08.09. – 02.10.2018
Die flow ist klar! Schon die ganze Zeit beobachten wir eine riesige Wolkenwand hinter den Bergen in der Bucht. Dies ist genau die Richtung aus der der Wind kommt und somit den Regen zu uns bringt. Eigentlich wollen wir den Törn nicht mit einem Squall starten, aber irgendwie scheinen sich die dunklen Wolken kaum zu bewegen und wir entschließen uns um 12:15 Uhr den Anker zu lichten.
Wir setzen die große Genua und Motorsegeln am Anfang noch aus der Mount Irvine Bay hinaus. Von hier draußen erkennen wir schon den Regen in den Bergen über Plymouth eine Bucht hinter uns.
Unser Ziel ist die Store Bay. Zwischen uns und unserem Ziel liegt das Buccoo Reef, um das wir in einen große Bogen herum in die Store Bay segeln müssen. Das Riff ist aber gut sichtbar gekennzeichnet.
Wir machen unseren Motor aus und segeln Richtung Westen mit etwas Abstand an der Riffkante entlang.
Eine der Wolkenfronten zieht neben uns mit Regen im Gepäck über das Riff, die andere Front ist hinter uns.
Zeit für einen Halse um Kurs auf unser Ziel zu nehmen. Kurze Zeit später hat uns die Front erreicht und es fängt an zu regnen. Ich stelle mich in den Niedergang und reiche Martin, der am Steuer steht, die Regenjacke. Wirklich kalt ist es auch mit Regen nicht. Wir können unsere große Genua stehen lassen, denn viel Wind bringen die Wolken nicht mit sich. Am Ende kommen wir hoch am Wind direkt in die Store Bay gesegelt. Im Schutze des Riffs bergen wir das Segel und suchen uns einen Platz zum Ankern zwischen ein paar anderen Yachten.
Ein bisschen aufpassen sollte man auf die Starkstromleitungen, die Tobago von Trinidad aus mit Strom versorgen und hier verlaufen.
Nach 2 Stunden liegen wir in unserer letzten Bucht hier auf Tobago bevor es weiter geht.
Einklariert haben wir schon und es ist noch recht früh. Wir fahren mit dem Dinghy an den Strand. Das Wasser ist ruhig, fast platt wie ein See. Nur der kleine Strand ist voll mit Leuten und auch drum herum herrscht ein Gewusel, welches wir bis jetzt hier auf Tobago nicht gewohnt waren.
Ein kleines Stückchen die Milford Road hinauf und es reiht sich eine Bar und ein Restaurant an das andere. Hier werden auch wir fündig und es gibt für Vegetarier mal was anderes als nur die Beilagen ?
In einem kleinen Restaurant bestellen wir uns Ratatouille mit Kartoffelauflauf und eine Pizza. Das Ratatouille ist gut gewürzt und es ich freue mich mal wieder Zucchini und Paprika zu essen. Dies sind die Vorteile von touristischen Gegenden.
Zum Sonnenuntergang kehren wir zum Strand zurück. Während wir unser Dinghy ins Wasser schieben klingen uns mittlerweile sehr bekannte Reggae Rhythmen über den Strand und die Sonne versinkt hinter unserer flow im Meer.
Wir liegen ruhig und es ist kaum Bewegung im Schiff. Wir wundern uns etwas, aber freuen uns, haben wir doch was ganz anderes über diese Bucht gehört.
Am nächsten morgen beim Frühstück im Cockpit beobachten wir einen Segler dabei, wie er in seinem kleinen Plastik Dinghy mit seiner Angel eine Runde durch die Bucht dreht. Nur kurze Zeit später wird er von seiner Angel kurz im Kreis gezogen, bevor er einen großen Kingfish aus dem Wasser zieht.
