Lange ist er her, unser letzter Beitrag auf unserem Blog. Fast genau ein Jahr ist seitdem vergangen und viel ist passiert. Es war ein turbulentes Jahr 2016 für uns mit nicht nur guten Ereignissen und wir brauchten erst einmal Zeit für uns um alles zu verarbeiten und zu gucken wie es weitergeht. Aber erst einmal von vorne:
Am 04.01.2016 ging es morgens pünktlich um 3 Uhr mit dem Taxi zum Sydney Airport um den 6 Uhr Flieger nach Dubai zu bekommen. Die 13,5 Stunden Flug haben wir gut überstanden und konnten dann in die 2. Etappe nach Hamburg starten. Beim Boarding war ich etwas überrascht als die Stewardess mein Ticket zerriss und mir ein neues in die Hand drückte. Beim Blick auf das Ticket welch eine Freude: ein Upgrade auf die Business Class :) Da konnten wir es uns dann die nächsten 6,5 Stunden noch mal richtig gut gehen lassen um unserer Familie dann frisch und munter am Hamburger Flughafen entgegenzutreten ;) So traurig es auch war Australien zu verlassen, umso schöner war es Familie und Freunde wiederzusehen. Wie häufig habe ich das schon gesehen am Flughafen, wenn sich die Schiebetür nach den Gepäckbändern öffnet und auf der anderen Seite die Leute freudig empfangen wurden und mich gefragt was das für ein Gefühl ist. Jetzt weiß ich es :) Den Abend ließen wir dann noch in einem kleinen Restaurant ausklingen bevor es zurück in die Hamburger Wohnung ging, wo ich mich auch gleich wieder wie zu Hause fühlte. Es war alles noch so wie vor einem Jahr. Die nächsten Wochen brauchten wir allerdings dann doch noch etwas Zeit uns einzugewöhnen. Einmal der Jetlag, dann die Kälte (auch wenn es kein richtiger Winter letztes Jahr war, aber von über 30 Grad auf unter 10 Grad ist auch schon hart), die Dunkelheit und die Stimmung in den Einkaufszentren und Supermärkten (keiner lächelt und keiner redet mit dem anderen, in Australien wird fast überall Smalltalk gehalten).
Mit dem Verkauf unseres Autos ging dank Vicky auch noch alles glatt. Mit etwas Druck war das Auto am 12.01.2016 fertig und wurde an Franzi und David übergeben.
So, jetzt aber zur Überschrift: Warum heißt unsere Homepage eigentlich flow-sailing.com, obwohl wir doch in Australien und auch nicht mit einem Segelschiff unterwegs waren, sondern mit dem Auto. Das ist eine etwas längere Geschichte und reicht auch einige Zeit in die Vergangenheit zurück. Konkret fing das Ganze im Sommer 2014 an, bei Martin allerdings schon in der Kindheit als er noch ein kleiner Junge war und ein Abenteuerbuch nach dem anderen verschlang, in denen es um Segler ging, die in ihrem Schiff ein Abenteuer nach dem anderen auf den Meeren dieser Welt erlebten. Und da dachte sich der kleine Martin damals: „Das werde ich auch mal machen!“. Und das erzählte Martin mir dann auch schon bei unserem ersten Date, das natürlich auch auf dem Wasser in einem Segelboot stattfand :) Er möchte in seinem Leben auf jeden Fall noch mal durch Australien reisen und einmal mit einem Segelschiff um die Welt segeln!
Das alles hörte sich damals für mich nach ganz viel Abenteuer an, aber so richtig vorstellen konnte ich mir das nicht. Allerdings haben wir den ersten Teil, Australien, ja jetzt schon geschafft :) Nach und nach fing Martin an mir Bücher von Weltumseglern zum Lesen zu geben und mir Links von Segel Blogs zu schicken. Und als ich dort all die schönen Bilder von fernen Inseln sah, auf die man zum Teil nur mit einem Schiff gelangen kann, reifte in mir nach und nach der Wunsch all diese traumhaften Orte auch mal zu besuchen. Zum Spaß haben Martin und ich ab und zu mal im Internet die Kleinanzeigen gebrauchter Segelschiffe durchgeschaut, aber das war mehr zum Träumen und außerdem stand auch erst mal die Australienreise an. Bis ich zufällig auf einem Reiseblog eine Anzeige für ein Segelschiff entdeckte: die flow, aber auch ganz schnell wieder vergaß. Bis ich auf einer Autofahrt wieder dran dachte und Martin versuchte aufzuzählen, ohne Segel Hintergrundwissen, was das Schiff aus der Anzeige mit sich bringt. Dort gibt es sowas wie eine Windsteueranlage, ein Windgenerator, Kurzwellenfunk, … und je mehr ich aufzählte desto größer wurden Martins Augen. Als ich dann noch sagte, dass das Schiff irgendwo in Barth liegt, wovon ich bis dahin noch nie gehört hatte, und Martin sagte, dass seine Oma dort um die Ecke wohnt stand fest, das Schiff gucken wir uns einfach mal an. Im Juni 2014 war es dann soweit. Nach einem Besuch bei Martins Familie standen wir dann das erste Mal vor der flow. Zu der Zeit stand sie gerade am Land und Martin gefiel was er sah und auch ich hatte nichts zu meckern. Es gab ein kleines Bad mit Klo und sogar einen Backofen ;) Das genügte mir erst einmal. Die netten Eigner Anne und Marcus boten uns dann auch gleich an, die nächsten Wochen einmal Probe zu segeln, da die flow eh ins Wasser soll. Und da wir eine längere Anfahrt von Hamburg aus haben auch Probe zu schlafen auf der flow. Das nahmen wir natürlich an. Bis zum Probesegeln arbeitete es in uns.
