5.2.-8.2.2018
Plötzlich sind wir da. In einem neuen Land, das so anders ist als das uns bekannte. Naja, so plötzlich ist es eigentlich nicht, denn wir haben ja schließlich 7 Tage hier her gebraucht, aber es fühlt sich plötzlich an. 7 Tage fast von der Welt verschwunden. Für niemanden erreichbar und auch wir konnten niemanden erreichen. Wo und wann gibt es das heutzutage noch.
Wir sind in Mindelo auf São Vicente, eine Mischung aus Afrika und Europa, Afrika für Anfänger wie ich vor unserer Abfahrt hierher gelesen habe.
Mindelo ist mit 76.000 Einwohnern die zweit größte Stadt der kapverdischen Inseln. Der Hafen von Mindelo war lange Zeit der größte im Atlantik. Zur Zeit der Dampfschifffahrt haben die Engländer hier ihr Kohlelager errichtet.
Nachdem auf den Kanaren und in Dakar Häfen errichtet wurden verlor der Hafen von Mindelo international an Bedeutung.
Mindelo ist die europäischste Stadt der Kapverden. Sie ist geprägt durch eine hauptsächlich englische und portugiesische Architektur. Die vielen bunte Kolonialbauten lassen die Straßen malerisch aussehen. Überall auf der Straße bieten Frauen ihre Waren feil, die sie in großen Plastikschüsseln präsentieren. Gemüse, Eier und Fisch werden angeboten. Nicht selten sieht man die Frauen, die diese Schüsseln oder eine Palette mit Eiern auf dem Kopf transportieren, durch die Straßen laufen. Also wirklich ein interessanter Mix.
Die erste Nacht durchschlafen bis zum Morgen, nicht gleich aufstehen müssen und einfach mal den Vormittag vertrödeln. Nachdem ich aufgestanden bin fühle ich mich fit und frisch. Das vergeht leider im Laufe des Tages schnell wieder und die Müdigkeit kommt durch.
Unsere erste Aufgabe an diesem Tag: Am Nachmittag geht es zur Policia Maritim und anschließend zur Einwanderungsbehörde. Danach sind wir um 500 Escudos (4,55€) ärmer. Alles geht schnell und ohne Probleme. Keiner wollte den Ausreisestempel der Kanaren sehen, den wir uns noch extra auf Teneriffa besorgt haben. Jetzt sind wir offiziell auf den Kap Verden eingereist.
Unser Platz am Steg in der Marina ist nicht gerade entspannt. Immer wieder gehen Fallböen mit bis zu 30 Knoten Wind die Berghänge hinunter, die flow tanzt am Steg hin und her und an Land erwischt mich dann doch nach einem Tag am Steg die Land Krankheit ? Alles schwankt als ich auf meinem Stuhl im Restaurant sitze. Wenn wir abends zu unserem Schiff wollen, haben wir das Gefühl ein Drink zu viel genommen zu haben. Im Eierkurs geht es den Steg entlang und wir müssen aufpassen nicht plötzlich im Hafenbecken zu landen. Der Steg schlingert im Schwell und Wind hin und her und ab und zu ruckt es kräftig und es zieht uns fast den Steg unter den Füßen weg. Aber da unsere To Do Liste auf dem Weg hier her immer länger wurde, bleiben wir erst mal in der Marina um am Schiff zu basteln.
Wie das nach den langen Überfahrten immer so ist, vergehen die ersten Tage wie im Fluge: Weiterhin Schlaf nachholen, erste Erkundungstouren in der näheren Umgebung, erste Bastelarbeiten am Schiff und immer noch eine ständige Grundmüdigkeit die uns begleitet.
Das wichtigste auf unser To Do Liste ist unsere Kurzwellen Anlage. Für die 7 Tage auf See war es noch okay ohne Wetter und Kommunikationsmöglichkeit zu sein, aber für drei Wochen auf dem Atlantik ist uns das zu unsicher.
Außerdem muss unser neues Radar, das wir uns nach La Gomera haben schicken lassen, angeschlossen werden. Und dann gibt es da noch viele Kleinigkeiten: die Pumpvorrichtung an der Toilette warten, Haltesicherung für unsere Schubladen basteln, eine Halterung/Sicherung für unser Dinghy an Deck und vieles mehr.
Das arbeiten fällt nicht schwer, denn das Wetter ist nicht allzu schön. Die Sonne zeigt sich nicht oft und es ist kälter als gedacht. Sind wir doch eigentlich dem Äquator um einiges näher gekommen seit den Kanaren.
Die Kapverden bestehen aus neun bewohnten und ein paar unbewohnten Inseln. Vor ihrer Entdeckung und Besiedelung durch die Portugiesen waren sie unbewohnt. Die heutige kreolische Kultur entstand durch den Mix von europäischen Siedlern und afrikanischen Sklaven.
Die Amtssprache ist Portugiesisch, aber die Sprache, die auf der Straße gesprochen wird und mit der man bei den Einheimischen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist Kreol. Dies ist auch die Sprache, die für Dichtungen und Musik benutzt wird. Die Sprache entstand aus der Not heraus: Menschen unterschiedlicher Herkunft mussten sich verständigen und so wurde die Kolonialsprache mit den Sprachen ihrer eigenen Herkunft gemischt. 90 Prozent bestehen aus Alt Portugiesisch und der Rest setzt sich aus afrikanisch, englisch, französisch und weiteren europäischen Sprachen zusammen.
Im Gegensatz zu Deutschland sieht man hier sehr viele junge Leute und weniger Alte. Das legt wohl daran, das viele zum arbeiten und Geld verdienen nach Portugal gehen. Im Internet steht: Ein Drittel der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Im Jahre 2000 betrug der Altersdurchschnitt 17,5 Jahre.