29.08. – 08.09.2018
Ein paar Minuten vor 15.30 Uhr lichten wir den Anker und setzen die große Genua. Kaum sind wir aus der Bucht raus, schläft der Wind ein und das Segel schlägt. Wir sind im Windschatten eines höheren Berges. Immer mal wieder kommen ein paar Windböen herüber, die uns etwas an schupsen. Nach einer halben Stunde bläst der Wind zum Glück wieder etwas beständiger. Nicht viel aber wir kommen gut voran (Wie viel Wind wissen wir nicht, denn unsere Windanzeige ist leider immer noch kaputt).
Um 18.15 Uhr, während die Sonne unter geht, ankern wir im mittleren Teil der Bucht vor den Mount Irvine Beach Facilities. Im nördlichen Teil der Bucht befindet sich ein Riff von dem man lieber etwas entfernt ankern sollte.
Die Sonne ist untergegangen und man hört nur noch das Lachen und die Gespräche der letzten Tagesgäste am Strand, sonst herrscht Ruhe.
Trotz Dunkelheit wagt Martin sich mit dem Dinghy in die nächste Bucht. Mir ist das zu unheimlich ?. In Bucco holt er uns zwei Pizzen, die wir im Cockpit genießen.
Richtige Pizza gab es schon seit Monaten nicht mehr. Ist hier eben nicht typisch in der Karibik und wenn denn sind die Preise unverschämt hoch.
Da wir jetzt im südlichen Teil Tobagos sind, müssen wir uns bei den Behörden in Scarborough melden.
Am Morgen stellen wir uns an die Hauptstraße. Wir nehmen uns ein Road Taxi. Das sind ganz normale Autos, die wie ein Bus eine Route fahren und so viele Leute vom Straßenrand einsammeln bis sie voll sind. Meist Hupen sie schon wenn sie jemandem am Straßenrand sehen und dann muss man nur noch winken oder die Hand raushalten.
Nach ein paar Minuten Wartezeit steigen wir ein und werden für ein paar TT Dollar (1-2 € für beide) in kurzer Zeit nach Scarborough direkt vor die Immigration am Hafen gefahren. Lange Hosen und feste Schuhe sind wieder Pflicht.
Zoll und Immigration sind schnell erledigt. Wir brauchen nur die Unterlagen aus Charlotteville Vorzeigen und uns wieder melden wenn wir Tobago verlassen wollen.
Die nächste Nacht ist leider wieder etwas unentspannt. Wir haben viel Welle und die flow schaukelt hin und her. Auch der morgen wird leider nicht besser. Wir haben kein Strom mehr. Die Batterien sind tot. Wie kommt das!? Bis jetzt hatten wir nie Probleme mit der Stromversorgung und die Batterien haben wir direkt vor der Abfahrt in Hamburg neu gekauft und eingebaut.
Martin hatte schon die letzten Tage das Gefühl, dass unsere Solaranlage nicht mehr so viel Leistung bringt. Jetzt heißt es wieder Ursache finden. Unser amerikanischer Nachbar (das einzige Segelboot, das mit uns in der Bucht liegt) bietet uns seine Hilfe an und zusammen wird alles überprüft. Aber einen Fehler finden die beiden Männer nicht. Deshalb werden alle Kabelverbindungen gereinigt und wir hoffen, das es vielleicht nur das war.
Um die Batterien wieder etwas zu füllen müssen wir wohl trotzdem erst mal regelmäßig den Motor anschmeißen und laufen lassen.
Wir haben Samstag den 1. September und heute etwas besonderes vor. Noch in Charlotteville wurden wir von Murphy, dem Besitzer des Gemüsestandes zur Hochzeit seiner Tochter eingeladen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen eine einheimische Hochzeit mitzuerleben.
Die letzten Tage waren wir deshalb natürlich auch schon etwas mit der Outfit Auswahl beschäftigt. Denn für so einen Anlass hat man meist nicht so viele Sachen an Bord, da meist eher unpraktisch auf einem Schiff.
Schuhe habe ich (Romina) mir neue gekauft. Wir holen also unsere schicksten Sachen aus den Schubladen und machen uns ausgehfertig. Doch bei dem Wind in der Bucht sitzt die Frisur schon nach ein paar Sekunden nicht mehr und weiße und lange Hose sind für die Dinghy Fahrt und das Anlanden auch nicht das richtige. Deshalb nehmen wir alles im wasserdichten Rucksack mit an Land und ziehen ins dort um.
