14.01. – 29.01.2018
Die erste Stunde können wir entspannt mit 12 Knoten achterlichen Wind segeln. Doch als wir um Teneriffa herum sind kommen wir in den Windschatten der hohen Insel und der Wind schläft komplett ein. Wir starten den Motor. Leider ist trotzdem eine recht große Welle von der Seite da. Und so lassen wir uns die nächsten sechs Stunden durchschaukeln. Durch das laute und monotone rattern des Motors werden wir ganz schläfrig und es passiert auch sonst nichts in der Zeit. Keine Delfine oder Wale, die es zwischen Teneriffa und La Gomera zuhauf geben soll. Wir sind nur noch wenige Meilen von der Hafeneinfahrt San Sebastián entfernt. Der Motor läuft und es ist weiterhin kein Lüftchen zu spüren. Das Segel war die ganze Zeit oben, in der Hoffnung, das der Wind doch noch kommt. Da sehe ich in der Ferne viele weiße Schaumkronen auf den Wellen. Wir entschließen uns die große Genua herunter zu nehmen und weiter zu motoren. In der Zeit in der wir das Segel reffen oder ein kleineres anschlagen wären wir schon längst in der Marina. Kurz bevor die Düse vor La Gomera los geht haben wir das Segel geborgen und bald erreichen wir den Vorhafen, in dem die Fähren und Kreuzfahrtschiffe anlegen. Hier kommen noch mal ein paar ordentliche Windböen von mindestens 27 Knoten die Berghänge herunter geweht. Wir folgen den gelben Bojen bis zur Marina, fragen per Funk nach einem Liegeplatz und legen nach 11 Stunden an. Juhuuu wir sind auf La Gomera. Unsere letzte Insel auf den Kanaren und der Ort an dem schon zum Teil seit einigen Wochen Päckchen auf uns warten. Eines davon ist hier in der Marina, die anderen bekommen wir erst am Montag bei der Post.
So können wir am 14.01.18, mit etwas Verspätung unser Weihnachtspäckchen öffnen. Am Nachmittag machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. San Sebastián ist die Hauptstadt von La Gomera und mit 8760 Einwohnern die größte Stadt der Insel. Wenn man aus Hamburg kommt wirkt sie eher wie ein gemütliches Dorf.
Die nächsten Tage werden wir erst mal am Schiff arbeiten und danach einen Mietwagen holen und die Insel erkunden, bevor unsere Abreise zu den Kapverdischen Inseln ansteht. Die Belüftung an der Vorluke ist undicht und auch an den Wanten kommt bei Seegang Wasser ins Innere des Schiffs gelaufen.
Am Montag bekommen wir die restlichen Pakete von der Post. Etwas Beleuchtung, einen Tracker und unser neues Radar. Wir haben alles in Deutschland ohne Mehrwertsteuer bestellt, da man hier auf den Kanaren die hiesige Steuer zahlen muss. Die Lieferung hat ohne Probleme geklappt und trotz der Versandkosten haben wir wegen nur 7 Prozent Steuern, gespart. Danach machen wir uns an die Arbeit. Ich fange im Schiff an und Martin draußen. Er muss als erstes die alte Dichtmasse um die Püttings (starke Metallstreifen an denen die Wanten [Drahtseile] welche den Mast halten) entfernen, dann muss das Innere im Decksdurchbruch durchtrocknen und dann wieder abgedichtet werden. Ähnliches Spiel mit der Belüftung in der Vorluk. Während Martin am Dienstag wieder draußen arbeitet, habe ich Zeit drinnen einen kleinen Geburtstags Überraschungskuchen zu backen. Eigentlich wollte ich einen Himbeer Cheesecake backen, doch weder gefrorene noch frische Himbeeren waren zu bekommen. Also wurde es ein Maracuja Cheesecake aus unserem Omnia Backofen (eine Backform, mit der man auf dem Herd backen kann).
Am nächste Tag war Martins Geburtstag. Schon den zweiten, den wir zusammen in der Sonne feiern können. Ich hab einen kleinen Geburtstagstisch mit dem Kuchen und Kerzen gedeckt. Nach einem Stück Kuchen geht es wieder an die Arbeit.
Am nächsten Tag können wir unseren Leihwagen, dieses Mal direkt gegenüber der Marina, abholen. Danach machen wir uns auf den Weg. Als erstes wollen wir zur Quelle von Epina. Wir haben uns ein paar leere Wasserkanister aufbewahrt und füllen uns dort das frische Quellwasser direkt ab. Es schmeckt herrlich!
Als nächstes geht es weiter nach Valle Gran Rey. Wir kommen gerade noch rechtzeitig um kurz vor Ladenschluss in einem Bio Markt einzukaufen. Hier werden das Obst und Gemüse direkt im angrenzenden Garten angebaut.
Zu meinem Geburtstag am nächsten Tag werde ich mit einem leckeren Frühstücktisch geweckt. Es gibt frisch gepressten Orangensaft, ein Geburtstags Muffin und ein Strauß Blumen schmückt den Tisch. Danke dir Martin :) Nach dem ausgiebigem Frühstück wollen wir wandern gehen. La Gomera ist ein Paradies für Wanderer. Über die gesamte Insel ist ein Netz aus Wanderwegen gespannt. Wir entscheiden uns am Roque de Agando abwärts nach Benchijigua zu wandern. Oben am Ausgangspunkt weht ein eisiger Wind. Wir steigen abwärts durch einen Nadelwald und je weiter wie kommen desto wärmer wird es. Bei angenehmen 20 Grad wandern wir einen mit Aloe Vera Pflanzen und Kakteen gesäumten Weg entlang und blicken in ein grünes mit Palmen gespicktes Tal. Kurz bevor wir Benchijigua erreichen suchen wir uns einen Felsen mit Blick auf den unter uns liegenden Ort, der aus nur ein paar historischen Häusern und einer kleinen Kirche besteht. Er war einer der ersten Orte die auf der Insel gegründet wurden. Mittlerweile ist es eine Modell Siedlung im altkanarischen Stil. Hier teilen wir uns meinen Geburtstags Muffin, bevor wir wieder aufsteigen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir in Alojera. Zum Abschluss eines gelungenen Geburtstages essen wir hier mit Blick aufs Meer, in einem kleinen Restaurant, leckeren Fisch.
