15.02.-05.03.2018
Das Wetter drückt auf die Stimmung. Seit Tagen haben wir keine Sonne mehr gesehen, alles ist in einen nassen kalten Dunst gehüllt, fast ununterbrochen nieselt es und es ist kalt und ungemütlich. Ja, wir sind wirklich auf den Kap Verden und nicht in Norddeutschland ?
Im Schiff trocknet nichts mehr. Alles ist feucht und uns ist kalt. Mittlerweile werden die nassen Handtücher draußen im Wind und Nieselregen trockener als im Schiff ? Zusätzlich ist auf dem Schiff immer noch Baustelle, das heißt man kann sich kaum bewegen. Deshalb ist es für mich kaum möglich zu kochen. Also gehen wir viel essen.
Es gibt viele Restaurants. Eine Menge sind touristisch. Hier zahlt man für ein Fischgericht ca. 1000 Escudos (rund 9€) und für Cachupa 500-700 Escudos (4,55-6,36€). Cachupa ist das Nationalgericht der Kapverden. Es ist eine Art Eintopf aus gestampften weißen Mais (nicht so süß wie gelber), Bohnen, grüne Bananen, Süßkartoffeln, Kürbis, Maniok, Zwiebeln, Yams und wenn vorhanden Speck, Wurst oder Fisch. Cachupa wird hier zu jeder Tagezeit gegessen. Mittags wird sie frisch gekocht als Suppe, zum Abendbrot eingekocht als Eintopf und am Morgen die Reste trocken angebraten gegessen. Es ist das günstigste Gericht, dass man hier auf den Kapverden essen kann.
Geht man in die Einheimischen Restaurants bekommt man alle Gerichte viel günstiger. Meistens erkennt man die nicht auf den ersten Blick als Restaurants. Häufig fühlt man sich, als wenn man in einer privaten Küche gelandet ist. Ein paar Tische und Stühle, ein Tresen und dahinter der Herd. Meist muss man fragen was vorrätig ist und was es gerade gibt. Dafür bekommt man aber meist fangfrischen Fisch mit Reis, Gemüse oder Pommes für gerade mal 300-500 Escudos (2,73-4,55€) und die Cachupa für ca. 200 Escudos (1,82€). Da lohnt sich selber kochen kaum noch.
Manchmal bekommt man den Fisch vorher gezeigt, dann wird man gefragt ob gekocht, gebraten oder frittiert, mit Gemüse, Reis oder Kartoffeln und dann wird alles direkt für einen zubereitet. Dafür muss man manchmal allerdings etwas Zeit mitbringen.
Wir müssen uns mit dem Schiff umlegen, da an unserem Steg gearbeitet wird und wir nicht mehr vom Steg runter kommen.
An unserem neuen Platz liegen wir direkt neben der Aloma aus Köln. Wir lernen Roswitha und Walter kennen, die ein Jahr vor uns in den Niederlanden gestartet sind mit ihrem Schiff.
Das Wetter spielt verrückt. Auf den Kanaren ziehen ein paar heftige Sturmtiefs hindurch und bescheren uns hier eine für diese Zeit untypische Flaute. Durch den Sturm baut sich bei den Kanaren eine 10 Meter Welle auf, die in etwas abgeschwächter Form auch bei uns ankommt. Nach der Flaute, dreht der Wind von typischen Nord-Ost Richtung auf Süd. Im Hafen steht eine ordentliche Welle und die flow springt am steh auf und ab.
Das ganze hat auch Auswirkungen auf die Passatroute Richtung Karibik. Der typische beständige Wind, der eigentlich von achtern in die Karibik schieben soll ist entweder nicht da oder kommt von vorne ? Dazu eine sehr große Welle. Das ganze soll noch mindestens eine Woche anhalten. So lange können wir hier eh nicht weg und beruhigt auf unser Päckchen warten.
Laut Sendungsverfolgung hing das Paket 2 Tage beim spanischen Zoll fest und wurde dann nach Köln gesendet, von wo es weiter befördert wurde. Wo hin? Keine Ahnung ? Seit Tagen ändert sich der Status nicht mehr.
Aber wenigstens hat sich das Wetter gebessert. Nachdem wir die Sonne über eine Woche nicht gesehen haben und mit langen Hosen, Jacke und festen Schuhen draußen gefroren haben, lichtete sich am Abend die Wolkendecke und wir hatten einen schönen Sonnenuntergang. Am nächsten Tag gab es einen strahlenden blauen Himmel und die Sonne brannte vom Himmel. Juhu!!! Endlich mal wieder Wäsche waschen und auf dem Deck aufhängen.