Mit etwas Verspätung holt uns Murphy direkt vom Mount Irvine Beach ab und zusammen fahren wir zur Kirche.
Zum Glück sind überall in der Kirche Ventilatoren montiert und einen Wasserspender gibt es auch. So lässt sich die Wartezeit bis die Braut da ist, überbrücken.
Die Zeremonie ist ähnlich wie bei uns. Es wird nur viel lauter gesungen und nicht nur vor sich hin genuschelt bei den Liedern. Außerdem wird die Ehe Urkunde gleich in der Kirche unterschrieben.
Während das frisch gebackene Brautpaar von einer großen Hummer Limousine abgeholt wird, werden wir aus der riesigen Kühlbox, die den gesamten Kofferraum von Murphy’s Auto einnimmt mit Bier und anderen kühlen Getränken versorgt.
Für das Foto Shooting geht es in den botanischen Garten in Scarborough und von dort aus weiter zur Feier Location.
Ein großer Saal in weiß dekoriert mit Bühne auf der, der Platz für das Brautpaar ist.
Wir bekommen Tisch Nummer 8 zugewiesen, an dem wir mit Murphy und Familie zusammen sitzen. Für den ersten großen Hunger gibt es am Platz für jeden eine kleine Snack Box, die bei allen auch schnell leer ist.
Dann kommen die 12 Brautjungfern und die 12 Männer (wie nennt man die eigentlich ??♀️) gefolgt vom Brautpaar herein getanzt.
Spielchen wie bei uns gibt es nicht. Es werden von beiden Seiten der Familie reden gehalten und Braut oder Bräutigam in der jeweiligen Familie willkommen geheißen. Dann gibt es das typische Local Food. Ein großes Buffet: Es gibt Roti (Curry), Hühnchen, Lamm, Fisch und die typischen Beilagen wie Brotfrucht, Macaroni Pie, Bohnen, Linsen, Plantains (Kochbananen) Reis usw.
Danach geht die große Party los. Die Musik wird noch ein tickchen lauter gestellt und die ersten Leute beginnen zu tanzen.
Für uns etwas komisch und ein Zeichen, dass die Feier beendet wird: alle Tische werden abgedeckt und sämtliche Deko entfernt. Aber die Party ist hier deshalb noch lange nicht zu Ende, sonder geht noch bis in die frühen Morgenstunden.
Für uns war es ein langer Tag. Und nach dem Motto sailors midnight (Seglers Mitternacht) werden auch bei uns schon um 21 Uhr die Augen schwer. Gegen 22 Uhr werden wir mit noch 2 weitern Gästen nach Hause gefahren, das heißt an den Mount Irvine Beach. Die Fahrerin, eine der Töchter, ist erst mal etwas verwundert, als sie keinen Hafen entdeckt. Mehrmals müssen wir erklären, dass wir vor Anker liegen und mit unserm kleinen Boot zum großen Boot in die Bucht fahren. Trotzdem guckt sie uns sehr verwundert hinterher, als wir aussteigen, unsere Schuhe und Hosen ausziehen und im Dunkeln am Strand verschwinden.
Kurz nach 23 Uhr sind wir wieder auf der flow, freuen uns über ein schönes Erlebnis und fallen ins Bett.
Den nächsten Tag lassen wir ruhig starten. Doch da unsere frischen Sachen langsam ausgehen und hier vor Ort kein Supermarkt oder Gemüsestand ist, wollen wir ins Nachbardorf Bucco und uns dort mal umschauen.
Was Martin bei unserer Ankunft mit dem Dinghy in der Nacht gemacht hat muss ja auch tagsüber funktionieren. Kaum sind wir aus dem Schutz unserer Bucht hinaus werden die Wellen größer, aber sie kommen von hinten und schubsen uns an. Statt auf dem Schlauch sitzen zu bleiben verkrieche ich mich aber trotzdem lieber auf den Boden des Dinghys. Dort ist es trockener und ich fliege nicht mehr beim über die Wellen hüpfen einen halben Meter in die Höhe.