Kurze Zeit später sitzt Jan bei uns im Cockpit. Er kommt aus Deutschland und ist schon seit 25 Jahren in der Karibik unterwegs und kennt sich offenbar sehr gut mit Fischen und angeln aus. Sehr zur Freude von Martin, denn auf seiner ersten Atlantiküberquerung und auch auf unserer Tour war nie ein Fisch an der Angel, wenn diese mal über Bord hing.
Jetzt konnte er sich jede Menge Tipps holen und ein paar neue Köder wurden auch gleich zusammen gekauft.
Ein paar Tage nach unserer Ankunft in der Store Bay trudelte zu unserer Überraschung der Katamaran Silence mi Kai und Andrea ein. Die beiden haben wir kurz vor unsere Abreise in Charlotteville kurz getroffen und hatten auf Anhieb einen guten Draht zueinander. Leider mussten wir dann weiter.
Andrea kam mit dem Dinghy herüber und gleich haben wir uns wieder verquatscht. Danach fuhren wir zu Jan weiter und auch dort verstrich eine Stunde nach der anderen, bis wir am Abend beschlossen zusammen den Fisch zuzubereiten, den er am Tag zuvor gefangen hat. Es wurde noch ein langer Abend …
Kurz zu unserer Ernährung:
Ich liebe Essen. Ich esse gerne. Und ich esse was mir gut tut. Meistens ist das veganes Essen.
Zu Hause (Schiff ⛵️) essen wir vegan. Wenn wir auswärts essen, dann essen wir vegetarisch. Mit vegan sind hier viele überfordert ? Obwohl hier Milchprodukte eher untypisch sind. Käse, Milch, Sahne oder Joghurt sind hier in sehr wenigen Gerichten.
Wir essen kein Fleisch und wir kaufen kein Fisch. Aber wir essen ab und zu mal einen selbst gefangenen Fisch.
Warum vegan? Wegen den Tieren! Wegen der Gesundheit! Und wegen der Umwelt!
Aber ich möchte mir nichts verbieten. Und wenn ich mal Appetit auf ein Eis habe, dann gibt es auch mal ein Milcheis. Wenn der Mann Lust hat zu angeln, dann gibt es auch mal einen Fisch.
Aber ich bin beeindruckt wie vielfältig mein Speiseplan geworden ist, seitdem ich mich mit veganem Essen beschäftigt habe. Deshalb ist es kein Verzicht, sondern ein großer Gewinn an Vielfältigkeit.
Ich finde jeder sollte so essen, wie es für ihn richtig ist. Und ich möchte niemanden bekehren. Ich bin froh, dass Martin mittlerweile diese Art des Essens schätzen gelernt hat und es auch liebt.
So langsam wird es Zeit für eine Erkundungstour. Also schnappen wir uns unser Dinghy und suchen uns einen Weg in das Buccoo Riff.
Wir fahren vorbei am bekannten Pigeon Point, eine Landzunge mit einem von unzähligen Palmen gesäumten Strand.
Auf Bildern sah das Wasser hier immer durchsichtig und türkis aus. Im Moment ist es eher grünlich und trübe. Das liegt an dem Orinoko, der in Venezuela in das Meer mündet. Die Sedimente aus dem Fluss werden vom Guyanastrom nach Trinidad und Tobago getragen. Besonders jetzt zur Regenzeit ist dadurch das Wasser hier mehr grün als blau.
Wir fahren weiter zur Bon Accord Lagoon. Sie geht weit ins Landesinnere hinein, ist von Mangroven gesäumt und das Riff ist vorgelagert. Deshalb dient diese Lagune im Falle eines Hurrikans als Hurrikan Hole. Hoffen wir, dass wir es nicht brauchen werden.
Wir drehen eine Runde durch die Bucht. Über dem Riff war das Wasser noch sehr unruhig, hier ist es spiegelglatt. Keine Bewegung mehr. Absolute Stille, nur die Vögel sind ab und zu zu hören. Mit den Mangroven und Ihren Luftwurzeln hat das ganze etwas magisches. Langsam lassen wir uns mit dem Dinghy über die Wasseroberfläche gleiten und genießen die Ruhe.
