14.3.-25.3.2018
In Mindelo erwarten uns wieder die typischen heftigen Fallböen. Zum Teil ist das Wasser so aufgepeitscht im Hafen, das der Steg nass wird. Aber unsere flow liegt heil und sicher da. Nur an einer Festmachenleine ist der Mantel durch.
Wir lüften das Schiff kräftig durch, kaufen ein und machen nichts weiter. Wir sind müde vom frühen aufstehen.
Am nächsten morgen bekommen wir Besuch von Franz. Wenn man auf Santo Antão Urlaub macht muss man immer über Mindelo reisen, da man nur mit der Fähre herüber kommt. Der Flieger von Franz geht erst am Abend und so bleibt noch Zeit für eine Schiffsbesichtigung und einen Drink in der Bar. Am Mittag müssen wir dann aber weiter am Schiff basteln. Kurze Zeit später steht dann de nächste Besuch vor der Tür ? oder eher vor dem Schiff. Welche Überraschung! Sigi, Marie-Laure und ihr Sohn. Die drei haben wir auch in Tarrafal kennengelernt. Sie kommen aus Hamburg und haben auf Santo Antão Urlaub gemacht.
Die weiteren Tage vergehen hauptsächlich mit basteln und das Schiff weiter auf die große Fahrt vorzubereiten. Abends machen wir es uns mit einem Film im Schiff gemütlich, denn mit dem Wind ist es ungemütlich und mittlerweile frieren wir schon bei 22 Grad ?
Am Samstag ist es dann soweit. Unsere Ersatzteile sollen heute mit Wolfgang in Mindelo ankommen ? Oder eher umgekehrt. Wolfgang mit unseren Ersatzteilen. Am Nachmittag, nach einem kurzen Anruf, klappt dann alles schnell und komplikationslos. Da Wolfgang, Lobo genannt, schon seit 20 Jahren auf den Inseln als Reiseleiter arbeitet kennt er die Problematik mit speziellen Sachen und der Post hier.
Wir können es kaum glauben plötzlich unsere Sachen im den Händen zu halten.
Jetzt muss der Tuner nur noch eingebaut werden und funktionieren.
Am Montag baut Martin den Tuner ein und er macht klackernde Geräusche ?? Das ist ein gutes Zeichen, denn die soll er machen und genau die hat unser alter Tuner nicht gemacht. Für den nächsten Tag ist Martin mit dem Amateurfunker über Telefon verabredet um die richtigen Einstellungen am Kurzwellenfunkgerät vorzunehmen.
Leider wird das ganze dann am Dienstag noch eine lange Geschichte. Wir bekommen über das Pactor Modem nichts versendet. Immer wieder gehen die beide alle Möglichkeiten durch. Noch ein Kabel wird erneuert und geschaut welche Störfaktoren in der Nähe sind.
Leider sind wir uns nicht sicher ob der obere Isolator am Achterstag richtig funktioniert (Das Achterstag, also das Drahtseil was den Mast zum Heck hält hat oben und unten einen Isolator, es besteht somit kein Metall Kontakt und das Mittelteil vom Achterstag bildet somit ein knapp 20 Meter lange Antenne für das Kurzwellenfunkgerät). Eigentlich wurden auf Lanzarote neue Isolatoren verbaut, aber beim Durchmessen kam ein nicht passender Wert heraus ? Allerdings können wir daran hier jetzt nichts mehr ändern.
Am Ende kommen wir nur zu dem Schluss, das ganze auf See noch mal zu probieren, denn hier im Hafen sind zu viele Störfaktoren um uns herum. Gerade nachdem die letzten Tage lauter französische Alu Yachten eingelaufen sind und uns umzingelt haben.
Zum Glück haben wir als Ersatz gerät den Garmin InReach Explorer+ dabei. Wir werden also los segeln und schauen ob die Kurzwellen Anlage funktioniert und wenn nicht bekommen wir über den InReach von Marcus, dem Voreigner unserer flow, die Wetterinformationen per Mail geschickt. Er war 7 Jahre lang zum Teil mit seiner Freundin und zum Teil alleine mit der flow zwischen Panama und Deutschland unterwegs.
Wie aufregend. Jetzt ist es also bald soweit. Ein direktes Datum legen wir noch nicht fest. Erst müssen noch ein paar Sachen erledigt werden und wenn wir fertig sind fahren wir einfach los.
Die flow hat an der Wasserlinie schon einen gut sichtbaren Bart bekommen. Martin packt seinen Neoprenanzug aus und muss ins Wasser. Mit Spachtel und Schrubber bewaffnet rückt er dem Grünzeug zu Leibe. Viele kleine Krebse haben es sich darin schon gemütlich gemacht und flüchten jetzt panisch die Bordwand empor.