In der nächsten Bucht ist es drinnen wieder ruhig und geschützt. Aber für mich ist klar: noch mal muss ich diese Fahrt nicht machen. Wir drehen eine Runde und machen uns auf den Rückweg. Jetzt kommen die Wellen von vorne und durch das vorgelagerte Riff gibt es immer wieder Stellen, an denen sich die Wellen auftürmen und kurz vorm brechen sind. Das ist noch mal ein ganz anderes Gefühl als auf dem Hinweg. Ich frage mich wie der Mann das im Dunkeln hinbekommen hat!? Aber vielleicht waren die Wellen einfach kleiner an dem Abend. Ich verkrieche mich wieder auf dem Boden unseres Dinghys: Augen zu und durch!
Zum Glück haben wir nach ein paar Minuten das Riff hinter uns gelassen und sind nach weiteren 10 Minuten wieder im Schutz der Mount Irvine Bay.
Am Nachmittag gehen wir die Strecke dann lieber zu Fuß und holen uns ein Portion Reis und Gemüse aus einem China Imbiss. Der Weg ist zu Fuß zwar deutlich länger, aber für mich angenehmer.
Nach einem Arbeitstag auf dem Schiff wollen wir am darauffolgenden Tag die Buchten in die andere Richtung erkunden. Heute ist der Wind deutlich schwächer und auch die Wellen sind kleiner. Also machen wir uns wieder mit dem Dinghy auf den Weg und verlassen die geschützte Bucht. Somit ist die Fahrt zwar etwas rau und nass gegen Wind und Welle, aber alles kein Problem. Wir fahren in die Great Courland Bay zum Turtle Beach. Ganz in der Ecke, in der Nähe von einem rostigen und halb verfallenen Steg, können wir ohne Probleme mit dem Dinghy anlanden. Wir spazieren den Strand entlang in der Hoffnung vielleicht noch mal ein paar Baby Schildkröten zu Gesicht zu bekommen. Aber weit und breit ist keine zu sehen. Die Sonne brennt vom Himmel, der Strand ist so heiß, das wir nur unten am Wasser laufen können.
Ich erinnere mich noch an einen Obststand, am Straßenrand von unserem letzten Ausflug mit dem Auto. Auf geht’s! Wir decken uns mit frischer Papaya, Ananas und Wassermelone ein. Im Schatten der Bäume gibt es zur Erfrischung gleich die Wassermelone.
Dann gehen wir zurück zum Dinghy. Etwas weiter südlich gibt es noch eine Bucht (Black Rock) hier sind die Wellen deutlich größer und brechen krachend am Strand. Die einzige Chance zum anlanden, da meist geschützter, ist am ganz nördlichen Ende der Bucht. Zu unserem Glück ragt dort noch eine kleine Felsnase hervor, die die Wellen abfängt und dahinter können wir recht entspannt an den Strand kommen. Ein schöner Strand mit vielen Bäumen und schwarzen Felsen erwartet uns. Wir entdecken viele verwinkelte Ecken und sind ganz begeistert.
Deshalb fahren wir am nächsten Tag gleich noch mal zu dem Strand, legen unser Dinghy vor Anker, gehen baden, essen Papaya und relaxen und genießen die Sonne. Bei einem Spaziergang am Strand finden wir leider ein kleines totes Lederschildkröten Baby. Lebendige haben wir nicht entdeckt.
Am Abend gibt es nun wirklich das letzte bisschen frische Gemüse: eine Süßkartoffel, die zusammen mit einer Dose Kidneybohnen und Tomaten zu einem veganen Chili verarbeitet wird.
Deshalb machen wir uns am nächsten Tag noch mal zu Fuß auf den Weg in das knapp 2 Kilometer entfernte Buccoo. Dort gibt es einen Supermarkt und auch einen Gemüsestand fast direkt gegenüber.
Im Supermarkt gibt es meist recht wenig Obst und Gemüse und wenn dann gekühlt und in Styropor und Plastik verpackt. Deshalb kaufen wir lieber bei den kleinen persönlichen Ständen ein.
Wir kaufen Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Ananas und Bananen, die direkt neben dem Stand wachsen. Nebenbei führen wir noch ein nettes Gespräch mit der jungen Verkäuferin und als Martin anfängt zu filmen hält sie ihr frisches Obst stolz in die Kamera. Wir lieben solche netten spontanen Begegnungen.
So langsam wird es Zeit wieder aufzubrechen. Nach einer Woche in Mount Irvin verabschieden wir uns von unseren amerikanischen Nachbarn und machen die flow klar.