Von hier aus geht es zum No Mans Land, einer Landzunge auf der anderen Seite der Lagune. Eigentlich beliebt als Ausflugsziel für Touris und Partywütige, die mit den Glasboden Booten hierher gebracht werden. Im Moment ist zum Glück nichts los. Es ist Nebensaison und nur wenige Boote sind unterwegs. Ein schöner kleiner Ausflug!
Regelmäßig schauen wir auf die Internetseite von National Hurricane Center in Miami. Hier werden alle Auffälligkeiten auf dem Atlantik registriert. Tiefdruckgebiete und ihre Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung eines Hurrikans, tropische Stürme oder eben Hurrikans. Auch die Laufbahn und ihre vermutet Ankunft auf Land kann man dort sehen.
Wir stecken mittlerweile mitten in der Hurrikan Saison. Im Moment sind 3 Stück auf dem Atlantik unterwegs, die wir schon seit ihrer Entstehung vor Afrika beobachten. Hurrikan Florence trifft auf die Ostküste der USA, Isaac ist abgeschwächt und trifft weiter nördlich als Sturm auf die Karibik und Helene dreht auf der Mitte des Atlantiks nach Norden ab und macht sich auf den Weg über die Azoren Richtung Biscaya.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hurrikan Tobago trifft ist eher gering, da sie meistens nach ihrer Entstehung vor Afrika durch die Erdrotation etwas nach Norden abgelenkt werden. Der letzte große Hurrikan, der viel zerstört hat auf Tobago, war Flora im Jahr 1963.
Heute haben wir einen ganz besonderen Ausflug geplant. Es geht zurück mach Charlotteville. Nicht mit dem Schiff, sondern mit Auto und Bus.
Ute, die Frau von Ralf, die wir nur kurz getroffen haben, da sie nach Deutschland geflogen ist, hat uns was mitgebracht. Unsere neue Kamera. Vorher hat sie unsere alte mit nach Deutschland genommen, für eine Reparatur. Zum Glück noch alles in der Garantiezeit.
Am Morgen holen wir uns von den kleinen Hütten beim Strand einen Roti (Teigfladen mit Curry Füllung) zum Frühstück. Danach stellen wir uns an den Straßenrand. Schon von weitem geben die Road Taxen ein Lichtzeichen und Hupen. Dann brauchen wir nur die Hand hinausstrecken und werden mitgenommen. Diese privaten Autos funktionieren ähnlich wie ein Bus. Sie fahren eine Strecke und nehmen Leute vom Straßenrand mit bis sie voll sind. Für ein paar TT Dollar (rund 1,30 Euro/10 Kilometer) pro Person ist das eine günstige und schnelle Möglichkeit von A nach B zu kommen. In Scarborough steigen wir um in ein Maxi Taxi (weißer Kleinbus mit blauen Streifen). Es wird eine wilde Fahrt. Unser Fahrer heizt ganz schön durch die Kurven der Küstenstraße.
Nach 2 Stunden sind wir ca. 50 Kilometer von einem Ende der Insel an das andere gefahren.
Ein komisches Gefühl wieder in Charlotteville zu sein. Fast wir nach Hause kommen, waren wir doch ganze 3 Monate hier. Auf der Straße werden wir schnell erkannt und freudig begrüßt. Viele denken wir sind schon aus Trinidad mit unserem Schiff zurück. Auch Lucille ist in Ihrem Restaurant und wir sagen kurz Hallo. Welch eine Freude. Aber dann müssen wir weiter. Ralf wartet mit dem Dinghy am Steg auf uns. Wir springen hinein und fahren zu ihrem Kat Casa Antonia. Schön wieder kurz auf dem Wasser der Pirates Bay zu sein.
Wir bekommen unsere Sachen ausgehändigt. Aber alle haben auch viel zu erzählen. So verpassen wir leider die Zeit und werden 15 Minuten vorm schließen nicht mehr ins Suckhole (Restaurant) hineingelassen. Schade, das Essen dort ist mal etwas anderes. So suchen wir uns ein anderes Lokal und verbringen mit den beiden einen sehr schönen Nachmittag in Charlotteville.
