5. Etmal: 126 NM auf 16°51´N, 035°57´W – Zurückgelegte Gesamtstrecke: 639 NM
5. Tag 29.03. 16 Uhr UTC – 30.03. 16 Uhr UTC
Wir kochen Quinoa Pfanne mit Brokkoli und Karotten. Das Brot wird danach im Omnia Ofen auf dem Herd gebacken.
Ein Frachter kreuzt in 7 Meilen abstand hinter uns unseren Weg. Also ganz alleine sind wir hier nicht auf dem großen Atlantik.
Wir gleiten sanft dahin und alles ist entspannt. Um 19.30 Uhr legt Martin sich schlafen. Kaum ist es dunkel geht der Wind in Böen hoch auf 25 Knoten. Die flow luvt stark an (geht in den Wind). Nach einer Minute geht der Wind wieder runter auf 8-10 Knoten und die flow fällt wieder ab (geht vom Wind weg). Ein oder zwei Mal ist so etwas ja ok, aber so geht es jetzt die nächsten Stunden weiter. Für 25 Knoten ist unsere Segelfläche zu groß, mit 10 Knoten kommen wir gerade noch voran. Ich bin nur dabei die Selbststeueranlage zu korrigieren. Die Welle nimmt zu und kommt blöd von der Seite und legt uns immer schräg. Als ich auf Toilette gehe, schaffe ich es nicht ganz die Tür zu schließen, bevor die Welle uns zur Seite legt und ich fliege samt Tür Richtung Navi Tisch. Dies beschert mir einen geprellten Daumen und ein paar schöne blaue Flecken am Oberschenkel.
Am Ende meiner Wache bin ich total fertig und möchte nur noch schlafen. Kaum ist Martin aufgestanden, geht der Wind runter und wir plätschern sanft dahin. Trotzdem komme ich nicht zur Ruhe und schlafe schlecht. Das sollte irgendwie nicht meine Nacht sein.
(Martin) Es nieselt ein, zwei Mal kurz. Die Nacht ist meistens hell erleuchtet durch den Mond, allerdings viele Wolken nachts die dann bis zum Mittag fast weg sind. Marcus schickt uns sehr gute Wetterberichte für genau unsere Position und ich (Martin) habe mich nachts auch weiter mit dem empfangen von Wetterdaten beschäftigt und von der Station in New Orleans lesbare Wetterfaxe bekommen. Dies hat mir ein französischer Weltumsegler noch kurz vor unserer Abfahrt in Mindelo gezeigt. Mir fehlte bis dahin eine Liste wonach man von einer bestimmten Station, auf einer bestimmten Frequenz, zu einer bestimmten Uhrzeit, für ein bestimmtes Gebiet, für eine bestimmte Vorhersagezeit mehr oder weniger gut lesbare Faxe über das Kurzwellenfunkgerät Zeile für Zeile empfangen kann.
Marcus schaut sich aber die Großwetterlage und verschiedene Wettermodelle an, vergleicht und interpretiert diese, wodurch wir sehr rechtzeitig gewarnt werden, falls sich doch wiedererwarten etwas Größeres zusammenbraut. Außerdem ist der soziale Austausch auf See nicht zu unterschätzen. War das Kurzwellenfunkgerät am Anfang für mich ein Mysterium mit tausend Knöpfen und unzähligen hinterlegten Abkürzungen und unverständlichem piepen und rauschen habe ich nun angefangen die Grundsachen zu verstehen und zu hören was gerade auf der Frequenz passiert, nach dem Motto: „Erst hören, dann sprechen!“ und welche Zahlenwerte gut oder schlecht für eine stabile Funkverbindung sind. Auch Radio haben wir schon empfangen.
Die nun angebaute, auf den Kanaren gekaufte Angelspule mit Leinenführung ist super einfach zu bedienen, vom Fisch hingen leider nur noch ein paar Reste dran. Daher habe ich aus einer Fanta Dose und einem Gummiband einen Angelalarm gebastelt und wir merken hoffentlich beim nächsten Mal rechtzeitig, wenn ein Fisch an der Angel ist. Ansonsten habe ich letztens wieder einen ca. 20 cm langen fliegenden Fisch, der noch zappelte, zurück ins Wasser geworfen. Ich kann mir nicht vorstellen einen Fisch zu essen der eine Mischung aus Fisch und Vogel ist, ist mir zu skurril aber auf Barbados soll’s die im Restaurant geben.
(Romina) Auch den Tag werde ich nicht richtig wach. Wir frühstücken das frisch gebackene Brot, baumen die Genua aus und hören Hörbuch. Kann ja nur besser werden der nächste Tag. Auch sowas gehört mal dazu.
Uns geht es trotzdem gut.