26.07. – 8.8.2018
Im Moment wird unser Tagesablauf durch den Regen bestimmt. Immer wieder gibt es Tage, an denen es gar nicht mehr aufhört zu regnen und dann auch nicht nur Nieselregen, sondern gleich eine ordentliche Menge. Da haben wir dann auch keine Lust mehr rauszugehen. Also bleiben wir im Schiff und reparieren, arbeiten oder machen es uns wie früher zu Hause auf dem Sofa, jetzt in unserem Salon gemütlich und gucken einen Film auf dem Laptop.
Allerdings ist das Leben bei Regen auf einem Schiff hier in der Karibik nicht das schönste. Bei 30 Grad im Schiff und einer hohen Luftfeuchtigkeit müssen alle Luken geschlossen bleiben, damit es nicht rein regnet. Beim Kochen mit unserem Petroleum Herd entwickelt sich dann zusätzlich noch eine „wohlige“ Wärme ? Außerdem steht uns weniger Strom zur Verfügung, da unsere Batterien nicht mehr über die Solar Panele geladen werden. Doch irgendwann kommt auch nach mehreren Tagen Regen wieder die Sonne heraus und zaubert wunderschöne Sonnenuntergänge.
Regenzeit heißt aber nicht jeden Tag Regen. An diesen Tagen gehen wir in Lucilles Garten arbeiten oder genießen dort oben einen Lunch, treffen uns mit Ralf, Natalie und Hans oder Bill und Joanna.
Ich backe mal wieder einen Schoko Kuchen, den wir mit Kokos Eis und selbst gemachter Mango Maracuja Sauce mit Bill und Joanna in unserem Cockpit verspeisen. Lecker ?
Zwischendurch relaxen wir immer mal wieder kurz am Campbelton Beach in der Sonne oder springen ins Wasser.
Wir haben Neumond und in klaren Nächten können wir unzählige Sterne aus dem Bett in unserer Vorschiffs Koje sehen. Auch den Mars, der deutlich heller und rötlicher leuchtet können wir gut erkennen.
Mithilfe von mehreren Wetter Apps finden wir heraus, dass Dienstag und Mittwoch eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass es wenig regnen soll. So einfach ist das hier nämlich nicht mit der Wettervorhersage. Denn eigentlich stimmen die hier nie. Aber wenn man sich alle zusammen ansieht und daraus ein Mittelding macht, kann man sich etwas ausmalen, wie es den nächten Tag werden soll ??
So beschließen wir spontan noch ein mal ein Auto zu mieten.
Am Dienstag morgen gehen wir zu Lucille frühstücken. Ich habe gestern noch einen Maracuja Kuchen gebacken, den Lucille zu ihrem Geburtstag bekommt.
Gut gestärkt nehmen wir gegen Mittag das Auto entgegen und machen uns auf den Weg.
Wir fahren Richtung Moriah. Dort soll es einen Wasserfall geben, für den man keinen Eintritt zahlen muss. Für die bekanntesten Wasserfälle hier auf der Insel muss man Eintritt zahlen und das wohl auch nicht ganz wenig. Und sie sind meistens sehr gut besucht.
Wir fahren mit dem Auto ein Stückchen eine unbefestigte Straße rein, lassen es aber bald am Rand stehen. Die Straße ist zu schlecht und ohne Allrad kommt man hier nicht weit.
Also ziehen wir uns unsere Wanderschuhe an und laufen zu Fuß weiter. Für mich ist es das erste mal mit festen Schuhen seit dem Unfall mit meinem Zeh. Mal sehen wie es läuft ?
Wir folgen der Straße bis zu einem kleinen Bach, den wir überqueren müssen. Auf der anderen Seite grasen ein paar Bullen, die aber zum Glück weit genug entfernt sind. Jetzt laufen wir einen schmalen Weg immer dem Flußlauf hinterher.
Ein Zitronenbaum steht am Rand und wir sammeln ein paar Zitronen vom Boden auf.
Dann hören wir schon langsam den Wasserfall. Noch unter ein paar herabhängenden Bambusstöcken hindurch und wir sehen den Wasserfall hinter ein paar Felsen.
Nachdem wir uns einen Weg über den Fluß gesucht haben und noch einen Felsen hinaufgeklettert sind, sehen wir den Wasserfall in seiner ganzen Pracht.
Wir lieben Wasserfälle. Davon können wir gar nicht genug bekommen jeder ist anders und hat was besonderes.
Doch alle haben sie eins gemeinsam: die Kraft und Energie, mit der das Wasser aus der Höhe herabfällt. Und genau das merkt man an jedem Wasserfall. Als wenn er etwas davon an seine Umgebung abgibt. Ich liebe es einfach nur vor dem Wasserfall zu stehen oder zu sitzen und genau diese Energie und Kraft zu spüren.
Und so sitzen wir auf dem Felsen vor dem Wasserfall und genießen einfach nur. Als Snack gibt es Bananen aus Lucilles Garten.