Zusammen warten wir auf unseren Bus. Die Männer entdecken im Alkohol Shop einen Ingwer Wein, den wir beim warten auf den Bus noch leeren ? und der hat es in sich.
Gegen 19 Uhr kommt dann unser Bus. Genaue Uhrzeiten oder Fahrpläne gibt es nicht. Wir sind beide müde und die Rückfahrt zieht sich.
Angekommen, schieben wir unser Dinghy ins Wasser und freuen uns wieder auf der flow zu sein.
Beim morgendlichen Bad merken wir das erste Mal wie heftig die Strömungen hier in der Bucht sein können.
Martin ist noch ohne etwas zu merken, baden gegangen. Doch als ich eine halbe Stunde später ins Wasser springe sehe ich wie die flow ganz schnell an mir vorbei saust. Ich versuche mit ein paar kräftigen Zügen wieder zur Badeleiter zu gelangen, was mir kaum gelingt. Aber dann bekomme ich sie doch noch zu greifen und lasse sie lieber nicht mehr los. Also hänge ich an unserer Strickleiter, die durch die Strömung nach hinten gezogen wird und versuche mir die Haare zu wachen. Gar nicht so einfach.
Zum Teil sieht man sehr deutlich die Strömungskanten, die sich durch die Bucht bewegen.
Gut fürs Angeln, denn genau hier findet man die Fische, die King Fische.
Also fährt Martin mit Dinghy und Angel in die Bucht und kommt kurze Zeit später mit einem Bonito (kleine Tunfischart) wieder. Von Jan bekommt er eine Einweisung wie der Fisch zerlegt wird. Und zurück kommt Martin mit vier schönen Bonito Filets, die ich am Abend mit Süßkartoffeln Spalten und Gemüse zubereite.
Aber genau diese Strömungen verursachen uns auch schlaflose Nächte. Durch die verschiedenen Strömungen, die hier aufeinander treffen schaukelt das Wasser sich ganz schön auf. Doch nicht nur das. Durch den tropischen Sturm, der nördlich in der Karibik durch zieht haben wir hier unten einen eher untypischen Südwind und der Schwell kommt direkt in die Bucht hinein.
Es bildet sich eine recht große Kreuzsee und unsere flow bockte vor Anker. Der Bug hebt sich und knallt wieder ins Wasser, dann das Heck, dazwischen rollen wir von links nach rechts und gefühlt muss man sich im Bett festhalten. Außerdem ist es extrem laut wenn die flow in die Wellen klatscht, alles rumpelt in den Schränken und es knarrt überall.
An Schlaf ist in diesen Nächten nicht zu denken und leider haben wir davon hier in der Store Bay im Moment sehr viele.
Mit kleinen Strandzpaziergängen und Nickerchen im Schatten der Palmen versuchen wir am Tage dem Geschaukel zu entkommen und etwas Ruhe zu finden.
Nebenher versuchen wir unsere Farbe und das Antifouling für die Arbeiten an unserer flow in Trinidad zu organisieren. In Trinidad haben sie das Antifouling, welches wir gerne hätten im Moment nicht, auf Martinique haben sie das richtige und wir bekommen auch ein gutes Angebot nach langem hin und her schreiben, aber am Ende erfahren wir, dass sie nicht nach Trinidad liefern ? obwohl wir das gleich am Anfang gesagt haben. Also beschließen wir uns die Sachen aus Deutschland schicken zu lassen. Martin hat noch alte Kontakte zu Yachticon und so bekommen wir ein gutes Angebot. Trotz 500€ Versandkosten sind wir immer noch günstiger, als wenn wir die Farben hier kaufen würden. Der Versand soll 5 Tage dauern. Aber man weiß ja nie. Bevor das Paket nicht angekommen ist wollen wir nicht los. Denn Trinidad ist nicht gerade unser Traumziel.
