24.11.2018
Nach gerade mal drei Stunden Schlaf klingelt der Wecker um 2 Uhr in der Nacht. Ich bekomme meine Augen kaum auf. Raus aus der Koje! Ist ja schließlich der letzte Tag hier auf Trinidad, der letzte Tag mit Stress und Müdigkeit.
Eine schnelle Katzenwäsche an Bord, die letzten Sachen einpacken, Klimaanlage an machen und die flow abschließen.
Pünktlich um 3 Uhr stehen wir mit unseren 2 Rucksäcke unten vor der flow und warten auf Cow.
10 Minuten später werde ich schon langsam nervös. Martin ruft auf seinem Handy Cow an und keiner geht ran. Langsam schlendern wir über das Werft Gelände zum Ausgang. Das Tor ist zu. Die Dame im Pförtnerhäuschen liegt auf 2 Stühlen und schläft. Leider müssen wir sie aus ihren Träumen reißen. Schlaftrunken kommt sie zum Fenster. Von Cow ist immer noch nichts zu sehen. Wir fragen nach einem Taxi, aber bekommen nur erstaunte Blicke: Mitten in der Nacht? Hier in dieser Gegend? Gibt es nicht!
An die Straße lässt sie uns auch nicht: zu gefährlich um diese Uhrzeit in dieser Gegend!
Mittlerweile ist es 3.30 Uhr. Ein Bus fährt vielleicht in einer Stunde bis Port of Spain, aber nicht bis zum Flughafen. Dafür müssten wir erst noch mal umsteigen. Zu spät für uns.
Martin ruft Leslie an, der hat ein Road Taxi (privates Taxi) und hat Martin ganz am Anfang zum Flughafen gefahren um unsere Farbe beim Zoll auszulösen. Er geht dran und sagt er kann in einer halben Stunde hier sein. Ok, besser als nichts.
Wir setzten uns in den Aufenthaltsraum der Security und warten. Keine 5 Minuten später werden wir hinausgerufen. Es wurde gerade jemand hier abgesetzt und der Fahrer würde uns zum Flughafen fahren. Juhuu! Wir sind erleichtert.
Unser Fahrer rast über den Highway. Die Straßen sind zum Glück nicht allzu voll. Doch plötzlich bremst unser Fahrer. Uns kommt ein Auto auf unserer Spur entgegen ? Ein Geisterfahrer! Was hier Samstag Nacht auf den Straßen los ist. Ganz am Anfang, kurz nach unserer Ankunft auf Tobago haben wir im Bus im Radio die Nachrichten gehört und uns über die vielen Verkehrsunfälle mit Toten gewundert, die dort aufgezählt wurden.
Aber bei uns ist alles gut gegangen. Wir fahren weiter und sind nach insgesamt 40 Minuten am Flughafen. Pünktlich und nur um 175 TT Dollar (22,65 Euro) ärmer. Uns bleibt sogar noch Zeit ganz entspannt auf der Bürgersteigkante einen Veggie Bürger zu fühstücken. Danach können wir ohne Schlange am Computer einchecken und haben unsere Bordkarten. Gepäck müssen wir nicht aufgeben. Wir haben beide nur unsere Rucksäcke mit max. 33 Litern Fassungsvermögen und die gehen locker als Handgepäck mit.
Bei mir steigt die Nervosität, da wir der Sicherheits- und Passkontrolle immer näher kommen. Auch hier gibt es keine Warteschlangen. Ich schicke Martin vor. Mein Herz klopft und ich denke man kann meine Aufregung schon von weitem sehen. Der Beamte schaut aufs Foto, in Martins Gesicht, vergleicht den Namen mit den Tickets und …. er wünscht einen guten Flug und gibt den Pass wieder zurück ?? Bei mir das gleiche. Sind wir wirklich durch? Ich kann dem Frieden noch nicht ganz trauen. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Es wurde gar nicht auf den Stempel geschaut.
