in denen die Produkte gefertigt werden. Für mich der interessantere Teil. Die Arbeiter sitzen in ihren kleinen Nischen (meist nur ein kleiner Raum) oder davor und nähen und färbe Stoffe, schmieden oder treiben Metall oder fertigen Lederschuhe. Fast alle haben uns freundlich zugelächelt, wenn wir interessiert geschaut haben. Eher anstrengend fanden wir den Verkaufsteil. Das ständige Lächeln und nein sagen gehört halt dazu. Aber die Preise für die meisten Sachen sind total überteuert, auch im Gegensatz zu anderen Städten in Marokko. Auch trotz hartnäckigem handeln sind wir nicht weit vom Anfangspreis weggekommen oder der Verkäufer hat gleich abgewunken wenn man mit einem Drittel begonnen hat. Leider haben wir den Fehler gemacht viele Sachen, die wir kaufen wollten uns für das Ende unseres Roadtrips aufzuheben, damit wir nicht alles mit uns herum schleppen müssen. Trotzdem haben wir eine Tajine und eine Hose für mich ergattert. So, Sachen schnell in der Unterkunft abladen und dann wollen wir zum Sonnenuntergang auf eine der Dachterrassen am Djemaa el Fna. Cafés und Restaurants gibt es dort einige, aber die meisten davon laden von den Preisen und der Qualität her nicht zum Essen ein. Also bestellen wir uns einen frisch gepressten Orangensaft und warten darauf, dass ein Platz in der ersten Reihe frei wird. Von hier aus haben wir den perfekten Überblick über den Djemaa el Fna. Wo am Vormittag noch ein gemächliches Treiben herrschte, schieben sich nach und nach immer mehr Menschen Massen entlang, die kleinen Stände weichen und es machen sich Märchenerzähler, Gaukler, Musiker und Wunderheiler breit, die Geräuschkulisse verwandelt sich in ein lautes Stimmengewirr, dazwischen hört man Trommeln und der Muezzin ruft zum Gebet. Rauchschwaden ziehen durch die Luft und vernebeln die Sicht, es riecht nach gegrilltem von den unzähligen Imbiss Ständen, die zum Abend hin aufgebaut werden. Nachdem wir unzählige Fotos geschossen haben und es dunkel ist machen wir uns auf die Suche nach etwas zu Essen.
Leider irren wir dabei etwas durch die Gassen der Medina und jeder will uns zurück zum Platz bringen. Auch nachdem wir immer wieder sagen, dass wir keine Hilfe brauchen und eine Karte haben laufen die Marokkaner weiter vorweg. Wir bleiben stehen – sie auch, wir gehen weiter – sie auch, sie biegen unserer Meinung nach in die falsche Richtung ab – und meinen es wäre richtig und wir sollen folgen, wollen wir aber nicht, trotzdem lassen Sie uns nicht mehr aus den Augen. Der eine möchte Geld und wir müssen diskutieren. Die anderen können wir abhängen indem wir stehen bleiben, wo mehr Menschen sind und sie laufen schimpfend davon. Kein schönes Erlebnis, etwas unwohl fühle ich in dieser Situation schon. Jetzt wollen wir nur noch etwas essen, finden noch ein schönes und nicht touristisches Restaurant. Nach dem Essen will ich nur noch aufs Zimmer. Mir ist schon seit einigen Stunden nicht gut und leider wurde jetzt meine Nacht nicht wirklich erholsam und verbrachte die meiste Zeit auf und vor der Toilette.
Trotzdem wieder früh hoch, denn wir müssen den Mietwagen am Mittag in Rabat abgeben. Diesmal „fliegen“ wir mit 120 km/h die 300 Kilometer über die Autobahn, während die lose Stoßstange
im Fahrtwind klappert.
Endlich wieder zu Hause! Egal wo in der Welt unser Schiff liegt, hier fühlen wir uns zu Hause. Ich lege mich nur noch ins Bett und ruhe mich aus. Martin geht noch auf Shopping Tour: Sachen kaufen, die in Marrakesch zu teuer waren und mit frischen Lebensmitteln eindecken, denn eigentlich ist für den nächsten Tag das passende Wetterfenster für die Überfahrt zu den Kanaren da.
Martin kommt beladen wie ein Packesel zurück. Auf einem einheimischen Markt hat er jede Menge Obst und Gemüse zu unglaublich günstigen Preisen ergattert, eben null touristisch. Auch einen Gewürz Shop hat er noch gefunden und dort kosten die Gewürze nur ein Zehntel von dem was in Marrakesch verlangt wurde. Juhuuu! Jede Menge Mandeln, Walnüsse, Datteln und Gewürze :)
Am Abend beschließen wir nicht los zu fahren. So lange ich nicht fit bin macht eine 5 tägige Überfahrt keinen Sinn.
Gute Entscheidung, denn Martin geht es am nächsten Tag auch nicht gut. Also liegen wir im Bett und außer 1-2 Bananen gibt es nichts für uns. Wann es los geht gucken wir spontan, je nach Befinden. Wir fühlen uns besser am nächsten Morgen, trotzdem gibt es erst mal nichts zu essen. Ich fange an eine große Portion Kartoffelsuppe auf Vorrat zu kochen und Martin macht das Schiff klar. Ob wir noch losfahren werden wir am Nachmittag entscheiden.
Etwas schlapp, aber sonst gesund machen wir uns am Nachmittag mit der flow auf den Weg zur Tankstelle und zum Zoll. Tanken, Papiere ausfüllen, Zoll, Polizei und Einwanderungsbehörde an Bord lassen und wieder sorgte unser Gewürzregal für Lacher. Alles ok! Wir können los! Das Pilot Boot begleitet uns noch den Fluss hinaus und die Besatzung winkt uns noch einmal zu und dann segeln wir zum Sonnenuntergang den Kanaren entgegen.
Toller Bericht, weiter so!
Danke :)
Macht Spaß zu lesen. Viel Glück und Erfolg weiterhin euch beiden
Danke :)
Schön zu lesen. Tolle Bilder. Ich wünsche Euch noch viel Spaß.
Danke :)