Unser nächster Anlaufpunkt war Agnes Water. Ein kleines Küstenstädtchen und bei vielen Backpackern als preiswerter Surfspot bekannt. Hier wollten auch wir einen Surfkurs belegen, da es die letzte Möglichkeit vor dem Great Barrier Reef an der Ostküste zum Surfen ist. Es gibt zwei Surfschulen mit unschlagbaren Preisen, wir entschieden uns für die Lazy Lizard Surf School, da die andere bekannt für ihre großen Gruppen ist (bis zu 40 Leute). Am nächsten Morgen ging es bei strahlend blauen Himmel über einen Rain Forest Walk zu einem einsamen Strand. Außer uns war nur noch eine weitere Person in unserem Surfkurs. Zu Beginn bezahlten wir 21 $ pro Person und sollten dafür 4 Stunden Surfspaß bekommen. Aron, unserer kanadischer Surflehrer, zeigte uns zuerst auf dem Sand wie man mit dem Surfboard paddelt und aufsteht. Danach konnten wir uns in die Wellen stürzen. Wir hatten leider nicht die besten Wellen, trotzdem konnten wir einige Male auf der Welle Richtung Strand gleiten und versuchten uns an unseren ersten Stehversuchen. Dabei wurden wir auch ab und zu von der Welle ordentlich durchgewaschen. Mit ordentlich Salz in Ohren, Nase und auf der Haut fuhren wir glücklich zu unserem Camp und konnten nach der Anstrengung gut schlafen. Bei nächster Gelegenheit werden wir uns auf jeden Fall noch mal ein Surfboard schnappen und an unserer Surftechnik feilen ;)
Eigentlich wollten wir so schnell wie möglich Richtung Norden. Doch dann mussten wir einfach noch mal einen Abstecher ins Landesinnere machen. Bei Rockhampton bogen wir auf den Capricorn Highway ab und fuhren knapp 400 Kilometer in die Central Highlands. Der Highway verläuft auf seiner gesamten Länge parallel zum Wendekreis des Steinbocks. Das müsste doch was bedeuten ;) Orte wie Emerald (Smaragd), Sapphire (Saphir) und Rubyvale (Rubintal) waren unser Ziel.
Was wollten wir da bloß?
Nachdem wir von dem Küsten Highway abgebogen sind veränderte sich nach und nach das Landschaftsbild. Satt sattem grün sahen wir irgendwann nur noch karge vertrocknete Graslandschaft mit seltsam geformten Bäumen die teilweise tot waren. Uns begegneten kilometerlange Güterzüge mit Kohle beladen. Romina hat bis zu 100 Waggons gezählt. Und uns überholte eine Road Train (LKW mit mindestens 3 Anhängern) nach dem anderen. Nach einer kurzen Rast in Emerald fuhren wir weiter nach Sapphire, um uns dort im Blue Gem Shop eine Familien Fossicking Licence (ein Monat 10,50 $) zu besorgen und uns für eine Woche Spitzhacke, Schaufel und zwei Siebe auszuleihen. So gut ausgerüstet konnten wir uns endlich auf zur Glenalva-Fossicking-Area machen. Hier wollten wir ein paar Tage unser Glück bei der Edelstein Suche probieren. Die meisten Touristen kaufen sich im Blue Gem Shop einen Eimer voll Abraum, den sie nach Edelsteinen absieben. Das war uns zu wenig, wir wollten ein richtiges Abenteuer. Als wir ankamen war die erste Schwierigkeit wo schlagen wir unser Lager auf. Da wir sonst keine Erfahrung hatten entschieden wir nach Camp Gemütlichkeit. Wir suchten uns einen Platz etwas abseits der Schotterpiste in einem kleinen Tal, das ziemlich durchfurcht war und uns gute Möglichkeiten zum Graben vermuten ließ. Da es schon später Nachmittag war ging es nach unserem Lageraufbau direkt ins Bett um frisch am nächsten Morgen starten zu können.
