22.08. – 29.08.2018
Wir stehen entspannt um 8 Uhr auf, duschen und räumen die letzten Sachen weg.
Nach 3 Monaten lichten wir den Anker um nach Castara zu segeln. Doch ganz so leicht ist das leider nicht. Ich stehe am Steuer und Martin holt vorne den Anker hoch. Doch jedes Mal wenn ich etwas Gas gebe um Richtung Anker zu fahren, fängt der Motor an zu stottern und geht fast aus. Dazu liegt die Baidarka von Bill und Joanna fast über unserem Anker und wir kommen ihr sehr nahe. Dann geht der Motor aus. Ich rufe Martin zu er soll den Anker wieder werfen und wieder Kette geben. Zum Glück treiben wir wieder weiter von der Baidarka weg.
Warum läuft der Motor im Leerlauf und beim Vorwärts- oder Rückwärtsgang geht er aus? Martin bleibt nichts anderes übrig, als die Badehose anzuziehen und noch mal ins Wasser zu springen. Nach kurzer Zeit taucht er wieder auf. Unser Propeller ist bewachsen mit Algen und Seepocken. Martin hat zwar regelmäßig das Unterwasserschiff geputzt und so verhindert, dass wir ein kleines Riff mit uns herumfahren, aber den Propeller zuletzt nicht mehr gereinigt. Also hole ich den Spachtel aus der Werkzeugkiste und Martin beginnt stückchenweise den Propeller von allem überflüssigen Zeug zu befreien.
Zweiter Versuch! 50 Minuten später lichten wir dann wirklich den Anker. Bill und Joanna und Kai und Andrea winken uns zum Abschied und wir fahren langsam aus der Man O War Bay, setzen die große Genua, die aber leider nicht steht.
Ganz aus der Bucht raus merken wir dann etwas Wind, die Genua steht und wir machen den Motor aus und gleiten mit 4 Knoten sanft dahin.
Die Sonne scheint und schon kurze Zeit später gesellt sich eine Schule Delfine zu uns und begleitet die flow in ihrer Bugwelle.
Ich mache uns Kokosbrot mit Avocado und Tomaten und wir frühstücken entspannt im Cockpit.
Wir segeln an den Sisters Rocks, der Bloody Bay, Parlatuvier und der Englishman’s Bay vorbei. Und schon sehen wir die Bucht von Castara. Gefühlt sind wir gerade erst los gesegelt. So eine kurze Strecke sind wir schon lange nicht mehr unterwegs gewesen. Wenn überhaupt jemals auf unserer Reise.
Wir segeln bis in die Bucht, Bergen das Segel und werfen den Anker. Nach nur 3 Stunden sind wir ganze 12 Meilen weiter in Castara.
Es ist ein heißer Tag. Wir springen zur Erfrischung ins Wasser und fahren dann an Land um uns nach dem Bus nach Scarborough zu erkundigen und uns etwas zum essen zu suchen. Der Bus fährt an der Hauptstraße und wir kaufen Bus Tickets. Mit dem Essen sieht es schwieriger aus. Es gibt viele Restaurants, aber es ist doch ein etwas anderes Preisniveau als in Charlotteville. Für kleinere Portionen zahlt man hier mindestens 30 – 40 TT Dollar (3,91 – 5,22€) mehr. Da merkt man die Touri Preise. Castara ist zwar kleiner als Charlotteville, aber deutlich touristischer.
Nach langem hin und her entscheiden wir uns im Bootshaus direkt am Strand zu essen. Es gibt ein vegetarisches Gericht für je 90 TT (11,74€) Es ist super abgeschmeckt, stillt unseren Hunger, aber richtig satt werden wir nicht ?
Als wir gehen wundern sich die Angestellten: „Heute Abend ist doch Drums Night!?“. Die meisten Touristen kommen nur deswegen, aber wir sind müde und gehen zurück auf die flow.
Leider beginnt dann wirklich gehen 22 Uhr die Drums Night und der Rhythmus der Trommeln schallt über die ganze Bucht.
Irgendwann schlafen wir ein und wachen um 1 Uhr nachts von starken Windböen, heftigen Regen, Blitz und Donner auf. Unsere flow dreht Pirouetten um den Anker. Wir schauen raus und versichern uns, dass wir uns noch fest und sicher vor Anker befinden. Es ist immer etwas unheimlich wenn man im Dunkeln den Naturgewalten ausgesetzt ist. Aber wir haben unseren Anker gut eingefahren und genug Ankerkette gesteckt. Also legen wir uns nach einer Weile wieder hin und versuchen zu schlafen.
Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Unsere Aufenthaltserlaubnis läuft morgen ab und wir müssen für die Verlängerung nach Scarborough.
Mit dem Dinghy geht es zum Land. Wir ziehen es weit den Strand hinauf und laufen dann zur Hauptstraße um auf den Bus zu warten. Nach einer Weile hält ein Auto neben uns. Die Fahrerin fragt uns wo wir hin wollen. Nach Scarborough kann sie uns mitnehmen. Auf dem Weg kommt uns der Bus entgegen und sie erklärt uns, dass dieser erst an Castara vorbei fährt, bevor er umdreht und uns mit nach Scarborough genommen hätte. Welch ein Glück! Wir hätten mindesten noch eine Stunde dort gestanden und gewartet.
Eigentlich muss die Fahrerin mit ihrem Auto zum Mechaniker, aber sie fährt an der Werkstatt vorbei und uns direkt vor die Tür der Immigration.
Wir ziehen uns schnell um: lange Hosen und feste Schuhe, damit man uns nicht gleich wieder wegschickt.