Danach kommt die Sicherheitskontrolle. Auch hier wird vorher noch einmal der Pass kontrolliert. Doch auch dieses Mal nicht der Einreisestempel. Ein kleiner Plausch mit dem Beamten und wir sind durch ?
Wir stehen vor unserem Gate. Es ist 06:30 Uhr und wir haben noch über eine Stunde Zeit. Es macht sich Erleichterung breit. Jetzt wird wohl keine große Kontrolle mehr kommen. Wir nutzen die Zeit um letzte Nachrichten zu verschicken. Wer weiß wann wir das nächste mal Internet haben werden. Die Internet Situation auf Kuba soll nicht so einfach sein habe ich von allen gehört und überall gelesen.
Kein Internet ? Kaum noch vorstellbar. Wie findet man ein gutes Restaurant? Den nächsten Supermarkt? Wie bucht man sich die Unterkunft im Nächten Ort?
Mal sehen wie wir klarkommen ?
Um 7:30 Uhr beginnt das Boarding. Als wir an der Reihe sind werden wir hinausgewunden ? wir sollen an den Schalter neben an. Was wird das jetzt?
Wir werden gefragt in welchem Verhältnis wir zueinander stehen? Es soll ein extra Security Check gemacht werden.
Und dann soll ich beiseite treten und Martin wird getrennt von mir befragt. Dann bin ich dran. Es kommen Fragen zu meinem Job, insbesondere warum ich hier bin in Trinidad. Ich halte alles sehr allgemein und es ist alles in Ordnung. Jetzt können auch wir endlich in das Flugzeug steigen ?
Wir haben Fensterplätze, machen es uns gemütlich und essen erst mal etwas geschnippeltes Gemüse, welches wir noch im Kühlschrank auf der flow gefunden haben.
Wir fliegen über Trinidad hinweg und wir sehen die Öl Plattformen vor Trinidad, die wir auf dem Weg nach Grenada passieren müssen.
So langsam weicht die Anspannung und die Müdigkeit kommt durch. Ich fühle mich, als wenn wir eine Nacht durchgesegelt sind und versuche etwas zu dösen.
Aber schon einige Zeit später bin ich wieder da. Von der Richtung her müssten wir über die Turks- und Caicosinseln und die Bahamas fliegen. Und das möchte ich nicht verpassen. Und schon ein paar Minuten später taucht die erste Insel auf, die von türkisem Wasser umgeben ist. Es folgen weitere Inseln und dann die Bahamas. Wir sehen Inselketten in hellblau leuchtendem Wasser, das unglaubliche Muster mit den Verwirbelungen von weißem Sand bildet ?
Nicht weit dahinter fliegen wir in der gleichen Zeit an Kuba vorbei. Und kurze Zeit später befinden wir uns im Landeanflug auf Miami.
Zum Glück haben wir eine Woche vor Abflug noch daran gedacht, unser ESTA Visum für die USA Online zu beantragen.
An einem Computer scannen wir unseren Pass ein, beantworten ein paar Fragen, werden abgelichtet und scannen unsere Fingerabdrücke.
Weiter geht es zur Beamten Kontrolle. Auch hier werden noch einmal von beiden Händen die Fingerabdrücke gescannt, der Pass kontrolliert und ein Bild von uns gemacht. Warum das ganze vorweg am Computer? Doppelt hält besser? ?
Aber wir hatten einen netten Beamten, der das ganze Verfahren mit netten Sprüchen auflockerte und am Ende ganz begeistert war, nachdem wir uns über das Essen im Abflugbereich informiert haben.
Gepäck müssen wir zum Glück keins abholen und so können wir mit unserem Handgepäck gleich weiter durch die Sicherheitskontrolle und so sind wir wieder bei den Gates. Zeit was zu essen. Am besten besucht sind die Burger Läden. So stellt man es sich doch auch vor in den USA.
Also schlagen auch wir den Weg Richtung Burger Shop ein und stellen uns unseren eigenen Burger zusammen.