Am nächsten Morgen sind wir die ausgetrockneten alten Flussläufe entlang gewandert und waren bei so vielen verschiedenen Gesteinsschichten erst einmal verwirrt. Es gab graue, grüne, gelbe, rote und lehmige Erdschichten durchzogen von Felsen. Wo sollte man da anfangen!? Wir buddelten am Vormittag mal hier und mal da ein Loch und entschlossen uns dann lieber einen kleinen Fußmarsch durch die Hitze auf zu uns zu nehmen um uns bei unseren nächsten Grabnachbarn (uns ist kein besseres Wort eingefallen) ein paar Tipps abzuholen. Wir trafen auf ein älteres Ehepaar in einem Caravan, die seit zwei Wochen hier suchten. Der nette Herr erklärte uns, dass wir in der Erdschicht mit vielen größeren Steinen unter der Lehmschicht graben müssen. In welcher Erdtiefe wir diese finden oder wie dick diese Schicht ist konnte er nicht sagen. Aber wir hatten schon mal einen Anhaltspunkt. Nachdem er sein kleines Döschen gezückt hatte um uns seine Edelsteine zu zeigen, gingen wir schon wieder etwas verwirrt zu unserem Platz zurück. Wie sollten wir diese kleinen dunkeln, eher nach normalen Steinen aussehenden Edelsteine finden.
Mit diesem Wissen ausgestattet starteten wir am nächsten Morgen an einer Stelle mit der beschrieben Erdschicht. Wir trugen die oberste Lehmschicht ab, hackten, schaufelten und siebten mehre Stunden den australischen Erdboden durch. Leider ohne Erfolg, langsam fragten wir uns ob wir die Edelsteine übersehen oder wirklich in der richtigen Schicht sind. Während Romina weiter siebte machte Martin sich wieder auf den Weg und traf einen jungen Australier der nicht weit von uns suchte. Er versicherte uns, dass wir in der richtigen Schicht suchen und zeigte seine Edelsteine. Diese waren etwas größer und man konnte den Unterschied zu Steinen erkennen, sie glitzerten in der Sonne wie Glas. Außerdem gab er uns den Tipp nass zu sieben. Also machten wir uns wieder an die Arbeit und hatten das Gefühl sie nass in der Sonne besser glitzern zu sehen.
So ging es auch den nächsten halben Tag weiter, allerdings wieder erfolglos. So langsam verließ uns unsere Motivation. Wir entschlossen uns zum Nachmittag mit unser Spitzhacke, Schaufel und den Sieben zu dem jungen Australier umzuziehen um dort in der Nähe zu suchen, wenn die anderen dort etwas fanden mussten wir doch auch Glück haben. So siebten wir hier eine weitere Stunde eine Menge Erde durch bis Darren, ein fröhlicher, überschwänglicher und freundlicher Australier plötzlich vor uns stand. Er zeigte uns seine großen Edelsteine, die er alleine heute gefunden hat. Und im Gegensatz zu allen anderen benutzt er kein Sieb sondern gräbt sie mit den Händen aus. Wir waren erstaunt. Während er munter weiter redete folgten wir ihm zu seiner Ausgrabungsstelle. Er erklärte uns warum gerade hier viele Edelsteine zu finden sind. Wir standen in einem alten Flussbett wo vor sehr vielen Jahren die Edelsteine mit dem Wasser über Felskämme geschwemmt wurden. Anhand der Felskämme konnte er erkennen in welche Richtung die Edelsteine geschwemmt wurden. Aufgrund ihrer schwere bleiben sie dann dort liegen. Darren ist eigentlich Landvermesser und fährt jedes Jahr in seinem Urlaub hierher zum Edelstein suchen und das schon seit vielen Jahren. Als er uns dann noch mitteilte, dass er am nächsten Tag nach Hause fährt und wir ab sofort an seine Stelle weiter graben könnten, waren wir überglücklich. Als er dann noch mit der Spitzhacke in die Erde schlug und direkt ein Edelstein herausbrach fehlten uns allen die Worte. Wir verabschieden uns herzlich und fingen direkt an zu buddeln. Nach kurzer Zeit hielt Romina ihren ersten Edelstein in der Hand, einen blauen Saphir. Nach tagelangen buddeln und sieben hatten wir unseren ersten Edelstein nur mit den Händen aus der Erde gekratzt. Zufrieden gingen wir zu unser Camp zurück und träumten von einem großen Edelstein Reichtum am nächsten Tag.