Ist es sinnvoll jetzt ein Schiff zu kaufen, vor der großen Australienreise? Aber die flow ist sooo schööön! Was machen wir mit dem Schiff, wenn wir in Australien sind? Aber die flow passt sooo gut zu uns! Würden wir später wenn wir ein Schiff suchen noch mal so ein gutes Schiff wie die flow finden? Wollen wir überhaupt nach unserer Australienreise gleich weiterreisen?
Es gab so viele logisch Argumente gegen die flow aber irgendwie war in unseren Köpfen klar: das ist unser Schiff! Und so fuhren wir an einem schönen sonnigen Wochenende mit unseren Schlafsachen nach Barth zum Probesegeln. Wir unterhielten uns viel mit Anne und Marcus, die 7 Jahre mit der flow, zwischen Deutschland und Panama, unterwegs waren und hatten einen tollen Probetörn. Und zum Trotz aller logischer Argumente entschieden wir uns für die flow. Wir hatten einfach das Gefühl, dass dieses Schiff zu uns gekommen ist und wir nicht danach gesucht haben. Und der Name gefiel uns auch von Anfang an. Also unterschrieben wir im Sommer 2014 den Kaufvertrag und verbrachten die letzten Sommerwochen noch viel Zeit in Barth und auf der flow. Im Oktober kam sie dann wieder an Land und wurde von uns gut verpackt um sie für die nächsten 1,5 Jahre vor Wind und Wetter zu schützen. Und schneller als wir dachten kam der Januar 2015 und unser Flug nach Australien. Bis dahin wusste niemand aus unserer Familie von unserem Schiff und unseren Plänen nach Australien, aber irgendwie konnten wir uns das alles selbst noch nicht so ganz vorstellen und war auch noch so lange hin und es sollte sich bis alles feststeht keiner Sorgen machen.
Und dann kam in Australien der Zeitpunkt an dem wir uns über die Zeit danach Gedanken machen mussten. Was wird mit der flow? Geht unsere Reise nach Australien weiter? Wann geht die Reise weiter? Wie finanzieren wir die weitere Reise? Da wir uns beide nach Australien nicht vorstellen konnten wieder lange Zeit in unserer Wohnung in Hamburg zu wohnen und zu arbeiten stand schnell fest: es geht weiter. Und am liebsten so schnell wie möglich. Mit der Finanzierung sah es schwieriger aus. Auf der Segelreise werden wir nicht arbeiten können wie in Australien, also musste eine andere Finanzierung her. Es sollte ein weiteres Boardinghouse geben. Martin besitzt schon ein Boardinghouse (Zimmervermietung/ Wohnen auf Zeit), das auf unserer Australienreise nebenher lief, aber nicht unsere gesamten Reisekosten finanzierte. Deshalb ein zweites. Gleich nach unserer Ankunft in Deutschland wollten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Fläche machen, diese umbauen, einrichten, vermieten, das Schiff für die Reise fertig machen und im Sommer zum nächsten Abenteuer aufbrechen. Das war der Plan. Aber leider läuft nicht immer alles nach Plan und es kam anders.
Martin hat ab Februar wieder mit seinem Job bei der Behörde begonnen und auch ich habe ab März einen befristeten Job als Physiotherapeutin angefangen und nebenbei wurde fleißig nach geeigneten Boardinghouse Flächen gesucht. Das gestaltete sich leider schwerer als gedacht. Entweder war der Grundriss nicht geeignet, die Vermieter wollten kein Boardinghouse oder die Behörden machten uns einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem machten wir uns ab dem Frühjahr regelmäßig auf zur flow und fingen an am Wochenende am Schiff zu arbeiten. Altes Antifouling abschleifen, Primer streichen, neues Antifouling streichen, alte Fenster raus, neue Fenster rein, Decksaufbau neu streichen, … Die Zeit verging aber keine Boardinghouse Fläche kam. Immer wieder kamen Zweifel auf. Werden wir es noch rechtzeitig schaffen? Allerspätestens Anfang August hätten wir los gemusst um noch rechtzeitig ohne Herbststürme die Biskaya zu überqueren. Sollen wir weiter Zeit und Geld in das Schiff investieren? Was machen wir mit unserer Wohnung? Sollen wir einen Untermieter suchen? Oder lieber nicht? Der Wunsch war so stark noch dieses Jahr loszukommen, also machten wir weiter. Auf jeden Fall sollte das Schiff ins Wasser kommen und nach Hamburg.