Viele Geschichten haben wir mittlerweile von anderen Seglern gehört: viel Kriminalität, Bandenkriege wegen Drogenhandel, dreckiges Wasser, Strömungen auf die man aufpassen soll auf dem Weg nach Trinidad und Überfälle von Piraten durch die Nähe zu Venezuela. Das alles macht nicht gerade Lust auf Trinidad. Aber in der Bucht von Chaguaramas reiht sich eine Werft an die andere und von vielen wurde es uns empfohlen unser Schiff hier an Land zu holen und dran zu arbeiten. Jede Werft hat einen 24h Sicherheitsdienst und überall Kameraüberwachung.
Hin segeln, Schiff aus dem Wasser holen, arbeiten, Schiff wieder ins Wasser und wieder weg segeln. Das Leben auf der Werft: „Gefangen im goldenen Käfig“.
All das macht nicht gerade Lust auf Trinidad.
Durch den ständigen Schwell in der Bucht sind wir viel müde. Da habe ich nicht viel Lust zu kochen. Deshalb gehen wir viel essen und genießen es mal nicht nur Local Food zu bekommen. Es gibt Falafel, Ratatouille und Martin freut sich ganz besonders über die Pizza, die es seit den Kanaren nicht mehr gab.
Außerdem genießen wir das beisammen sein mit den anderen deutschen Seglern. Es tut gut sich auszutauschen und wir als „Neulinge“ in der Karibik bekommen wertvolle Tipps.
Wir verbringen schöne Stunden auf dem Kat von Kai und Andrea. Die beiden sind schon ein paar Jahre in der Karibik unterwegs und wir verstehen uns auf Anhieb. Neben tollen Gesprächen bekommen wir auch noch selbst gemachte Käsespätzle und Pizza serviert und zu Kai‘s Geburtstag gibt es Kaffee und Kuchen. Auch selbst gemachte Donauwelle ist dabei.
Das machte es noch schwieriger nach Trinidad aufzubrechen. Immer wieder lernt man Leute kennen und muss sie wieder verlassen aufgrund von unterschiedlichen Plänen. Bei einigen fällt es leicht, bei anderen sehr schwer.
Aber auch die Natur verhindert ein Weiterkommen.
Wir hatten bis auf die ersten Tage häufig viel Schwell in der Bucht, aber das Anlanden mit dem Dinghy war nie ein Problem. Am Strand, links vom Hotel mit dem Wellenbrecher, war es immer geschützt. Und so fuhren wir wie immer mit unserem Dinghy Richtung Strand immer am Wellenbrecher entlang. Da sehe ich neben mir jemanden auf den Felsen fuchteln und die Einheimischen, die wie immer im flachen Wasser planschen machen große Augen, als wir auf sie zu steuern. Ein Schulterblick nach hinten und ich sehe eine sich brechende Welle anrollen. Wir sind doch noch einige hundert Meter vom Strand entfernt ?
Ich bekomme leicht Panik und überlege schon über zu Bord zu springen. In der Zeit wendet Martin schon das Dinghy und steuert Richtung Welle. Ich schaffe es gerade noch etwas nach vorne zu gehen, damit der Bug vom Dinghy mehr Gewicht nach unten bekommt. Und nach ein paar Sekunden, die uns deutlich länger vorkommen, ist die Welle vorbei und bricht sich tosend am Strand. Irgendwie sind wir halb durch die Wellen hindurch, alles ist nass, aber das Dinghy schwimmt. Nicht lange nachdenken, denn da rollt schon die nächste Welle auf uns zu. Vollgas und noch ein paar hundert Meter weg. Etwas benommen beobachten wir von hier aus das Geschehen. Die Wellen sind wieder etwas flacher und es sieht wieder fast friedlich aus. Doch da kommen schon die nächsten großen Wellen angerollt, die uns hier hinten sanft heben und wieder senken, dann an den Wellenbrecher krachen und brechend auf den Strand zurollen. Ok, an Land kommen wir heute wohl nicht mehr. Also zurück auf die flow. Ich brauche noch etwas Zeit um wieder runterzukommen. Mein Herz rast und die Hände zittern. Jetzt merken wir es auch hier. Unser Ankerplatz ist etwas weiter draußen und der Strand, an dem wir anlegen wollten, nicht sichtbar. Aber auch hier werden wir ein paar Meter sanft angehoben, die Welle geht sanft und lang unter uns durch und wir senken uns wieder. Beim Blick auf die anderen Schiffe sehen wir, wie sie regelrecht am Anker ein Stück mit der Welle nach vorne surfen. Bei einem kleinen Kat macht das der Anker nicht mit und er muss sich ein paar mal verholen.