Es sind nicht viele Leute vor uns und wir kommen recht schnell dran, tragen unser Anliegen vor und werden wieder zum warten hinausgeschickt. Das ganze wiederholt sich dann noch einige mal. Wir werden aufgerufen, beantworten eine Frage und werden wieder hinausgeschickt. Dazwischen warten wir jedes mal Ewigkeiten und die Damen aus dem Büro laufen mit unseren Reisepässen und Papieren raus und wieder rein. Dann bekommen wir endlich die Rechnung und müssen zum Kassierer bezahlen 100 TT Dollar (13,04€) pro Person. Mit der Quittung geht es dann zurück, wir bekommen unsere Stempel mit einer Verlängerung von drei Monaten. Jetzt brauchen sie noch Kopien von unseren Pässen. Also gehen wir wieder raus zum Kassierer. Hier werden Kopien gemacht, wir bezahlen und bringen die Kopien zurück und dann sind wir endlich durch ?
Tagesaufgabe erledigt! Wir bummeln noch etwas durch Scarborough, sind aber müde von der letzten Nacht und fahren mit dem Bus (5 TT Dollar sind 0,65€, pro Person) wieder eine Stunde zurück nach Castara.
Am nächsten Tag schlafen wir aus und machen mal gar nichts, bleiben auf dem Schiff und ruhen uns aus.
Leider ist die nächste Nacht wieder nicht so erholsam und lauter Donner reißt mich (Romina) nachts aus dem Traum.
Dementsprechend müde bin ich am Morgen. Während Martin Brot für den Nachmittag bestellt, bereite ich das Frühstück zu. Da ich das weiße pappige Brot nicht mehr sehen kann gibt es im Moment häufig Fladen aus Kichererbsenmehl oder Teffmehl.
Gegen Mittag kann das vorbestellte Brot abgeholt werden. Das besondere daran ist, dass es traditionell in Bananenblättern im Lehmofen gebacken wird.
Am Nachmittag machen wir einen Dinghy Ausflug. In der Nachbar Bucht ist das Wasser deutlich klarer und lädt zum schnorcheln ein. Doch nach ein paar Schwimmzügen hechte ich wieder zum Dinghy. Das Wasser ist voll mit kleinen Quallen, die bei Berührung piksen. Schade! Also nichts mit Schnorcheln. Wir machen uns auf zur anderen Seite der Bucht und fahren dort die vom Land aus unzugängliche Küste ab. In einer winzigen Bucht erkennen wir von weitem einen Wasserfall, der aus der Höhe in das Meer herabstürzt. Wunderschön.
Pünktlich um 9 Uhr am nächsten morgen fängt an Musik vom Land aus in die Bucht zu schallen. Wir erkennen einen hohen Turm mit vielen großen Boxen. Nach der Musik werden wir zum Frühstück mit einer Predigt beglückt, bevor es mit der Musik weiter geht.
Wir fahren an Land und erfahren: in Castara ist heute Fisherman Festival. Es gibt ein Speedboat Rennen in der Bucht, einige Stände mit Essen, Bier und natürlich laute Musik. Wir halten nach einem Stand mit vegetarischen Sachen Ausschau. Doch der Stand mit der meisten Auswahl steht genau neben dem Turm mit den Boxen, aus denen die Bässe wummern. Noch nie in meinem Leben habe ich (Romina) so laute Musik gehört. Ich schaffe es nicht gehen die Musik anzuschreien, alles in meinem Körper vibriert und ich habe Angst, dass mein Herz aus dem Takt kommt ? Wie halten die Einheimischen es den ganzen Tag daneben am Stand aus? Martin versucht gehen die Musik anzubrüllen und mit Gesten sich verständlich zu machen. Irgendwann können wir die Damen hinter dem Stand dazu bewegen, die Deckel von den warmhalte Behältern zu öffnen und durch zeigen auf das Essen bekommene wir eine Take away Box befüllt. Für 30 TT Dollar (3,91€) gibt es eine riesige Portion mit gekochten Bohnen, Macaroni Pie und Salat.
Am Strand ist die Musik „nur noch“ laut. Also machen wir es uns dort gemütlich, essen und trinken zum Sonnenuntergang noch ein Bier, während wir die Fischer mit ihren Fischerbooten und das bunte Treiben beobachten.
Aber uns steht wieder eine schlaflose Nacht bevor. Die Bässe schallen bis in den frühen Morgen über die Bucht.
Eines der Fischerboote, die in der Bucht an Moorings liegen, kommt uns am nächsten Tag gefährlich nah. Also lichten wir den Anker und legen uns ein paar Meter weiter nach vorne.
Leider liegt unsere Ankerkette dort auf Korallen oder Steinen und die ganze nächste Nacht schleift diese über den harten Grund und das schuppern an den Steinen überträgt sich durch den Rumpf und lässt mich die Nacht wieder nicht schlafen. Da hilft auch kein Ohropax.
Also heißt es am nächsten Morgen wieder Anker lichten. Dieses Mal fahren wir an die andere Seite des Strandes und legen uns kurz davor. Der Grund ist sandig, der Anker hält, super!?? Die nächste Nacht wird auch zum Glück ruhig. Trotzdem will ich nicht länger in Castara bleiben. Für die nächste Nacht ist wieder Drums Night angesagt und die Nacht danach Bonfire Night.
Wir warten noch bis zum Nachmittag um unser bestelltes Brot abzuholen und lichten dann den Anker.
Castara hat uns keine Ruhe gegönnt. Außerdem ist es doch sehr touristisch. Wir freuen uns auf die nächste Ankerbucht.