2.10. – 11.10.2017
Nachdem wir unseren Lissabon Besuch so häufig verschoben haben. War es am Montag endlich soweit. Wir versuchten alle Probleme mit den Motoren zu vergessen und machen uns am Morgen auf dem Weg zur Bahn, die vom Ankerplatz aus gut zu erreichen ist. Nach ca. 30-40 Minuten sind wir dann auch schon in Lissabon.
Ich war vor ca. 10 Jahren schon mal mit Kerstin (einer Freundin) in Lissabon.
Auch wenn ich eigentlich nicht so auf Städte stehe, sondern die Natur bevorzuge, Lissabon ist eine wirklich schöne Stadt. Mit ihren viele kleinen engen und steilen Gassen und den vielen Treppen fühlt man sich gar nicht wie in einer Großstadt. Aber genau das machte uns an diesem Tag auch zu schaffen. Wir haben uns den heißesten Tag ausgesucht und wir kamen bei dem ganzen bergauf steigen bei 32 Grad ganz schön ins schwitzen. Wir haben den Tag in Lissabon genossen, mittags noch ein kleines Restaurant mit vegetarischem/veganem Buffet entdeckt und abends kaputt aber glücklich zurück nach Cascais gefahren.
Leider hat es jetzt mich erwischt und ich schlage mich seit Lissabon mit einer Erkältung rum.
So langsam wollen wir weiter. Es hält uns nichts mehr in Cascais. Nach dem ganzen blöden Kram hier wollen wir neues entdecken und neue schöne Erfahrungen machen. Also bereiten wir alles vor um am Mittwoch morgen den Anker zu lichten und weiter Richtung Süden zu segeln. Am Abend paddelt Martin noch mit unserem Dinghy zu einem Segelschiff mit deutscher Flagge. Markus, der eigentlich Einhand unterwegs ist und seine Freundin Svea, die gerade zu Besuch ist kommen auf eine Flasche Wein vorbei und wir verbringen einen schönen Abend bei uns im Cockpit.
Da mal wieder sehr wenig Wind vorausgesagt ist lichten wir kurz vor Mittag den Anker und machen uns auf den Weg zum nur 25 Seemeilen entfernten Sesimbra. Wir setzten das erste mal unseren Spinnaker, ein sehr großes farbiges und sehr leichtes Segel welches mit einem zusätzlichen Baum gefahren wird und deswegen mehr Vorbereitungszeit benötigt aber bei wenig Wind ordentlich ziehen kann, und so dümpelten wir mehrere Stunden bei unter 10 Knoten Wind aber teilweise 4 Knoten Fahrt über Grund Richtung Cabo Espichel. Wir haben uns gerade dazu entschlossen den Spinnaker herunter zu nehmen, damit wir um das Kap herum kommen, als in der Ferne etwas aus dem Wasser springt. Schön, wieder mal ein paar Delfine. Aber nein, keine Delfine. Die Tiere sind deutlich größer und kommen näher zu unserem Schiff. Es sind drei Orcas, die immer wieder unter unser Dinghy, das wir hinterher ziehen, hindurch schwimmen, aus dem Wasser springen und unter unserem Schiff hindurch. Wie aufregend diese Tiere so nah zu sehen. Mindestens eine viertel Stunde begleiten sie uns so. Als wir uns endlich losreißen können um das Segel runter zu nehmen, schwimmen sie langsam davon. Als wenn sie nur so lange da waren um für uns zu posieren. Genau so ein Erlebnis haben wir gebraucht. Genau für diese tollen Erfahrungen machen wir diese Reise.
Als wir um das Kap herum sind legt der Wind kurz auf 12 Knoten zu, nur um kurze Zeit später fast ganz zu verschwinden. Wir machen für die letzten Meilen den Motor an und laufen am Abend in den Hafen von Sesimbra ein. Genau in dem Moment fängt der Motor an wieder zu spinnen. Martin und ich gucken uns an. Schnell den Anker werfen oder noch das letzte Stück bis in den Yachthafen fahren? Wir wollen beide lieber im Hafen liegen. Also los! Und tatsächlich hält der Motor durch und ein paar Minuten später liegen wir sicher am Steg. Wir sind uns einig. Wir bleiben hier bis ein Mechaniker einen Blick auf den Motor geworfen hat. Am nächsten Tag ist hier in Portugal Feiertag. Also erst mal abwarten und entspannen.
Schon am frühen Morgen fahren im Minutentakt die Motorboote aus dem Hafen, voll gepackt mit Angelausrüstung und der ganzen Familie geht es raus aufs Wasser. Auch die Stadt ist voll mit portugiesischen Urlaubern. Anscheinend ist Sesimbra ein Urlaubsort der Portugiesen. Wir machen uns am Nachmittag mit den Fahrrädern auf den Weg in die Stadt und bummeln bei 28 Grad an der Promenade entlang und gönnen uns ein Eis.