Leider ist der Veggie Burger mit Süßkartoffel Fries nicht mehr ganz warm, als er bei uns ankommt. Aber trotzdem, am Ende sind wir gut gesättigt, die Wartezeit von 5 Stunden hat sich ordentlich verkürzt und wir können uns schon auf den Weg zu unserem Gate machen.
Auch hier noch mal das freie W-LAN nutzen und eine Stunde vor Abflug können wir uns dann für unsere Kuba Touristenkarten anstellen, ohne die wir nicht ins Land kommen. Ganze 100 Dollar werden wir hier pro Person noch mal los ?
Das Boarding beginnt, wir sitzen im Flugzeug, füllen Unterlagen für die Gesundheitsbehörde, den Zoll und die Touristenkarten aus und eine halbe Stunde später beginnt schon der Landeanflug auf Kuba.
Hier geht dann alles sehr unkompliziert: kurze Passkontrolle, Zettel bei der Gesundheitsbehörde abgeben, Zettel beim Zoll abgeben und wir sind draußen. Im Flughafengelände holen wir noch etwas CUC (Kubanischer Peso convertible) mit der Kreditkarte ab und werden schon vom ersten Taxifahrer angesprochen.
Ich mag das überhaupt nicht. Dieses gebuhle um die Kunden, meist deutlich überteuerte Preise, aber Busse gibt es nicht in das Zentrum von Havanna. Also bleibt sind nichts anderes übrig als ein teures Taxi zu nehmen. 30 CUC (26,70 Euro) wollen sie alle haben und lassen nicht mit sich verhandeln.
Als Martin noch auf Toilette ist sehe ich draußen ein paar Backpacker rumlaufen und mir kommt die Idee das Taxi zu teilen. Die meisten hier wollen bestimmt auch nach Havanna rein. Als Martin zurück ist, müssen wir nicht lange warten und ein junges schwedisches Pärchen kommt heraus und bewegt sich Richtung Taxi.
Schnell hinterher. Auch die wollen nach Havanna hinein und so teilen wir uns die Kosten. Mittlerweile bin ich so müde, als wenn wir mindestens eine Nacht durchgesegelt wären. Deshalb nehme ich nur halb die Fahrt durch die Straßen von Havanna war. Die Sonne geht unter und es wird langsam dunkel. Zuerst wird das schwedische Pärchen abgesetzt. Wir haben eine Unterkunft etwas außerhalb gebucht, da es am nächsten Morgen direkt weiter nach Viñales geht.
Wir geben dem Taxifahrer Name und Straße unserer Unterkunft. Doch leider findet er sie nicht auf Anhieb. Er sagt die Hausnummer fehlt bei der Adresse, die wir ihm gegeben haben. Er fragt in der Umgebung nach, aber keiner kennt unsere „Casa“. Wir sind verunsichert. Wurden wir übers Ohr gehauen? Wir haben über Airbnb gebucht, haben aber keine Möglichkeit jemanden zu kontaktieren wegen des fehlenden Internets.
Es ist schon seltsam wie abhängig wir mittlerweile davon sind und es fällt erst so richtig auf wenn man keinerlei Möglichkeit hat, sich mit dem Internet zu verbinden.
Hier auf Kuba läuft das mit dem Internet anders.
SIM Karten für das Handy gibt es für Touristen nicht. Also hat man keine Möglichkeit über das Smartphone zu telefonieren oder an mobiles Internet zu kommen.
Die einzige Möglichkeit sich zu verbinden, sind mobile Hotspots, die man an öffentlichen Plätzen findet. Doch vorher braucht man noch eine Zugangskarte. Die muss man vorher in bestimmten Shops nach Reisepass Vorlage erwerben und kann sich dann über den Code in das Internet einloggen.
Da wir das alles natürlich so kurz nach der Ankunft noch nicht organisiert haben bleibt uns also nichts anderes übrig, als die Situation so zu klären.
Der Fahrer spricht nur spanisch. Martin spricht kein Spanisch und ich verstehe ein bisschen, sprechen fällt mir aber schwer.
