03.10. – 07.10.2018
Am Tag nach der Ankunft fahren wir mit dem Dinghy wieder nach Chaguaramas. Zum Teil ist es ein ganz schön wilder Ritt. Ständig müssen wir den Wellen von Fischerbooten oder schicken Motorbooten ausweichen.
Trotzdem lohnt es sich hier außerhalb in der Scotland Bay zu ankern. Wir sind umgeben von der Natur, es ist ruhig bis auf die Brüllaffen, die besonders zur Morgen- und Abenddämmerung aktiv sind, und es ist nicht so dreckig wie in der Bucht von Chaguaramas.
Kaum sind wir mit dem Dinghy um die Ecke gebogen, schon schwimmen uns jede Menge Plastik Flaschen, Behälter und anderes kurioses Zeug entgegen. Immer wieder schimmert das Öl farbig auf der Wasseroberfläche und es stinkt. Ich weiß nicht ganz genau nach was. Nach Öl, Diesel, Benzin, abgrasen oder anderen ungesunden Kram oder vielleicht auch nach allem. Dagegen ist der Ankerplatz in der Scotland Bay regelrecht idyllisch.
Wie immer nach der Ankunft müssen wir uns erst mal wieder zurecht finden. Wo können wir mit unserem Dinghy anlegen und es ohne Probleme liegen lassen. Wo können wir einkaufen, wo gibt es Wasser, …
Unser Dinghy können wir bei Power Boat parken oder auf der anderen Seite vorm Zoll.
Nachdem wir uns einen ersten Überblick verschafft haben, ist das wichtigste erst mal die Abholung unseres Paketes zu organisieren. Das liegt beim Zoll. Aber nicht hier wo wir auch einklariert haben, sondern beim Flughafen, der nicht ganz um die Ecke ist.
Bei Power Boat erklärt Brent, der Manager, mit dem wir auch schon per E-Mail Kontakt hatten bevor wir hier waren, dass sie einen Truck haben mit dem wir die Palette mit Farbe am nächsten morgen um 7 Uhr abholen können. Das ist ja super ?
Doch am Abend bekommen wir eine Nachricht, dass dieser Truck angeblich kaputt ist. Aber er kann uns einen anderen organisieren für 100 US-Dollar.
Das ist schon recht viel und außerdem kann der erst um 8 Uhr. Deshalb beschließt Martin früh am nächsten morgen sich einfach auf gut Glück an die Straße zu stellen. Road Taxen fahren dort meist jede Menge vorbei.
Und welch ein Glück! Im ersten Auto, dass anhält, sitzt Leslie. Es ist nicht lange her da hat er jemand anderen auch genau dort zum Zoll gefahren um Farben abzuholen. Er kennt die Strecke und weiß auch, dass es nicht zum normalen Passagier Flughafen geht, sondern zum Swiss Port wo Pakete vom Zoll abgefertigt werden. Und die Palette mit Farbe passt auch schon irgendwie in den Kofferraum.
Wenn irgendwo Stau ist kennt er eine Strecke im diesen zu umgehen und auf der Fahrt zum Flughafen bekommt Martin noch jedem Menge Infos über Trinidad, das Land und die Leute.
Angekommen am Swiss Port muss erst mal an der Kasse bezahlt werden. Nach einer Stunde Wartezeit (5 Leute waren vor Martin an der Kasse) ist dies erledigt. Weiter geht‘s!
Jetzt noch das Paket auslösen. Der Warteraum ist voll und nach 3 Stunden erklärt eine Dame, dass sämtliche Computer ausgefallen sind und nichts mehr geht ? Jetzt einfach ungetaner Dinge wieder nach Hause fahren. Nicht mit Martin.
Er erklärt der Dame, dass er alle Unterlagen vollständig dabei hat und es wirklich eine ganz einfache Sache ist. Und es klappt! Kurze Zeit später hat er unsere Palette, die nur noch in den Kofferraum verladen werden muss.
Das hat doch gut geklappt. Jetzt nur noch zurück nach Chaguaramas.
Wir haben uns nach langem recherchieren für Antifouling von Seajet entschieden. Kein Antifouling ist perfekt und Bewuchs wird man wohl immer etwas haben, es hängt auch viel von dem Fahrtgebiet ab.
Aber von Seajet haben wir viel gutes gehört und auch gelesen. Nachdem wir auf Tobago erfahren haben, dass es auf Trinidad gerade nicht vorrätig ist, haben wir lange überlegt ob es sich lohnt, das Antifouling aus Deutschland zu bestellen und das wichtigste überhaupt, ob es nicht zu lange dauert bis es hier ist.
Aber ein großer Vorteil als Yacht ist, dass man vom Ausland aus Mehrwertsteuerfrei bestellen kann. Wichtig dabei ist, dass auf dem Paket immer „Yacht in Transit“ stehen muss.
