06.07. – 14.07.2018
Eigentlich wollten wir den Tag nach den Ausflügen ruhig angehen lassen, was wir am Morgen auch noch schaffen. Wir schlafen aus und frühstücken entspannt.
Als Martin nach dem späten Frühstück aus unserem Küchenfenster schaut, sieht er in der Bucht Delfine springen.
Schnell springen wir in unser Dinghy und bewegen uns langsam in die Richtung. Eine Schule von mindestens 20 Delfinen ist zum jagen in der Man O War Bucht und lässt sich von uns nicht stören. Mindestens eine Stunde treiben wir mit dem Dinghy zwischen den jagenden Delfinen und können diese wunderschönen Tiere beobachten. Martin springt ganz mutig ins Wasser, aber die Delfine lassen sich bei ihrer Jagd nicht stören. So ein schönes Erlebnis.
Aber leider gleichzeitig auch traurig.
Immer wieder sehen wir einen Delfin, der eine große schwarze Plastiktüte über der Schnauze und der Rückenflosse hat. Da er so schnell unterwegs ist schaffen wir es nicht, diese Tüte zu entfernen. Grausam so live zu sehen was wir Menschen mit dem ganzen Plastikmüll in der Natur anrichten. Wenn der Delfin es nicht schafft die Tüte zu entfernen, bedeutet das für ihn zu verhungern.
Wir hoffen, dass er es noch geschafft hat. Es bringt uns zum nachdenken und wir sehen wieder wie wichtig es ist Plastik zu vermeiden. Schon lange versuchen wir jede Plastiktüte zu vermeiden und haben unseren Rucksack dabei. Wir haben unseren Wasseraufbereiter (Seewasser wird zu Trinkwasser) und müssen somit keine Plastikflaschen kaufen. So viel davon landet in in unseren Meeren. Eine Plastiktüte braucht ca. 20 Jahre um sich zu zersetzen und einige Kunststoffe in Flaschen zersetzen sich nie.
Häufig hören wir: „Ich alleine kann nichts ausrichten!“. Aber jeder kann was tun und jedes bisschen Plastik zählt: Plastiktüten ablehnen, keinen Eisbecher sondern eine Waffel nehmen, Strohhalme ablehnen und auf Duschgel/Shampoo mit Microplastik verzichten, ….
Zurück auf der flow, noch nicht mal genug Zeit zum duschen, kommt Joe (der Fischer) vorbei. Wir binden sein Fischerboot wie unser Dinghy bei uns fest und er kann an Bord kommen.
Um kurz nach 16 Uhr steigt Joe wieder in sein Fischerboot und für uns wird es Zeit mit dem Abendessen zu beginnen ? So viel zu einem ruhigen Tag. Meist kommt es anders als man es plant.
Wenn man die Hurrikan Saison in der Karibik verbringt dann hat man immer ein Auge auf den Wetterbericht. Auf der Website vom National Hurricane Center in Florida https://www.nhc.noaa.gov gibt es immer alle aktuellen Geschehnisse.
Der letzte Hurrikan ist 1963 über Tobago hinweggezogen, seitdem ist Tobago verschont geblieben. Wir sind hier also relativ sicher. Trotzdem verfolgen wir das Hurrikan geschehen.
Heute hat sich der erste Hurrikan der Saison auf dem Atlantik entwickelt und nimmt Kurs auf die Karibik.
Am nächsten Morgen haben wir eine Verabredung mit Lucille. Um 8 Uhr treffen wir sie am Steg und machen uns auf den Weg in die Berge über der Pirates Bay. Hier hat sie einen großen Bio Garten mit Blick auf die Bucht.
Lucille ist 71 Jahre alt und einfach genial. Sie hat eine wahnsinnige Ausstrahlung und ist super fit für ihr Alter.
Als wir ihren Garten betreten begrüßt sie ihn laut und mit Freude. Und dann geht es auch schon los. Wir sammeln alle runtergefallenen Maracujas auf und haben in wenigen Minuten eine ganze Tasche voll zusammen. Neben her erklärt uns Lucille viel über die Pflanzen.