Bei Airbnb war keine genaue Adresse angeben, nur die Straße und eine Telefonnummer. Wir versuchen dem Fahrer also mit Händen und Füßen zu fragen ob er ein Handy hat und dort mal anrufen kann. Er versucht uns wiederum zu erklären, dass bei der Telefonnummer eine Ziffer fehlt. Und so ist es dann auch. Niemand erreichbar unter der Nummer.
Wenn wir schon in der richtigen Straße sind müssen wir doch auch irgendwie das richtige Haus finden.
Also fahren wir weiter und unser Taxifahrer fragt weiter. Wir bekommen schon langsam ein schlechtes Gewissen, dass alles so lange dauert und er so viel Aufwand wegen uns hat (zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es normal bei den Fahrern ist sich durchzufragen und keiner genau weiß wo die Unterkünfte liegen).
Nach weiteren 10 Minuten und fragen deutet eine Frau dann plötzlich auf das Nachbarhaus.
Erleichterung! Wir sind da. Werden von unserem Gastgeber nett empfangen, bekommen unser Zimmer mit Bad gezeigt und noch kurz die nächste Essens Möglichkeit erklärt.
Da wir etwas außerhalb vom historischen Havanna wohnen, gibt es hier hauptsächlich einheimische Bars. Und hier wird nicht mit CUC (Kubanischer Peso convertible) bezahlt, sondern mit CUP (Kubanische Peso).
CUC wird häufig als die Touristen Währung bezeichnet und CUP als Einheimischen Währung. Dabei können Touristen auch mit CUP bezahlen und umgekehrt Einheimische mit CUC.
Alles was man zu den Grundbedürfnissen zum Leben zählt wird meist in CUP bezahlt und ist sehr günstig. Obst und Gemüse von Märkten, Einheimische Busse und LKW Fahrten, Essen von Imbissen (z.B. einfache Pizza, belegte Brötchen) oder auch Essen in Peso Restaurants (meist einfache cubanische Hausmannskost).
Mit CUC wird alles darüber hinaus bezahlt (Luxusartikel) und hat für uns ein normales Preisniveau. Der CUC ist an den US Dollar gekoppelt. Das heißt 1 CUC gleich 1 US Dollar.
Hiermit werden Taxifahrten, Restaurants, Ausflüge und Kosmetik bezahlt.
Wenn man mit der Kreditkarte Geld am Automaten abhebt, was bei uns immer problemlos funktioniert hat, bekommt man immer CUC.
Und so hat uns unser Gastgeber noch den Umrechnungskurs erklärt bevor wir zur nächsten Bar an der Straßenecke sind.
1 CUC sind 24 CUP. Wenn man mit CUC bezahlt bekommt man automatisch CUP zurück. Dann aber mit einen Umrechnungskurs von 1 zu 25. Auf jeden Fall sollte man selber im Kopf mitrechnen und den Wechselbetrag kontrollieren.
Wir biegen um die Straßenecke. Links von uns geht eine Einfahrt zu einer hell erleuchteten und offen stehenden Garage herunter. Draußen steht ein Stehtisch und drinnen ist ein Tresen, hinter der eine junge Cubanerin steht. Links an der Wand hängt eine handgeschriebene Tafel mit den Gerichten die sie anbieten. Kulinarische Highlights sollte man hier nicht erwarten. Aber für den Hunger zwischendurch voll in Ordnung. Pizza, Burger und Sandwiches.
Mit Englisch kommen wir hier nicht weit, wir werden nur mit großen Augen angeschaut. Also versuche ich es mit meinen paar Brocken spanisch.
Eine Pizza mit Zwiebeln bitte. Kein Fleisch fragt sie ungläubig. Nur Zwiebeln!
Für 35 CUP (1,20€) bekommen wir eine normal große Pizza mit Tomatensoße, Käse und Zwiebeln. Man darf sich allerdings keine richtige italienische Pizza vorstellen. Aber der größte Hunger ist gestillt, wir sind müde und wollen nur noch ins Bett. Morgen früh geht es gleich weiter nach Viñales.
Wir freuen uns!