06.03.-14.03.18
Um kurz vor 6 Uhr klingelt der Wecker. Schnell duschen, die letzten Sachen packen und das Schiff abschließen. Um 7 Uhr sind wir auf dem Weg zur Fähre nach Santo Antão.
800 Escudos (7,30€) kostet die Fahrt. 10 Minuten vor Abfahrt müssen alle an Bord sein, der Aufgang wird gesperrt und pünktlich um 8 Uhr wird abgelegt. Sobald wir aus der Bucht von Mindelo heraus sind, weht der Wind kräftig und auf den Wellen sind Schaumkronen. Aber da sind wir schlimmeres gewohnt mit unserem kleinen Boot. Außer ein paar fliegenden Fischen die wir zu sehen bekommen ist die Fahrt unspektakulär und nach einer Stunde legen wir in Porto Novo auf Santo Antão an.
Vor dem Fährgebäude warten jede Menge Fahrer von den Aluguers. Aluguers sind Sammeltaxen, meist Pickups oder Minibusse. Meist fahren sie eine feste Route und sie können an jeder Stelle angehalten werden. Einige sind von den Unterkünften organisiert, andere hoffen hier auf Kundschaft. Mann kann ein Aluguer auch alleine nutzen, also wie ein Taxi, zahlt dann aber auch mind. den 10-fachen Preis.
Zum Glück lesen wir gleich unsere Namen auf einem Schild, wie von der Unterkunft, die wir am Tag zuvor gebucht haben, beschrieben. Das läuft heute ja mal alles reibungslos :)
Wir werden zum Kleinbus gebracht, in dem schon 3 Fahrgäste sitzen, unsere Rucksäcke kommen auf das Dach und unsere Fahrer verschwindet wieder. Nach einiger Zeit kommt er mit einem weiteren Fahrgast zurück und unsere Fahrt startet. Nach einer Anschnallmöglichkeit braucht man gar nicht erst zu suchen. Die Musik wird laut aufgedreht und dann geht es einmal quer durch Porto Novo. An einem Geschäft wird noch eine Kleinigkeit rausgeholt, ein paar Straßen weiter wird noch ein Sack auf das Autodach geladen, dann noch mal zu Hafen, dort wird man sich mit wartenden Fahrgästen anscheinend nicht einig, also wieder zurück und in der Stadt noch 2 Fahrgäste mit Gepäck einladen, auf dem Weg springt noch ein Rastaman mit Reggae Mütze auf den Beifahrersitz, jeder wird nett von jedem neu einsteigenden gegrüßt. Dann geht unsere Fahrt auf einer Kopfsteinpflasterstraße Richtung Unterkunft die Berge hinauf. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt und haben immer wieder einen schönen Blick auf die unter uns liegende Küste und auf die Bucht von Mindelo.
Nach einiger Zeit kommen wir an unserer Unterkunft in Espongeiro an. Die Fahrt kostet uns 250 Escudos (2,72€) pro Person.
Wir haben ein schönes Zimmer mit Balkon und Hängematte und einen Blick in die Berge. Herrlich, genau das was ich nach dem Stress in Mindelo gerade brauche.
Als wir in der Hängematte in der Sonne relaxen kommen unsere Zimmernachbarn heraus. Ein nettes Pärchen, sie aus Berlin und er aus Norwegen, die schon ein paar Tage hier sind. (Leider wissen wir die Namen nicht) Sie nimmt uns gleich mit auf einen Spaziergang durch die Umgebung. Begleitet werden wir von Alona dem Hund aus unserer Unterkunft. Alona kennt den Weg und wartet immer wieder geduldig.
Wir verbringen die Nacht mal wieder in richtigen Betten.
Um 8 Uhr gibt es ein leckeres Frühstück mit Obstsalat, Spiegelei, selbst gebackenes Brot, Ziegenkäse, jeder Menge selbst gemachter Marmeladen, Kuchen, Tee und Orangensaft. Eine gute Stärkung für die bevorstehende Wanderung, die wir uns für heute vorgenommen haben. Wir wollen von Cova, einem Vulkankrater in das Paul Tal hinabsteigen.