Auf dem Rückweg versperren uns die Bullen den trockenen Weg durch den Fluss. Also Schuhe aus und durchwaten.
Da es bereits später Nachmittag ist fahren wir zurück nach Charlotteville. Bei Tanty’s Kitchen gibt es dann ein vegetarisches Candle Light Dinner, da im ganzen Dorf der Strom weg ist. Auch mal ganz romantisch.
Aber zum Glück haben wir auf dem Schiff unseren eigenen Strom.
Am nächsten morgen wollen wir zum Main Ridge Forest fahren, in dem wir schon beim letzten Auto Ausflug waren, ich aber noch nicht richtig laufen konnte wegen meinem kaputten Zeh.
Nach dem kleinen Testlauf gestern zum Wasserfall, das erste mal mit festen Schuhen, traue ich mir jetzt eine längere Strecke zu.
Wir parken das Auto am Gilpin Trace, einer der bekanntesten Wanderungen hier im Regenwald.
Auf geht’s! Den Weg kann man gut erkennen und auch alleine finden. Dafür braucht man keinen Führer. Aber viele Tiere haben wir nicht entdeckt. Da sind die Touranbieter deutlich geübter.
Trotzdem ist es ein sehr schöner Weg. Wir folgen einem kleinen Bachlauf durch den grünen Regenwald. Palmen, meterhohe Bambus und viele uns unbekannte großblättrige Pflanzen ragen über unseren Weg, den wir mit den fleißigen Blattschneider Ameisen teilen. Riesige Blätter werden komplett in kleine Teile zerlegt, die über die Ameisenstraßen zum Bau transportiert werden.
Immer wieder kommen wir an kleinen Wasserfällen vorbei, bis sich irgendwann unser Weg verbreitert und wir in der Hitze auf der Straße stehen. Wie viele Kilometer es jetzt zum Auto zurück sind wissen wir nicht. So richtig Lust haben wir nicht über den flirrenden Asphalt zurück zu laufen. Aber was soll’s. Gerade mal ein paar Minuten unterwegs hören wir ein Auto hinter uns. Martin winkt kurz, das Auto hält und das nette Pärchen räumt uns extra die Rückbank frei, die mit Bade und Strand Sachen übersät ist. Während er uns von seinem 6 wöchigen Aufenthalt im Berlin erzählt sind wir Ruck zuck an unserem Auto angekommen.
Wir sind verschwitzt und können eine Abkühlung gebrauchen. Auf der Hinfahrt haben wir ein paar hundert Meter weiter ein Café auf einer Wiese am Straßenrand gesehen. Als wir dort ankommen sieht alles leer aus. Aber Martin sieht schon vom weiten eine Dame auf uns zueilen. Getränke? Kein Problem! Sagt sie und eilt wieder davon. In der Zwischenzeit vertreiben wir uns die Zeit mit Fotos knipsen. Denn überall schwirren hier Kolibris umher, die mit Futter Stationen gelockt werden.
Der Main Ridge Forest wird seit 1776 geschützt ist und somit eines der am längsten geschützten Regenwald Gebiete auf der Welt.
Doch vor Naturkatastrophen ist er nicht geschützt. Und so hat einer der schwersten Hurrikane, Hurrikan Flora, im Jahre 1963 einen großen Teil des Waldes zerstört. Auch jede Menge Tiere wurden getötet.
Der Weißschwanz Degenflügel, eine Kolibri Art, die auf Tobago nur in dem Wald wohnt, wurde nach dem Sturm nicht mehr gesichtet und galt als ausgestorben auf dieser Insel.
Doch Jahre später hat man wieder welche gesichtet. Also müssen wenige Individuen überlebt und sich vermehrt haben.
Der Weißschwanz Degenflügel ist einer der seltensten Kolibri Arten und ist noch auf Trinidad und in Teilen Venezuelas heimisch.
Und genau diese Kolibri Art schwirrt hier um die Futter Stationen und wir müssen aufpassen nicht umgeflogen zu werden.
Kurze Zeit später kommt die Dame mit einem Tablett die Straße wieder hoch gelaufen. In dem Moment fährt wieder das Pärchen, das uns mitgenommen hatte, laut hupend und winkend vorbei.
Wir machen es uns an einem der Tische, mit Blick auf die darunter liegende Küste, gemütlich und genießen kühlen Saft und heißen Lemongrass Tee.
Unser Flüssigkeitshaushalt ist wieder aufgefüllt und wir entschließen uns noch zu dem nur 15 Minuten entfernten Wasserfall zu laufen, bevor wir die letzten Stunden des Tages an der Englishman’s Bay mit einem Sprung ins Wasser ausklingen lassen.
Zurück in Charlotteville gibt es wieder ein Candle Light Dinner bei Tanty’s Kitchen, denn der Strom ist schon wieder weg.
Zwei schöne Ausflugstage gehen zu Ende.