Nach zwei Stunden Unterwasserschiff abtauchen ist zwar noch nicht alles geschafft, aber dafür Martin ? Morgen geht es dann weiter.
Wir kaufen die erste Ladung Gemüse ein, haltbare Lebensmittel und Wasser haben wir schon die ganze Zeit stückchenweise gebunkert. Dann springt Martin noch einmal ins Wasser und ich putze die Kühlschränke.
Gemüse kaufen wir überall ein bisschen. In der Markthalle, auf dem Marktplatz und in der Halle hinten beim Marktplatz. Dort haben wir auch die letzten Wochen unser Obst und Gemüse am liebsten eingekauft, nie im Supermarkt.
Jetzt geht es aber doch noch in die Supermärkte, denn dort gibt es importiertes Obst und Gemüse. Für die Überfahrt ist etwas Abwechslung nötig. Obst gibt es sonst kaum, außer Bananen und Papaya.
Orangen, Grapefruit, Pflaumen, Äpfel, Brokkoli und Blumenkohl ergattern wir im Gemüseladen und Supermarkt.
Auch ein paar Brötchen von unserem Lieblings Bäcker holen wir noch für den ersten morgen auf See, danach wird selbst gebacken.
Nach einigen Fehlversuchen sind wir bei einem kleinen unscheinbaren Bäcker gelandet, der zwar nicht viel Auswahl hat, aber die Ciabatta Brötchen schmecken und sind sehr günstig.
Von der Marina einfach die Straße geradeaus und die 2. links. Also ein kurzer Spaziergang, der vor dem Frühstück gut zu schaffen ist.
Obwohl wir die letzten Wochen schon alle haltbaren Lebensmittel nebenbei gebunkert haben, steht uns noch ein ganz schöner Einkaufs Marathon bevor. Am Samstag Morgen geht es los. Von der Markthalle zum Marktplatz und in die Gemüsehalle, zum Supermarkt und in den Gemüseladen. Und weil man von einem Tag auf den anderen plötzlich irgendwelche Sachen nicht mehr dort bekommt wo sie gestern noch waren, laufen wir alle strecken und Orte mehrfach ab. Vergleichen die frische des Gemüses und laufen noch von einem Straßenhändler zum nächsten. Mittlerweile kennt man uns an vielen Ständen. Die Rucksäcke brauchen wir gar nicht mehr vom Rücken nehme. Fein säuberlich wird uns das gekaufte im Rucksack verstaut. Am Ende kaufen wir noch eine grüne Bananenstaude. Für eine Gruppe Europäer, die gerade die Gemüsehalle besichtigt hat, waren wir damit auch schon Exoten. Wir dachten gleich knipsen sie auch noch uns mit ihren Kameras.
Nach einigen Stunden und immer wieder abladen auf dem Schiff sind wir endlich durch. Jetzt muss das Gemüse noch gereinigt werden und dann verstaut. Das nimmt dann die andere Hälfte des Tages in Anspruch. Am Abend muss dann noch schnell das Schiff geschrubbt werden, denn alles ist mit einem dunklen Staub bedeckt. An den Leinen erkennt man sehr gut von welcher Seite der Wind kommt. Denn diese Seite ist komplett braun, die andere Seite ist sauber.
Im Winter weht hier regelmäßig der Harmattan. Ein Wind der jede Menge Sahara Sand aus Afrika mit sich bringt. Und der setzt sich eben fast überall auf dem Schiff ab ? Auch die Sicht ist dadurch beschränkt. Die Berge auf der anderen Seite der Bucht sind kaum zu sehen. Alles wirkt diesig und die Sonne kommt nur schummerig hindurch.
Gegen 19 Uhr können wir endlich zum Essen gehen und es kehrt etwas Ruhe ein. Mittlerweile bin ich sooo aufgeregt. Ich kann mir das ganze kaum vorstellen. Eine Strecke von etwas über 2000 Meilen, nur Wasser, unsere flow und wir beide. In anderen Momenten denke ich einfach wir segeln los und kommen irgendwann an, also kein Ding.
Die Nacht vor unserer Abreise ist ok. Nicht super erholsam, aber besser als gedacht. Meistens mache ich vor Aufregung kein Auge zu, aber dieses Mal bekomme ich wirklich etwas Schlaf.
Aber zum Frühstück bekomme ich kaum was runter. Die Gefühle spielen verrückt. Wir füllen noch die Wassertanks auf, verstauen die letzten Sachen und jetzt wollen wir noch von unserem letzten Escudos ein Eis essen gehen. Und dann geht es los Richtung Barbados ??
Jaaaa, Barbados wir kommen!