Die erste Ratlosigkeit nach der Ankunft wurde schnell von Tatendrang abgelöst. Noch am selben Tag packten wir unsere persönlichen Sachen aus dem Auto und am nächsten Tag versuchten wir den roten Staub, der noch in jedem Winkel saß zu entfernen und brachten unser Auto auch von außen auf Hochglanz. Am Ende glänzte es wie es seit einem Jahr nicht mehr geglänzt hat :) Die ganze Putzaktion hatte natürlich einen Grund. An unsren letzten Camping Tagen hatte sich ein deutsches Pärchen auf unsere Verkaufsanzeige gemeldet und wir hatten bereits einen Besichtigungstermin für den darauffolgenden Tag vereinbart. Mit unserem strahlenden Auto fuhren wir zum vereinbarten Treffpunkt, der lustigerweise im gleichen Ort stattfand, in dem wir vor fast einem Jahr unser Auto besichtigt hatten. Fast 7 Stunden zeigten wir David und Franzi ausführlich unser Auto, tauschten uns über unsere Reiseerfahrungen aus und unterschrieben am Ende einen Vorvertrag. Den beiden hat unser Auto auf Anhieb gefallen, doch mussten wir vor der Übergabe noch ein Roadworthy Certificate (wie bei unserem TÜV) für unser Auto bekommen. Wir sind froh so jemanden wie David und Franzi gefunden zu haben, die unser Auto so zu schätzen zu wissen wie wir. Leider mussten wir vor ein paar Tagen feststellen, dass Col Warren Automotive, die Werkstatt bei der wir zu Beginn unserer Reise das Auto haben prüfen lassen, nicht mehr existierte, da der Inhaber in Rente gegangen ist. Deshalb telefonierten wir eine Werkstatt nach der anderen ab um noch vor Weihnachten einen Termin für das Roadworthy zu bekommen.
Am 22.12. war dann der Termin und auch David und Franzi kamen noch mal mit dazu um einen Blick unter das Auto zu werfen. Leider gab es keine guten Nachrichten. Wir bekamen kein Roadworthy Certificate. Das kam für uns sehr überraschend, da bei allen Mechanical Checks auf unserer Reise immer alles in Ordnung war. Jetzt hieß es zu überlegen wie wir weiter vorgehen, da diese Werkstatt für die nächsten vier Wochen Urlaub hat und wir somit dort keinen Termin für Reparaturen oder eine Wiedervorstellung bekommen konnten. Die hinteren Bremsscheiben waren inzwischen einen Millimeter zu dünn. Hier stand für uns sofort fest, dass wir diese selber wechseln werden. Das eigentliche Problem war allerdings ein Teil der vorderen Radaufhängung. Hierfür suchten wir am nächsten Tag eine Spezialwerkstatt auf, die unter unser Auto schaute und uns mitteilte, dass alles in Ordnung sei und uns riet das Roadworthy noch ein mal bei einer anderen Werkstatt zu machen. Kurzfristig bekamen wir dann auch noch einen Termin. Mit glänzenden neuen Bremsscheiben machten wir uns auf den Weg. Doch auch hier bekamen wir leider nicht das Roadworthy. Uns irritierte hierbei, dass zum Teil völlig andere Sachen bemängelt wurden und nur ein kleinerer Teil der Radaufhängung. Auf Nachfrage wegen der Radaufhängung bestätigte uns der Werkstatt Chef, dass bei einem normal Mechanical Check nichts beanstandet worden wäre und es für das Roadworthy spezielle Anforderungen gibt. Nach ein paar Internetrecherchen haben wir das Gefühl es würde bei zehn verschiedene Werkstätten auch zehn unterschiedliche Ergebnisse geben. Außerdem wurden Sachen am Auto bemängelt, die bei unserem Roadworthy vor einem Jahr nicht bemängelt wurden und definitiv so schon vorhanden waren. Da uns ja nicht mehr viel Zeit blieb, ließen wir uns einen Kostenvoranschlag geben und machten für nach Weihnachten einen Termin. Leider waren auch David und Franzi durch die unterschiedlichen Ergebnisse verunsichert.