Bei warmen und sonnigen 22 Grad starten wir am nächsten Morgen. Je weiter wir in den Nationalpark Garajonay fahren desto kälter wird es. An unserem Ziel haben wir nur noch 12 Grad. Wir holen unsere Fleece Pullover und Segeljacken heraus und stapfen durch den Lorbeerwald. Überall tropfte die Feuchtigkeit von den Bäumen und wir fühlten uns in den Norddeutschen Herbst versetzt. Trotzdem war es eine schöne Wanderung. Alles war ruhig und friedlich, die Vögel zwitscherten und der Bachlauf plätscherte neben uns. Das gemeine bei den meisten Wanderungen ist, dass man am Anfang bergab geht und am Ende alles wieder herauf muss. Der anstrengendste Teil liegt dann immer noch vor uns. Am Ende sind die Beine schlapp und wir freuen uns fast auf die bewegungsarme Zeit auf See ;)
Am letzten Tag nehmen wir die Straßenunterführung in die andere Richtung. Wir fahren vorbei an Hermigua und nach Agulo. An der Straße gibt es immer wieder kleine Haltebuchten mit Aussichtspunkten. Am erstem Ausguck haben wir einen Ausblick auf die Bucht von Santa Catalina. Das ganze Tal mit der Bucht ist mit Bananenpflanzen bepflanzt. Im frühen 20. Jahrhundert gab es hier einen Anleger, von dem aus die Bananen in andere Orte verschifft wurden. Der transport über Land wäre extrem aufwendig und teuer, da Straßen kaum existierten. Sie wurden erst, wie auch der Hafen in San Sebastián, 50 Jahre später gebaut. Am nächsten Ausguck führt eine kleine zerfallene Steintreppe den Hang hinab. Unten sind eine Vielzahl verwilderte terrassenförmig angelegte Gärten mit Blick auf das Meer. Bei jedem Schritt den wir machen, raschelt es. Unzählige kleine und große Eidechsen huschen in ihre Verstecke. Wenn man kurz inne hält, kommen Sie kurze Zeit später alle wieder hinaus. Vieles in den Gärten ist vertrocknet, doch vereinzelt haben Bananenbäume, q und Tomaten überlebt. Wir sammeln ein paar kleine Cherry Tomaten und zwei Kürbisse und genießen den Blick auf das Meer und die unter uns liegende Bucht von Santa Catalina.
Unsere letzte Station ist El Guro, nicht weit von Valle Gran Rey entfernt. Eine letzte kleine Wanderung zu einem Wasserfall. Wir laufen immer den Bachlauf entlang. Um uns herum leuchtet alles in einem knalligen, hellen grün. Der Weg führt mal links mal rechts am Bachlauf entlang, immer wieder muss man sich den Weg über Steine hinweg durch den Bachlauf suchen. Es ist ein schöner idyllischer Weg. Immer wieder treffen wir auf kleine Stromschnellen, bis wir am Ende auf den Wasserfall erreichen.
Zum Abschluss fahren wir noch nach Valle Gran Rey an den Strand. Dort herrscht ein buntes Treiben. Hippies so weit das Auge reicht :) Auf der Mauer sitzen einige und verkaufen selbstgebastelten Schmuck, daneben sitzt jemand und spielt Gitarre, andere kommen dazu und singen. Auf dem angrenzenden Platz wird jonglieren geübt und essen zubereitet. Am Strand gesonnt, gequatscht und Yoga gemacht. Jeder scheint jeden zu kennen.
Das war der letzte Tag mit unserem Mietwagen. Jetzt schauen wir uns das Wetter an und bereiten uns für die Überfahrt auf die Kap Verden vor. Im Moment weht kaum ein Lüftchen in San Sebastián, eine Seltenheit. Aber in ein paar Tagen soll ein Sturm durchziehen, der auch weit auf das Meer hinaus reicht. Da würden wir genau hineingeraten wenn wir jetzt losgefahren. Also müssen wir noch etwas warten. Wenn das Wetter so bleibt haben wir noch eine Woche um am Schiff zu basteln und uns mental auf die Überfahrt vorzubereiten. Die Zeit vergeht wie im Fluge, wir reparieren unseren Spinnaker Baum, treffen die Kosmetikerin von unserem Frisör in Hamburg, die mit der Aida einen Tag im Hafen liegt, machen eine Wanderung zum Playa de Guancha und am Ende könnte man immer noch mehr Zeit brauchen. Da am Sonntag die Läden geschlossen haben, müssen wir am Montag, bevor es los geht, noch frisches Obst und Gemüse kaufen. In der Markthalle von San Sebastián wandern Lebensmittel im Wert von rund 75 € in unsere Tüten. Wir bekommen alles in unseren Kühlschränken verstaut und können am Mittag um 12:30 Uhr die Leinen lösen.
Sehr schöne Fotos von La Gomera! Ein schönes Fleckchen :)