Wir haben noch ein Paket; auf das wir warten. Martins Mutter hat, als wir noch auf den Kanaren waren, ein Paket losgeschickt, mit Geburtstagsgeschenken und kleinen Ersatzteilen. Unsere letzte Information war: Das Paket wurde zugestellt, USA. USA? Wie kann ein Paket mit einer Kapverdischen Adresse; Namen und Schiffsname in den USA zugestellt werden!? DHL hat schon ein Formular für die Erstattung der Kosten vom Inhalt zugesendet. Also war nicht klar ob hier überhaupt noch was ankommt. Aber Martin ist am Morgen einfach mal zur Post gegangen und dort lag es doch wirklich seit ein paar Tagen im Regal :)
Wir arbeiten weiter am Schiff. Aber wir brauchen mal eine kleine Auszeit. Also entschließen wir uns für 2 Tage einen Roller zu mieten und damit São Vicente zu erkunden.
Mehr als 80 Prozent der Bewohnern der Insel leben in Mindelo. Es gibt nur 3 „Hauptstraßen“, die sich über die Insel ziehen und zu 4 kleinen Fischerdörfchen führen. Keine Strecke ist weiter als 15 Kilometer. Also ideal um mit dem Roller unterwegs zu sein.
Außerhalb von Mindelo ist fast keine Straße mehr asphaltiert. Wie fast überall auf den kapverdischen Inseln bestehen die Wege aus Kopfsteinpflaster.
Als erstes fahren wir nach Salamansa, mit knapp über 1000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt. Es gibt einen langen Sandstrand mit einer uhrigen Surf Schule und einem Café. Wir haben klares Wetter und können gut die Nachbar Insel Santo Antão sehen.
An der Küste entlang fahren wir weiter zum Wochenenddörfchen Calhau.
Viele Einheimische aus Mindelo haben hier Ihren Wochenend Wohnsitz. So ist es in der Woche hier recht ruhig. Ein Fischer nimmt am Wasser einen frisch gefangenen Papageifisch aus, wir schießen ein paar Fotos von den glänzenden farbigen Fischerbooten und machen uns auf die Suche nach einem Mittagessen.
Ein paarhundert Meter einen schmalen Sandweg hinein liegt das Restaurant Hamburg. Na, das müssen wir doch testen, wenn fernab unserer Heimat ein Restaurant nach ihr benannt ist. Wir sitzen im Schatten auf der Terrasse. Mein auf dem Holzkohlengrill und mit Knoblauch marinierter Grouper mit einer guten Portion Gemüse ist ein Gedicht und auch Martin ist mit seinem gegrillten Tintenfisch sehr zufrieden.
Satt und zufrieden wollen wir gerade auf unserem Roller steigen, als uns ein kapverdianer auf deutsch anspricht. Er ist der Besitzer des Restaurants. Er hat lange Zeit im Hamburger Hafen gearbeitet und deshalb sein Restaurant Hamburg genannt. Bald fliegt er wieder nach Deutschland.
Wir machen noch einen Abstecher zum Praia Grande um die Ecke. Ein langer, wilder Strand. Überall sehen wir Löcher mit Sandhügel davor. Als wir eine Weile still sitzen bleiben, gucken überall kleine und auch größere Krebse hervor.
Am Nachmittag machen wir uns nach einem schönen Tag auf den Weg nach Hause.
Walter und Roswitha sind gerade von ihrem Besuch auf Santo Antão wiedergekommen und wir überreden die beiden spontan uns am nächsten Tag mit dem Roller zu begleiten.
Am Morgen starten wir nach São Pedro. Wir wandern an der Steilküste entlang zum alten Leuchtturm, danach geht es nochmals zum Essen nach Calhau und als Nachtisch essen wir am Strand von Salamansa einen Crêpe zum Sonnenuntergang und beobachten die Einheimischen beim spielen in der Brandung. Zum Abschluss eines rundum gelungenen Tages trinken wir noch ein Bier in der Floating Bar der Marina ?
So langsam stabilisiert sich der Passat Wind wieder und die Wellen werden kleiner. Bei mir (Romina) sinkt die Laune immer weiter in den Keller. Immer mehr Schiffe legen ab Richtung Karibik oder Brasilien. Die Marina ist fast leer und von unserem Paket mit den Ersatzteil gibt es nichts neues. Es ist mittlerweile über 2 Wochen unterwegs und in der Sendungsverfolgung gibt es nichts neues seit das Paket Europa verlassen hat.