Wir ernten eine kleine Ananas und danach geht es an die Bananen.
Als wir los sind dachte ich, dass das ganze mit Flipflops und meinem Zeh kein Problem ist ? Aber jetzt wo wir den überwucherten, rutschigen Berghang hinaufklettern um Bananen zu Ernte merke ich, das ich mit Flipflops nicht weit komme. Also weg damit und barfuß weiter.
Während wir uns auf den Weg zur ersten Bananenstaude machen freut sich Lucille, schwingt die Machete und ruft ihre Bananen.
Um an die Bananenstaude zu kommen, wird die ganze Pflanze gefällt. Kein Problem für Lucille. Mit Kraft holt sie aus und mit einem Schlag mit der Machete knickt die ganze Pflanze mit ihrem dicken aber sonst weichen Stamm um und Lucille strahlt. Weiter geht’s. Mit Blick auf die Pirates Bay und die flow ernten wir zehn Bananenstauden ab.
Nach drei Stunden machen wir uns schwer bepackt wieder auf den Weg nach unten und sind froh über jeden Windhauch, der unseren Körper trifft.
Auf dem Weg erntet Lucille noch einige Mangos für uns von verschiedene Mangobäumen. Es gibt über vierzig verschiedene Sorten.
Mit einer großen Tasche voll mit Bananen, Mangos und Maracujas kehren wir zum Schiff zurück.
Mein Zeh hat gut durchgehalten. Immer schön nach oben getreckt beim klettern, aber es hat geklappt. Jetzt bin ich aber froh ein bisschen Ruhe zu haben. Martin schafft es gerade noch unsere Bettwäsche zum trocknen aufzuhängen, die wir am Morgen zum waschen gebracht haben, bevor Joe ihn zum fischen abholt. Martin fängt gleich am Anfang zwei Pferdemakrelen an einer Leine.
Insgesamt kommen Sie mit drei Fischen, die Joe noch direkt am Boot für uns ausnimmt.
Martin schmeißt den Bordgrill an und ich fange mit den Essensvorbereitungen an.
Wir lassen uns Salat, Kartoffeln und saftig gegrillten Fisch mit Knoblauch Petersilien/Basilikum Pesto schmecken.
Den ganzen Tag kein Regen. Perfekt für diesen Tag.
Am nächsten Tag ist es allerdings wieder bewölkt und es kommen einige Regenschauer herunter. Bei so einem Wetter gibt es auch hier einfach nur einen gemütlichen Bootstag mit Film gucken am Abend.
Der Hurrikan Beryl wurde heute herabgestuft und wird wohl als Tropical Storm auf die Karibik treffen. Hier unten werden wir aber nichts davon merken.
Um kurz vor 10 Uhr am Dienstag morgen landen wir mit Dinghy am Strand kurz vor Lucille Restaurant an. Es ist eher eine kleine Holzhütte mit großer Terrasse, auf der wir mit einigen englischen Studenten Platz nehmen. Auch Bill und Joanna aus Alaska, die gestern hier in der Bucht angekommen sind, kommen noch dazu. Dann serviert Lucille ein super leckeres Frühstück.
Es gibt Ei, Käse und Saltfish, aber auch jede Menge Vegane Köstlichkeiten. Selbst gebackenes Vollkornbrot, Salat, Auberginen, Kürbis, Backofen Kartoffeln und Papaya. Vieles davon aus ihrem eigenen Garten. Für uns war das ganze eher wie ein Brunch, aber hier auf Tobago wird morgens warm und herzhaft gegessen.
Als Nachtisch gab es dann noch warmen Schokokuchen mit selbst gemachten Mangoeis. Alles sehr lecker ?
Für den Rest des Tages brauchen wir auf jeden Fall nichts mehr zu Essen.
Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zu Joe‘s Haus, wo Martin hilft ein Türschloss auszutauschen.
Weiter geht’s zu den beiden Mädels Kath und Lane aus Wales, mit denen wir bei der Turtle Tour waren. Lane zeigt uns einige von ihren Aufnahmen von den Putzerstationen, die regelmäßig von Barracudas aufgesucht werden, die sich dort von den Putzerfische reinigen lassen.