Auch an der felsigen Küste neben uns sehen wir, wie die Wellen mit Wucht an der Steilküste zerschellen und dabei ein lautes Grollen zu uns herüber schallt. Der Strand vor uns, an dem sonst immer Sonnenschirme und Liegen standen, ist nicht mehr zu sehen, die Wellen gehen bis ganz nach oben.
Bei einem Blick auf die Wetterkarte sehen wir einen Sturm einige tausend Kilometer über uns. Das muss die Ursache für die plötzlichen großen Wellen hier sein. Immer wieder erstaunlich, wie sich das Wetter, dass weit entfernt ist auf das aktuelle Geschehen hier auswirkt.
Die nächsten Tage wird es wohl noch weiter so bleiben. Da wir nicht wirklich darauf vorbereitet waren fehlen die frischen Lebensmittel an Bord. Aber mit den letzten Resten werden wir ein paar Tage auskommen.
Wir machen einen kleinen Dinghy Ausflug in Richtung Riff. Hier beobachten wir die große Wellen, die lang unter uns durch gehen und ein paar Meter weiter vorne anfangen sich über dem Riff zu brechen. Das ist schon sehr beeindruckend zu sehen, was aus einer langen hohen Welle wird, wenn sie auf das flache Riff trifft.
Die restliche Zeit müssen wir also gezwungenermaßen an Bord bleiben.
Am Montag, nach 3 Tagen an Bord, hat sich das Wasser dann etwas beruhigt und wir sehen auch schon ein paar Dinghys am Land liegen. Also wagen auch wir es mit unserm Beiboot Richtung Strand. Es rollen zwar immer noch mal 2-3 große Wellen heran, aber dazwischen ist Zeit zum anlanden. Wir sind wieder an Land! ? Und können Müll wegbringen, Wasser holen und einkaufen. Nachdem alles erledigt ist fahren wir noch bei der Silence vorbei und laden Kai und Andrea zum Eis essen am Nachmittag ein. Es ist nicht leicht immer wieder Abschied zu nehmen von Leuten, die einem in kurzer Zeit ans Herz wachsen und man sich auf Anhieb versteht. Aber häufig sind die Pläne eben unterschiedlich. Danke für die schöne Zeit. Hoffentlich sehen wir uns irgendwo in der Karibik wieder ?
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Road Taxi nach Scarborough um uns bei der Einwanderungsbehörde und beim Zoll abzumelden. Da Trinidad und Tobago ein Land sind, müssen wir eigentlich nicht ausklarieren, aber wir brauchen Papiere für die Behörden in Trinidad und so ist es eigentlich die gleiche Rennerei wie beim ausklarieren. Alles läuft problemlos und nach einer Stunde sind wir durch. Wir wundern uns nur ein bisschen, dass wir bei der Immigrationen keine Papiere bekommen. Aber die Dame erklärt uns, dass sie ein Fax nach Trinidad schickt und so alles ok ist.
Zurück zur flow, noch was essen und dann die Überfahrt nach Trinidad vorbereiten.
Nach 3,5 Wochen lichten wir am Abend zum Sonnenuntergang den Anker in der Store Bay.