Voller Vorfreude ging es am nächsten Morgen zu unserer neuen Ausgrabungsstelle. Schon von weitem sahen wir neben unserem Arbeitswerkzeug etwas liegen. Als wir näher kamen stellte es sich als ein Sack mit Schaumstoffkissen heraus, Darren musste heute Morgen noch mal da gewesen sein um uns das Arbeiten etwas bequemer zu machen. Es ist echt erstaunlich was für nette Menschen man auf so einer Reise trifft. Jeder mit einem Esslöffel bewaffnet machten wir uns ans Werk. Wir kratzen uns Millimeter für Millimeter durch die feste Erdschicht die immer wieder mit kleinen Felsbrocken durchzogen war. So arbeiteten wir uns die nächsten zwei Tage mehrere Meter durch diesen Erdboden und wurden mit einigen Edelsteinen belohnt. Es ist gar nicht so einfach die Edelsteine zu erkennen, da sie eigentlich auch nur wie Staub bedeckte Steine aussehen, die aber ein bisschen etwas besonderes an sich haben und wenn man sie ins Wasser taucht und ins Sonnenlicht hält glitzern und durchscheinend sind. Wenn man nach Stunden im Erdreich kratzen plötzlich einen Edelstein vor sich sieht ist es ein unbeschreibliches Gefühl.
Zufrieden setzten wir uns am Abend mit einer Kartoffelsuppe an unser Lagerfeuer und versuchten unsere verkrampften, schmerzenden Hände zu entspannen.
Nach einer guten Woche bei der Edelstein Suche ohne Toilette, fließend Wasser nur mit unseren Wasser und Essensvorräten, die in unser Auto passten sowie ohne Handyempfang freuten wir uns endlich den trocknen Staub vom Körper zu waschen.
Wir haben sicherlich nicht die reinsten Edelsteine gefunden, aber wenn wir sie später zu einem Schmuckstück verarbeiten lassen wird es eine einmalige Erinnerung sein und für uns einen sehr hohen Wert haben.
Was sonst noch geschah:
Leider sind wir ohne es zu wissen an unserem letzten Aldi auf unserer Australien Reise vorbei gefahren. Aldi ist hier noch eine recht neue Erscheinung und verbreitet sich gerade erst. An der gesamten Nord- und Westküste gibt es noch keinen Aldi. Eigentlich wollten wir unsere Vorräte noch mal kräftig auffüllen.
Auf einer Rest Area sind wir unserem bisher ältesten Reisenden begegnet. Einem 96 jährigem Australier der seit zwei Jahren mit seiner Frau von einem kostenlosen Camping Platz zum anderen reist. So etwas scheint fit zu halten.
Jetzt hatten wir nach der Ankündigung schon sehr auf diesen Beitrag gewartet!!! Wenn ich die Bilder so sehe, möchte ich mich gern einfach herüberbeamen und mal einen Tag mit euch verbringen…. Wer kann schon sagen, daß er den Edelstein im Schmuckstück selbst ergraben hat!!!! Grabnachbarn ist übrigens eine köstliche Wortschöpfung ;)
Das frische Obst und die Wellen sind super anzusehen — und ! wie immer ! das Essen :) Außer Kochcoach könnte ich mir auch vorstellen, daß Romina Draußenkochkurse für gestresste Großstädter geben könnte (würde wahrscheinlich an den deutschen Vorschriften zum Feuer in freier Natur scheitern), könnte aber so etwas wie Pfadfinderleben für Große als Entspannungswochenende sein. Herzliche Grüße! Sigrun und Karsten
Eine tolle Geschichte! Ihr folgt eurer inneren Eingebung und findet die richtigen Menschen, die euch den Weg zum Schatz weisen. Wahrlich märchenhaft ;) und die Käsekuchen mit Maracuja und Mandarine sehen auch traumhaft aus. Seid ihr sicher, dass ihr nicht träumt?
Super Abenteuer. Die Bilder von Kuchen und Pizza machen hungrig, sieht immer lecker aus.
richtig ermutigend was ihr geschrieben habt und auch ein richtig schönen Artikel über das suchen in der australischen Wüste. unsere Route führt ähnlich wie eure damals nach glenalva habt ihr noch ca den Ort im Kopf oder sie Richtung wo man am erfolgreichsten suchen kann? Wär nett wenn ihr antworten
Hey, danke ?
Die genaue Stelle können wir dir leider nicht sagen. Sieht dort alles gleich staubig und vertrocknet aus. Viel mehr Tipps als im Beitrag stehen haben wir leider nicht.
Wichtig ist genügend Wasser dabei zu haben. Ihr müsst nicht tief graben. Und einfach herum laufen und mit den Leuten reden. Bei uns waren genug Australier in der Gegend und die hatten alle Erfahrung mit der Edelsteinsuche und helfen gerne. Also keine Scheu haben und einfach fragen.
Viel Erfolg bei der Edelsteinsuche!
Viele Grüße Romina & Martin