02.10. – 03.10.2018
Mit geschätzten 1-2 Windstärken verlassen wir die Store Bay Richtung Trinidad. Da unsere Windanzeige nicht funktioniert, können wir uns nur auf unser Gefühl verlassen und schätzen. Für die Windrichtung bringt Martin für mich noch 2 leichte Plastik Schnipsel an unserem Bimini an. So kann ich mich ungefähr daran orientieren, wenn wir das Segel wechseln müssen.
Wir setzen die Genua und machen den Motor aus. Mit 2-3 Windstärken gleiten wir in die dunkle Nacht und sehen ganz klein am Horizont die Lichter von Trinidad. Die Windfahnensteuerung hält uns auf Kurs.
Der Mond geht auf, wir liegen entspannt im Cockpit genießen die sanfte Fahrt durchs Wasser (von den großen Wellen der letzten Tage ist nichts mehr zu spüren) und beobachten den Mars am Himmel.
Rummmms, rummms und noch einmal rummms ….
Unsanft werden wir aus unserer Entspannung gerissen. Mein Herz klopft wild. Was war das!? Ein Blick auf die Seekarte: wir sind direkt über der Drew Bank. Ein Blick auf den Tiefenmesser: 3,70 Meter. Es ist flach, aber noch locker ausreichend für unseren Tiefgang von 1,80 Metern. Martin hat vor dem Geräusch ein paar weiße Schaumkrohnen Steuerbord voraus gesehen. Wir haben ein paar Verwirbelungen im Wasser, aber kaum Seegang. Ich hole die Kopflampe von drinnen und gehe an den Bug und leuchte, Martin übernimmt das Steuer. Es ist nichts außergewöhnliches mehr zu sehen. Trotzdem bleibe ich vorne und Martin noch am Steuer bis wir über die Sandbank hinweg sind.
Mit unserer flow scheint alles in Ordnung zu sein. Wir haben keine Ahnung was das war, das Schiff wurde auch nicht durch etwas aufgestoppt. Vielleicht ein Stück Holz, das im Wasser trieb.
Ok, dann wieder versuchen zu entspannen.
Die nächsten Stunden segeln wir ereignislos durch die Nacht. Wir haben nicht sonderlich viel Wind, können aber segeln, kommen aber nicht sonderlich schnell voran.
Irgendwann gegen 2 Uhr lege ich mich unten im Salon hin und Martin macht es sich im Cockpit gemütlich.
Wenn wir nur eine Nacht unterwegs sind haben wir kein richtiges Wach-System.
Das braucht ein paar Tage auf See um sich an die Bewegung, die Geräusche und einen anderen Schlaf Rhythmus zu gewöhnen.
Und da ich die Nächte auf See nicht oder gerne mag, bleibt Martin nachts meist draußen im Cockpit.
Kaum das ich liege und versuche etwas runter zu kommen, höre ich ein helles fiepen. Aber erst als ich das typische schnattern höre sitze ich wieder aufrecht und springe ins Cockpit. Delfine!!!
Alle Müdigkeit ist vergessen. Eine Schule Delfine tollt um unsere flow. Und sie sehen riesig aus. Immer wieder hören wir neben uns das pusten. Ich laufe nach vorne zum Bug und mache es mir hier gemütlich. Ausgelassen springen die Delfine immer wieder in die Luft, schlagen Saltos und lassen sich mit einem lauten Platsch aufs Wasser fallen. Manchmal so nah neben uns, dass ich ganz nass gespritzt werde. So geht es eine ganze Weile.
Gegen 4 Uhr lege ich mich wieder hin, doch kurze Zeit später fängt das Segel an zu schlagen. Der Wind geht runter. Wir machen den Motor an und lassen die Genua noch stehen. Jetzt ist eh nichts mehr mit schlafen. Doch mittlerweile sind wir beide saumüde. Meist kommt die Müdigkeit erst am Morgen richtig durch.
Um 9 Uhr nehmen wir die Genua endgültig runter. Der Wind ist komplett weg.
Wir motoren recht dicht unter Land von Trinidad und erkennen die bergige Nordküste mit ihren kleinen Buchten und den Fischerbooten. Um dem Motorenlärm kurz zu entgehen mache ich es mir auf dem Vordeck gemütlich, doch die Sonne fängt schnell an zu heiß zu werden.
Mittlerweile sehen wir immer wieder Strömungskanten. Erst ist das Wasser fast glatt und kurz dahinter fängt es an zu brodeln. Aber viel Gegenströmung haben wir zum Glück nicht. Wir hatten von Gegenstrom gehört und sind von Tobago direkt nach Trinidad rüber und dann unter Land an der Küste entlang um den Strom weiter draußen zu umgehen.
Kurz vor unserer Ankunft schaut Martin noch mal auf unsere elektronischen Seekarten. Wir wollen nicht direkt in Chaguaramas ankern, da wir viel schlechtes gehört haben. Noch einigermaßen idyllisch soll die Scotland Bay sein. Doch jetzt steht in der Seekarte, dass Ankern verboten ist. Es sollen Mienen auf dem Grund der Bucht liegen ? Nicht gerade perfekte Bedingungen zum ankern. Also Handy raus, ab und zu haben wir schon Handy Empfang. Beim googeln stoßen wir auf einige Segel Blogs und immer wieder lesen wir dort wie umgeben von Dschungel in der Scotland Bay geankert wird. Also beschließen auch wir dort erst mal hin zu fahren.