Dann kam im Sommer eine geeignete Fläche und auch die ersten Verhandlungen. Mein befristeter Job endete, Martin hörte auch wieder auf in der Behörde, ich suchte mir einen Untermieter für meine Wohnung und wir überführten die flow von Barth über den Nord Ostseekanal in 5 Tagen nach Hamburg. Und dann kam genau an dem Tag als ich meine Wohnung abgeben musste doch noch die Absage für die Boardinghouse Fläche. Was für ein blödes Gefühl, die Wohnung jemanden zu überlassen und selber nicht zu wissen wohin und wie es weitergeht. Als wenn jemand einen den Boden unter den Füßen wegreißt. Jetzt brauchte ich erst mal Zeit für mich um mir klar zu werden was ich will und was jetzt kommt. Martin ist erst einmal auf die flow gezogen. Das konnte ich nach der ganzen Sache einfach nicht und bin für ein paar Tage zu meinen Eltern gegangen.
In der Zeit haben wir dann auch beschlossen, dass die Reise hier nicht zu Ende gehen soll. Wir wollen weiter nach einer Boardinghouse Fläche suchen und dann im nächsten Frühjahr los segeln. Martin arbeitet seit Oktober wieder in der Behörde. Bei mir ist das leider nicht so einfach einen befristeten Job zu bekommen, jedenfalls nur mit großen Abstrichen für mich. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen in der Zeit die Reise vorzubereiten (Flaggen nähen, recherchieren, …) und Martin den Rücken freizuhalten.
Spontan haben wir vorher noch einen günstigen Flug nach Spanien gebucht um mal abzuschalten und den Kopf frei zubekommen. Bis dahin haben wir mal bei Freunden (vielen lieben Dank noch mal) und mal auf der flow gewohnt. Anfang September ging es dann nach Miami Playa in die Ferien Wohnung meiner Oma.
Da es nach dem Urlaub auf der flow langsam zu kalt wurde zogen wir schnell in das Gartenhäuschen meiner Eltern, wo wir bis heute drin wohnen dürfen. Danke :) Aber auch die nächsten Wochen zog sich die Suche nach der passenden Gewerbefläche dahin. So langsam kamen Zweifel auf. Wenn es bis zum Frühjahr wieder nichts wird? Sollen wir vielleicht nicht loskommen? Aber warum ist die flow damals zu uns gekommen?
Doch dann kurz vor Weihnachten kam der Stein dann ins Rollen. Durch ein paar Zufälle hat Martin eine Fläche nicht weit vom alten Boardinghouse wiederentdeckt und es sah wirklich gut aus, dass es auch funktioniert. Und dann kurz vor Silvester war der Vertrag mit Beginn 01.01.2017 unterschrieben. Fast auf den Tag genau 3 Jahre nach dem ersten Boardinghouse. In uns machte sich Erleichterung breit. Und gerade mir fällt es jetzt viel leichter mich zu motivieren, da das Ziel jetzt klar vor Augen steht. Vorher war immer eine Ungewissheit da und irgendwann fragt man sich wozu man das alles macht, wenn es am Ende vielleicht doch nicht klappt. Jetzt werden erst mal ein paar anstrengende Wochen mit viel Arbeit vor uns liegen, aber immer mit dem einen Ziel am Ende.
Und jetzt wisst ihr warum unser Blog flow-sailing.com heißt.
Es war keine einfache Zeit für mich. Aber genau an solchen Situationen wächst man. Man plant und tut und macht und im letzten Moment bricht alles zusammen. Wohnung war vermietet, Job gekündigt und die Zeit zum los segeln war vorbei. Und dann die große Frage was kommt jetzt? Das „normale“ Leben weiterführen? Einen neuen Job suchen und sich von dem Traum des Reisens verabschieden? Das Risiko eingehen, dass die Finanzierung der Reise in einem weiteren halben Jahr nicht klappt? Viele Zweifel, aber im Hinterkopf war klar. Ich möchte weiter Reisen. Es brauchte nur etwas Zeit um mir dieses bewusst zu machen. Und am Ende hat meistens alles seinen Sinn, auch wenn man ihn in der aktuellen Situation nicht immer sieht. Wir haben viel an uns gearbeitet und werden ab dem Frühjahr viel Zeit haben mit der flow Europa zu erkunden und langsam und entspannt zu den Kap Verden zu segeln :)