Am nächsten morgen hören wir neben uns immer wieder Ankerketten rasseln. Nachdem wir die letzten sieben Wochen hier fast die ganze Zeit alleine vor Anker lagen, kommt gerade ein Schiff nach dem anderen hier in die Bucht gefahren.
Ja ? wir sind wirklich schon 7 Wochen hier. So lange waren wir bis jetzt nur in Mindelo auf den Kapverden, als wir auf unsere Ersatzteile gewartet haben. Aber im Gegensatz zu damals können wir die Zeit hier jetzt genießen.
Für den Abend laden uns Bill und Joanna aus Alaska auf ihr Schiff zu einem Bier ein und wir haben einen schönen Abend auf ihrer Baidarka.
Auch am nächsten Morgen kommen immer mehr Segler an. Viele haben sich bei der Ankündigung des Hurrikans schnell auf den Weg gemacht um von Martinique und den umliegenden Insel hier in einen sicheren Bereich zu kommen.
Für uns ist der Ankerplatz mit mehr als zwölf Booten vom Gefühl her schon überfüllt. Allerdings haben wir den richtig überfüllten Bereich der Karibik ja noch gar nicht kennengelernt. Mal sehen was uns nächste Saison auf den anderen Inseln erwartet ?
Wenn wir jetzt mit dem Dinghy Richtung Steg fahren müssen wir an fast allen anderen Yachten vorbei. Das heißt wir kommen entweder gar nicht an oder sehr verspätet.
Heute bleiben wir gleich bei der ersten Yacht hängen.
John und Christoph kommen aus England, wobei Christoph in der Schweiz geboren wurde und etwas deutsch spricht.
Nachdem wir kurz vom Dinghy aus quatschten laden uns die beiden auf ein Bier bei sich an Bord ein. Nach ein paar Stunden und schönen Gesprächen verabschieden wir uns und die beiden lichten den Anker um eine Bucht weiter zu segeln.
Das sind die Vorteile der vollen Ankerbucht. Wir können uns endlich mal wieder mit anderen Seglern austauschen. Aber die Ruhe ist vorbei. Hinter uns schreien die bockigen Kinder auf unserem Nachbarboot, ich kann nicht mehr ungestört im Cockpit duschen mit den anderen Yachten um uns, als Martin im Cockpit telefoniert schwimmt jemand (ein Mann) nur mit einer Taucherbrille bekleidet um unser Schiff herum, ein großer Katamaran überlegt am Fischersteg anzulegen um Wasser zu bunkern, damit die Bord Waschmaschine betrieben werden kann. Langeweile kommt so auf jeden Fall nicht auf.
Am Samstag scheint endlich mal wieder die Sonne und der Himmel ist blau. Das nutzen wir um ein Ausflug mit dem Dinghy zu machen.
Wir lieben die Man O War Bay. Es gibt so viel mit dem Dinghy zu entdecken. Viele kleine Buchten und Strände, jeder ein bisschen anders.
Gestern sind wir zur Lover‘s Bay mit seinem gerade mal 30-40 Meter langen Strand gefahren. Die Bucht ist nur mit dem Boot zu erreichen. Davor erstreckt sich im flachen Wasser ein Riff, an dem man im klaren Wasser super schnorcheln kann. Yippee, das erste mal wieder im Wasser und schnorcheln. Nachdem ich die letzten 5 Wochen nicht ins Wasser konnte.
Vor ein paar Tagen hat sich die Kruste an der Wunde auf meinem Zeh gelöst und ist von einer dünnen neuen Hautschicht bedeckt. Es ist alles noch recht empfindlich und der Zehnagel, der bei der Quetschung zusammengeschoben wurde bohrt sich noch in das Fleisch vom Nagelbett etwas hinein. Aber der Nagel wird sich hoffentlich eh noch lösen.
Jedenfalls genieße ich es jetzt sehr wieder ins frische Wasser zu können. bei ständigen 30 Grad Lufttemperatur eine willkommene Erfrischung.