Jetzt standen aber erst mal die Weihnachtsfeiertage an und in der Zeit konnten wir eh nichts rund um das Auto ausrichten. Trotzdem konnten wir mit unseren Gedanken nicht ganz loslassen. Deshalb machten wir uns an Heiligabend, bei traumhaften 35 Grad auf zum Strand. Und um am Abend etwas Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen machte Romina, wie in ihrer Familie Tradition, eine Auflaufform voll mit Marzipan-Bratäpfeln. Am 25.12. wurde dann auch hier in Australien Weihnachten gefeiert und bei Vicki war ein großes BBQ mit 25 Leuten (Familie und Freunde) geplant. Jeder brachte was leckeres zu Essen mit. Unser Beitrag war türkisches Hefegebäck und selbst marinierte Hähnchenspieße, was wir noch am 24.12. abends vorbereitet hatten. Aufgrund der Hitze und dem Wind gab es dann leider einen Total Fire Ban (Feuerverbot), wodurch das Grillen flach fiel und schon um 12 Uhr mittags war die Küche voll mit Gästen, die noch ihr Essen zubereiteten. Als alles fertig war ging nach einer kurzen Ansprache die Schlacht auf das Buffet los. Allerdings wollte wegen der Hitze kaum jemand draußen sitzen, sondern lieber im klimatisierten Wohnzimmer, obwohl draußen extra eine lange Tafel mit großen Sonnenschirmen aufgestellt wurde. Nach dem Essen wurde dann Kris Kringel gespielt, ähnlich wie unser Julklapp. Jeder bringt ein Geschenk im Wert von zwanzig Dollar mit, zieht eine Nummer, in der Reihenfolge dürfen sich dann die Geschenke ausgesucht und noch wild getauscht werden. Und auch wir gingen nicht leer aus. Es gab typisch deutsche Lebkuchen von Lambertz und das bei über 35 Grad in Australien :) Danach gab es noch typisch australischen Nachtisch. Einmal Pavlova; eine Art Torte mit einem Boden aus nicht ganz hart gebackenem Baiser, darauf Sahne mit Früchten dekoriert und einen Plum Pudding; eigentlich eher typisch Großbritannien und sieht für uns eher aus wie ein trockener Kuchen mit ganz viel Trockenobst, serviert mit Vanillesoße. Trotz der ganzen Leckereien gab es für uns am Abend noch zwei übrig gebliebene Bratäpfel :)
Der 2. Weihnachtsfeiertag begann für uns erst mal mit einer Einkaufstour, denn heute sollte es unser deutsches Weihnachts-Menü geben. Hierfür kauften wir noch eine frisch Ente und frische Himbeeren. Danach ging es an die Küchenschlacht. Heraus kam eine knusprige leckere Ente mit Rotkohl (deutscher Rotkohl aus dem Glas, aber verfeinert) und Kartoffel mit viel Soße. Zum Nachtisch gab es eine Mascaponecreme mit Himbeeren und Spekulatius, dazu einen selbst gemachten weißen Glühwein. Somit haben wir versucht etwas Tradition in ein für uns ganz ungewöhnliches Weihnachten zu bringen. Aber am meisten hat einfach die Familie gefehlt.