Der Versand für die Farben war recht teuer, dafür aber mit dem Flugzeug nach 3 Tagen auf Trinidad. Wie lange die Sachen dann beim Zoll sind kann man leider nie wissen. Aber bei uns hat alles gut geklappt.
Wir waren am Ende vom Preis her immer noch günstiger unterwegs, als wenn wir die Sachen hier gekauft hätten. Durch Martins Kontakte zu Yachticon haben wir zwar Prozente auf die Bestellung bekommen, aber wenn Produkte hier nicht vorrätig sind lohnt es sich auf jeden Fall mal nachzurechnen ob nicht auch eine Bestellung aus Deutschland sich rechnet.
Im Laufe unserer Werft Zeit haben wir noch mehrmals Sachen bestellt und es hat immer super funktioniert.
Die Zylinderkopfdichtung für unseren alten Volvo aus Belgien war nach 3 Tagen hier und die Stagreiter aus Hamburg für unsere Genua sind auch nach einer knappen Woche hier angekommen.
Jetzt wo wir die Farben haben steht dem liften bei Power Boat nichts mehr entgegen. Doch erst mal ist Wochenende und wir haben ein bisschen Zeit unsere Ankerbucht zu erkunden.
Von 1940 bis 1963 wurde Chaguaramas an die USA vermietet, die dort eine Marinebasis und ein Raketen Frühwarnsystem errichteten. Durch das „Zerstörer gegen Stützpunkte“ Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA bekamen sie auch auf anderen Inseln wie St. Lucia, Jamaika und den Bahamas Gebiete, auf denen sie ihre Stützpunkte errichten konnten. Im Gegenzug bekam das Vereinigte Königreich Schiffe aus dem ersten Weltkrieg.
Die Scotland Bay ist umgeben von grünen Dschungel. Überall sieht man Reste von alten Gemäuer, Treppen und Stegen.
Leider scheint diese Bucht von den Einheimischen als Party Location genutzt zu werden. Ist es hier in der Woche noch total ruhig, so trudelt am Wochenende ein Boot nach dem anderen in die Bucht. Familien mit Motorboot legen Landleinen, bauen Zelte an Land auf, Grillen, trinken und hören Musik.
Andere lassen sich von einem Wasser Taxi am Strand absetzen und werden nach ein paar Stunden wieder abgeholt. Und zusätzlich drehen noch Party Boote mit halbnackten zu lauten Bässen tanzenden Menschen ihre Runden durch die Bucht.
Am Abend wenn die Sonne unter geht, kehrt langsam wieder Ruhe ein und nach und nach verschwindet ein Boot nach dem anderen. Das einzige was liegen bleibt ist der Müll.
Als wir mit unserem Dinghy anlegen und uns an Land umschauen, bekommen wir einen Schreck. Was vom Wasser aus so idyllisch aussieht, ist vom Land aus mehr eine Müllhalde. Der Boden ist bedeckt mit Plastik Verpackungen und Flaschen. Überall sind mit planen Zelte oder Unterstände gebaut und alle paar Schritte gibt es ein Klo ?
In kleinen mit Planen errichteten Zelten stehen ganz normale Porzellan Toilette mit einem Abfluss der irgendwo ein paar Meter weiter hinter dem Zelt in der Erde endet. Kein fließend Wasser oder Spülung.
Das ganze wirkt etwas skurril. So streifen wir durch diese Szenerie und wissen nicht so recht was wir denken und fühlen sollen. Hinter all diesen fängt der dichte Dschungel an. Wir hören die Brüllaffen und können Sie auch in der Ferne durch die Baumwipfel springen sehen, Vogel große blaue Schmetterlinge fliegen zwischen kniehohen Pflanzen umher und prall, mit reifen Guaven gefüllt Bäume stehen herum.
Am Montag morgen lichten wir um kurz nach 7 Uhr den Anker und motoren mit unserer flow in die Bucht von Chaguaramas. Dort haben wir einen Termin mit Raymond dem Mechaniker.
An der Tankstelle von Power Boats steige ich (Romina) aus und die zwei Mechaniker an Bord, um sich unseren 47 Jahre alten Motor unter Fahrt anzuhören. Nach einer Runde um das Mooring Feld legt Martin direkt im Slip bei Power Boats an.
An unserem Motor ist erst mal nichts auffälliges zu hören (seit Lissabon haben wir allerdings immer mal wieder, dass er „hustet“ und haben mit unzähligen Mechanikern nicht herausgefunden woran es liegen kann).
Wir müssen gar nicht lange warten und schon wird die flow an Land geliftet.
Wir sind ganz erstaunt wie reibungslos und gut dass alles geklappt hat. Trotz kurzfristiger Termine mit dem Mechaniker und anschließendem Liften. Da haben wir schlimmeres von der Karibik gehört.
Noch ahnen wir nicht was noch alles auf uns zukommt …