Wir nehmen die erste Durchfahrt zwischen den vorgelagerten Inseln und motoren in die Tiefe, gut geschützte Scotland Bay. Ein paar wenige Yachten dümpeln hier schon vor Anker. Also lassen auch wir unseren Anker fallen. Ankunftszeit: 02. Oktober 2018 um 11:30 Uhr.
Nachdem wir unsere flow und uns einigermaßen klar gemacht haben, (feste Schuhe, lange Hose) setzen wir uns ins Dinghy und machen uns auf den Weg zu Immigrationen und Zoll. Von der Scotland Bay bis zur Bucht von Chaguaramas sind es ca. 3 Seemeilen. Das sollte mit unserem Dinghy und Motor kein Problem sein. Doch nach ein paar Minuten Fahrt schüttet es plötzlich wie aus Kübeln. Vor der Abfahrt von Tobago habe ich mir gewünscht keinen Squall unterwegs zu erwischen, wegen fehlender Windanzeige und das hat ja auch super geklappt, aber 10 Minuten hatte der jetzt auch noch warten können.
Auf jeden Fall sind wir nach kürzester Zeit nass bis auf die Unterwäsche. Trotzdem flüchten wir nach der Ankunft in Chaguaramas, nachdem uns 10 Minuten der Regen um die Ohren peitschte, trotzdem noch mit unserem Dingi unter einen Katamaran und warten dort bis es vorbei ist.
Herzlich Willkommen zur trinidadischen Regenzeit, wo es immer Mittags anfängt zu Regnen.
Pünktlich um 13 Uhr, als die Einwanderungsbehörde wieder öffnet stehen wir wie 2 begossene Pudel vor der Tür. Wenigstens schmeißen sie uns nicht gleich wieder raus. Dafür drückt uns die uniformierte Frau im Raum gleich ein paar Formulare in die Hand ohne uns anhören zu wollen: „Hier ausfüllen!“
Nachdem wir schon einen großen Teil ausgefüllt haben und uns die ganze Sache etwas spanisch vorkommt, gehen wir noch mal zu ihr und erklären: „Wir kommen aus Tobago!“. Sie nimmt uns die Zettel wieder aus der Hand murmelt etwas vor sich hin und jetzt wir sollen erst mal warten bis ein Officer frei ist. Zum Glück dauert es nicht allzu lange, denn wir fangen mit unseren nassen Klamotten langsam an zu frieren, in dem sehr gut klimatisierten Raum.
Pässe vorlegen, wo kommt ihr her? Aus Tobago! Ahh, dann brauche ich das Schreiben von der Behörde aus Tobago. Das wurde zu gefaxt. Zu gefaxt?
Jetzt kommt das was wir beim ausklarieren in Tobago schon befürchtet haben und wir auch mehrmals nachgehakt haben, ob wir wirklich kein Schreiben brauchen und uns mehrmals versichert wurde, sie faxen es und alles ist gut.
Nachdem unser Officer mehrmals die Augen verdreht hat und sich über die Arbeitsweise der Kollegen auf Tobago aufgeregt hat, sollen wir uns setzten und warten.
Genau das was man sich nach mehr als 30 Stunden ohne Schlaf wünscht ? wir sitzen als noch eine weitere Stunde in dem eiskalten Raum mit nassen Klamotten, bis wir wieder aufgerufen werden und plötzlich alles in Ordnung ist und wir entlassen werden und zum Zoll können. Dort sind wir dann zum Glück nach 5 Minuten durch und somit offiziell in Trinidad.
Wir steigen in unser Dinghy, welches direkt vorm Zoll liegt und rasen in 15 Minuten zurück zur flow.
Jetzt erst mal zur Ruhe kommen und die Umgebung auf uns wirken lassen. Es ist ruhig, total ruhig. Die flow dreht sanfte Kreise um den Anker. Kein Wind und das Wasser ist so ruhig und bewegungslos wie auf einem kleinen Tümpel.
Um uns herum sind nur bewaldete Hügel, aus denen man das Gebrüll der Brüllaffen hört.
Handyempfang haben wir hier hinten in der Bucht nicht (wenn man weiter vorne in der Bucht ankert hat man Empfang. Wussten wir da noch nicht).
Jetzt gibts was zu Essen und dann endlich Ruhe und Schlaf.
Die erste Aufgabe hier wird sein, unsere Palette mit Farben vom Zoll abzuholen.
Fazit Überfahrt: Wir hatten bis auf den Vorfall ganz am Anfang eine total entspannte und angenehme Überfahrt. Bis auf die letzten Seemeilen kaum Gegenströmung. Keine Piraten oder neugierigen Fischer gesichtet. Wir waren nicht sonderlich schnell, aber darauf kommt es auch nicht an. Motor 6,5 Stunden, Segeln 11 Stunden.