Am Freitag geht für die Portugiesen das normale Leben wieder weiter. Die Stadt ist nicht mehr ganz so voll und es wird wieder gearbeitet. Gut für uns, wir erreichen den Mechaniker, er will am Nachmittag aufs Schiff kommen und sich unseren Motor angucken. Bis auf ein Leck an der Diesel Leitung findet er nichts. Der Motor sieht für sein Alter super aus meinte er und kann uns noch lange begleiten solange wir immer Öl nachfüllen denn es kommt aus jeder Dichtung.
Am Abend gehen wir essen. Im Restaurant gibt es keine Speisekarte. Dafür wird man zur Kühltheke geführt, an der man sich seine Fisch aussuchen darf. Dieser wird dann gegrillt und zusammen mit Kartoffeln, Salat und Oliven serviert. Lecker!
Spontan entscheiden wir uns am nächsten Tag weiter zu segeln. Es ist der einzige Tag an dem wenigstens ein bisschen Wind angesagt ist. Zum Sonnenaufgang legen wir ab und setzten auch bald die Segel. Der Wind pustet am Anfang mit 15 Knoten und pendelt sich dann bei ca. 12 Knoten ein. Angenehmes segeln mit fast keiner Welle. Einige Meilen vor unserem Ziel Sines schläft der Wind ein und wir kommen kaum noch voran. Wir bekommen Besuch von ein paar Delfinen. Sie springen kurz um unseren Bug herum, aber wahrscheinlich sind wir Ihnen zu langsam und sie schwimmen weiter. Plötzlich springen sie überall aus dem Wasser. Vor uns hinter uns und neben uns, aber alle ziehen vorbei.
Wir starten den Motor und suchen uns vor dem Hafen einen Platz zum Ankern. Es ist sehr geschützt und wir können gut mit dem Dinghy am Strand anlanden. Aber Sines hat mit nicht so gefallen. Vor dem Hafen ist ein großer Industriehafen und regelmäßig zieht eine Dunstwolke von dort herüber. Sines ist der Geburtsort von Vasco da Gama, der den Seeweg nach Indien entdeckt und wesentliche Handelsbeziehungen geschaffen hat. Die Statue von ihm steht auf einem Hang und guckt aufs Meer. Viel mehr gab es hier für uns nicht zu entdecken. Deshalb verbrachten wir die nächsten Tage meistens auf dem Schiff, denn es war mal wieder warten auf Wind angesagt. So konnte ich wenigstens meine Erkältung etwas auskurieren. Aber es kam kein Wind in Sicht, also suchten wir uns den einzigen Tag raus an dem etwas Wind in Böen angesagt war. Unser nächstes Ziel ist Sagres an der Algarve. Bis dahin sind es mindestens 65 Seemeilen. Davor gibt es keinen Hafen oder eine Möglichkeit zu Ankern. Für diese Strecke rechnen wir mindestens 12 Stunden ein. Das ist zu dieser Jahreszeit kaum noch alles im hellen zu schaffen. Also klingelt der Wecker am Dienstag sehr früh. Schnell das Schiff klar machen und um 6.30 Uhr, noch im Dunkeln geht es Anker auf. Ich stehe vorne und versuche nach Fischernetz Bojen Ausschau zu halten. Langsam geht die Sonne auf und das Wasser ist spiegelglatt und kein Windhauch zu spüren. Also bleibt der Motor an. Leider scheint das Problem mit dem Motor noch nicht behoben zu sein. Immer wieder „verschluckt“ er sich und läuft dann aber normal weiter. Wir haben die Segel oben, aber die leichte Windböe die kurz aufkommt reicht nicht zum segeln. Wir sind noch 10 Seemeilen vom Cabo São Vincente, dem Südwestlichsten Punkt Europas entfern, da legt der Wind plötzlich von 0 auf mindestens 20 Knoten innerhalb weniger Minuten zu. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell sich das Wetter ändern kann. Jetzt müssen aber erst mal schnell die Segel gerefft (verkleinert) werden. Schnell baut sich eine kurze Hacksee auf und die flow stampf ganz schön in die Welle. Nachdem beide Segel gerefft sind geht es mit 7 Knoten auf das Kap zu. Leider kommt ab da der Wind genau von vorne. Wir versuchen ein Stück zu kreuzen, aber viel Strecke schaffen wir damit nicht und so werfen wir kurz vor Sonnenuntergang und 5 Meilen vor unserm Ziel den Motor wieder an. Mit dem letzten bisschen Tageslicht werfen wir den Anker in der Ersten Bucht vor Sagres. Schnell werden noch ein paar Nudeln mit Pesto zubereitet und dann fallen wir erschöpft ins Bett.