Ich hänge zwei Tage total durch, ärgere mich und bin traurig. Wir starten einen Aufruf bei Facebook und suchen nach Leuten, die in der nächsten Zeit von Deutschland nach São Vicente fliegen und uns Ersatzteile mitbringen würden. Darüber erfahren wir auch über einen Agenten für Sonderversendungen, dass unser Paket in Senegal festhängt wegen Import Schwierigkeiten.
Außerdem meldet sich noch jemand, der am 25.03. fliegt und unsere Sachen mitbringen würde. Das ist noch fast einen Monat hin, der März hat gerade gestartet. Für mich im Moment keine schöne Aussicht noch so lange zu warten. Aber besser als nichts.
In Hamburg lassen wir uns schon mal einen neuen Antennentuner besorgen. Ich dränge Martin noch über eine Ersatzlösung nachzudenken. Walter und Roswitha haben einen Garmin InReach.
Damit kann mann über Satellit Mails und SMS senden und empfangen. Also gar nicht so schlecht als Backup. Auch dieses Gerät bestellen wir uns und lassen es nach Hamburg schicken.
Am Abend wollen wir uns mit Roswitha und Walter in der Floating Bar treffen. Die beiden starten morgen ihre Atlantiküberquerung. Das hebt meine Laune nicht gerade und als die beiden uns mit dem Bayern Norbert auf dem Steg begegnen fangen mir an die Tränen über das Gesicht zu laufen.
Trotzdem verbringen wir einen schönen Abend mit den beiden in der Bar mit Burgern und Bier.
Am Samstag Mittag ist es dann soweit. Wir schießen noch ein paar Abschiedsfotos mit Roswitha und Walter, lösen die Leinen und bei schönstem Sonnenschein gleitet die Aloma aus der Bucht von Mindelo. Wir wünschen euch eine wunderschöne Überfahrt!
Abschied nehmen gehört zu dieser Reise immer wieder dazu. Man trifft so viele liebe Menschen. Menschen, die man als erstes kaum kennt, die auf den ersten Blick so anders zu sein scheinen, aber die die gleichen Ziele und die gleichen Problem haben wie man selbst und das verbindet. Auch wenn man sich keine Jahre kennt ist es mit vielen Leuten eine intensive Zeit. Und dann trennen sich die Wege wieder. Danke für alle tollen Begegnungen und für die Zeit die wir mit lieben Menschen teilen durften ?❤ ⛵
Für mich ist plötzlich klar, ich brauche eine Auszeit. Auf dem Schiff zu sitzen, nur arbeiten und zu warten kann ich nicht mehr. Und wenn unsere Sachen eh erst am 25.03. nach Mindelo kommen haben wir noch genug Zeit. Also beschließen wir in einem Tag das Schiff abzuschließen und spontan zur Nachbar Insel Santo Antão zu fahren. Ich hab schon so viel von dieser Insel gelesen und wollte dort eh gerne hin.
Als wir Mittags aus der Dusche kommen winkt uns Norbert aus der Floating Bar herbei. Norbert kommt aus Bayern und liegt schon mindestens seit 2012 mit seinem Schiff immer wieder hier in Mindelo in der Marina und seid dem wir hier sind ist er nur am basteln.
Wir quatschen ein bisschen und erzählen ihm dabei auch von unserem Plan nach Santo Antão zu fahren. Er sagt wenn wir noch einen Tag warten können bringt er uns morgen eine Karte und ein paar Tipps und Empfehlungen mit.
Also treffen wir uns am nächsten Mittag wieder in der Bar, er breitet seine Karte auf dem Tisch aus und fängt an zu erzählen.
Außerdem empfiehlt er uns eine Unterkunft in der Ribeira das Patas und in Tarrafal. Er meinte die würden besonders mir gefallen wegen dem frischen Gemüse und selbst gemachtem Essen. Na, das hört sich doch schon mal toll an.
Am Ende bedanken wir uns für die vielen Tipps und er sagt nur: „Ich will euch einfach nur wieder Lächeln sehen!“.
Wir packen unsere Rucksäcke, schreiben die verschiedenen Unterkünfte an und hoffen, dass noch Zimmer für uns frei sind. Für die ersten beiden Nächte buchen wir dann in Espongeiro und werden von dort in das Paul Tal wandern. Juhu! Schiff klar machen für unsere Abreise am nächsten morgen ?
So schöne Farben. Bringt einfach Spaß, die Fotos anzusehen! Viel Glück weiterhin!
Übrigens, für Petersilien Pesto können die Stiele mit in den Mixer ;)
Danke für den Tipp ?