Da David und Franzi so verunsichert waren mussten wir davon ausgehen, neue Käufer für unser Auto finden zu müssen. Allerdings blieben uns nur noch zwei Tage bei Vicki bevor es nach Sydney ging. Zum Glück kam uns da wieder die Gastfreundschaft und inzwischen Freundschaft zu Vicki zugute, die uns versprach einen Käufer für unser Auto zu finden falls wir es nicht mehr schaffen. Trotzdem blieb ein ungutes Gefühl dabei. Am Montag, unserem letzten Tag vor der Abreise, mussten dann Sachen sortiert und gepackt werden, bis alles in unsere Koffer hinein passte. Als wir gerade beim Abendessen waren, standen plötzlich David und Franzi vor unserer Tür, um noch ein Mal persönlich mit uns zu reden. Nach einem langen Abend konnten wir Ihre Unsicherheiten klären und einigten uns auf eine Übergabe nach bestandenen Roadworthy bei der zweiten Werkstatt. Da wir uns zu dieser Zeit schon in Sydney sind, wird Vicki für uns die Übergabe abwickeln. Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten morgen um sechs Uhr mit der Bahn nach Sydney. Eigentlich hofften wir uns auf der elfstündigen Fahrt ausruhen zu können. Doch nach der halben Strecke hieß es für alle die Bahn verlassen und in den Bus umzusteigen, da die Gleise kaputt waren. Etwas langsamer und unbequemer ging es weiter nach Sydney und so kamen wir erst gegen 22.30 Uhr an unser Unterkunft in Sydney an. Wegen dem Stress der letzten Tage verbrachten wir unseren ersten Tag in Sydney an einem der vielen Stadt Strände und relaxten nur. Dann stand auch schon Silvester vor der Tür. Als wir uns über Plätze mit gutem Blick auf das Feuerwerk informierten, stellten wir mit erschrecken fest, das diese schon früh am Tag voll sind und von Securitys abgesperrt werden. Also packten wir nach dem Frühstück unseren Rucksack mit Essen und Trinken für einen langen Tag und machten uns auf den Weg nach Kirribilli (Marry Booth Reserve), gegenüber vom Opera House. Gegen 13 Uhr ergatterten wir einen guten Platz direkt am Wasser mit gutem Blick auf die Harbour Bridge und auch auf das Opera House, obwohl schon viele Leute dort waren. Jetzt hieß es warten. Bei 27 Grad im Schatten, der uns nur durch einen kaputten Regenschirm gespendet wurde machten wir es uns für die nächsten 11 Stunden auf unseren Handtüchern so gemütlich wie möglich. Während wir in der Sonne dösten schaffte es eine Welle bis zu uns nach oben und überspülte uns bis zur Hüfte. Bei dem Wetter eine erfrischende Abkühlung ;) Gegen Abend wurde uns die Wartezeit noch mit einer Air Show über dem Sydney Harbour verkürzt und um 21 Uhr gab es dann das erste Feuerwerk für die Kleinen. Danach war es dann nicht mehr lang bis zum großen Finale. Dann kam der Countdown und die letzten 10 Sekunden wurden herunter gezählt und plötzlich schien die Harbour Bridge zu explodieren. Zusätzlich wurde sie mit Scheinwerfern und bunten Lichtern beleuchtet. Es war ein unbeschreibliches Feuerwerk. So etwas haben wir vorher noch nicht gesehen und dafür hat sich die lange Wartezeit auf jeden Fall gelohnt. Nach 12 Minuten war dann auch alles schon wieder vorbei und wir im Jahre 2016, vor allen anderen, als erste auf der Welt :) Komisches Gefühl. Und schon war große Aufbruchstimmung und alle strömten Richtung Bahn, wo es sich dann auch schnell staute. Zum Glück waren wir recht weit vorne und dann schon um 2.30 Uhr zu Hause. Die letzten drei Tage vor unserer Rückreise nach Hamburg verbrachten wir noch am Strand und mit einem letzten Besuch in der Innenstadt von Sydney.
Jetzt sind die Koffer gepackt und am 4. Januar 2016 um 3 Uhr morgens brechen wir zum Flughafen auf und werden hoffentlich am 4. Januar 2016 pünktlich um 19 Uhr in Hamburg eintreffen.
Das war dann wohl der letzte Bericht aus Australien. Schade, ich werde es vermissen. Aber dafür seid ihr wieder hier, darüber freue ich mich natürlich.
Gute Heimreise!
Schade das es vorüber ist. Hoffe ihr seid gut angekommen in Hamburg. In der letzten Zeit war recht viel los, musste Kurse organisieren, Selbstverteidigung etc. Also kam ich nicht dazu regelmäßig zu lesen. Wird bestimmt schwierig sich hier im hysterischen Deutschland wieder einzuleben. Über Weihnachten war ich in Beijing, Hongkong und Shenzhen. Das nächste Flugticket hab ich schon in der Tasche, Seoul.
Als ich das erste mal aus Asien zurück war dachte ich, nie wieder werde ich sowas tolles erleben. Aber schon 6 Monate später war ich wieder da. Seid nicht traurig das es vorbei ist, weil zu Ende ist es noch lange nicht. Es gibt immer ein neues Abenteuer.