Von unserer Unterkunft laufen wir 3,5 Kilometer bis zum eigentlichen Start am Krater. Dieser wird von den Einheimischen landwirtschaftlich genutzt. Von oben sieht alles wie bei Siedler (Computerspiel) aus: kleine Hütten, kleine abgegrenzte Beete, zwischendrin mal eine Kuh, ein Esel oder eine Ziege.
Wir laufen halb um den Krater herum, dann beginnt unser eigentlicher Abstieg. Von oben sieht man den Weg sich steil an der Felswand entlang winden, unten erstreckt sich das Paul Tal bis zum Meer. Also los! Langsam arbeiten wir uns runter, unser Ziel das Paul Tal immer vor Augen. Von oben erkennen wir schon die Terrassen auf denen Obst und Gemüse angebaut werden. Die Sonne scheint, es gibt kaum Schatten, mit Shorts und T-Shirt halten wir es gut aus. Irgendwann erreichen wir die ersten Terrassen mit Bananenstauden und Zuckerrohr. Dazwischen stehen immer wieder Hütten, in denen die Leute wohnen. Einige gut erhalten, andere sehen zerfallen und unbewohnt aus, aber das täuscht meistens. Auch diese sind noch von Familien bewohnt. Von hier soll das Obst und Gemüse kommen, das wir in Mindelo in der Markthalle kaufen.
An einem Haus an dem wir vorbei laufen, guckt etwas schüchtern, aber neugierig ein kleines Mädchen um die Ecke der Hauswand. Laut und aufgeregt ruft sie nach ihrer Mama, als wir ihr Haus passieren. Als diese kommt, zeigt sie auf uns. Sie wollte ihrer Mama die zwei hellhäutigen Menschen, also uns zeigen. Hier sind wir für die Menschen exotisch. Auch mal ein neues Gefühl für uns.
Weiter geht es vorbei an Gemüse Terrassen. An einer zerfallenen Hütte trocknet die Wäsche in der Sonne, ein Hahn sitzt auf der Mauer, ein kleiner Hund kommt uns entgegen gelaufen. Als ich anfange ihn zu kraulen kommen die Bewohner an die Tür. Die Mutter grüßt uns schüchtern und ihre kleine Tochter möchte uns stolz den kleinen Baby Hund zeigen.
Einige Zeit später kommen wir an der „Hauptstraße“, einer Kopfsteinpflaster Straße, an. Hier fahren wieder ein paar Autos, die Straße ist mit Häusern und ein paar Hotels gesäumt.
So langsam fangen unsere Beine an zu schmerzen von dem ständigen abstoppen und bergab gehen, doch ein Aluguer ist nicht zu sehen. Durch das Tal bis zum Meer sind es noch 10 Kilometer. Wir laufen weiter und halten auf dem Weg Ausschau. Nach der Hälfte der Strecke kommt von hinten ein Minibus angerumpelt. Als der Beifahrer als Fahrpreis 2000 Escudos (18,18€) nennt dreht Martin sich schon um, als er sich entschuldigt und 200 Escudos (1,81€) sagt steigen wir ein und fahren die restliche Strecke bis zu Meer runter nach Cidade das Pombas. Wir sind noch nicht mal ausgestiegen, da scharen sich schon die Fahrer der dort warteten Aluguers um uns herum. Sammelfahrten gibt es nur auf den typischen Strecken. Für Espongeiro, unserer Unterkunft, sind wir zu spät. Wir müssen das Aluguer als Taxi nutzen um hoch zu kommen.
Jeder der Fahrer versucht uns seine Fahrt, Idee und Preis zu erklären. Dabei läuft es aber sehr gesittet ab. Jeder lässt den anderen erklären und wir hören uns die Angebote an. Wir entscheiden uns von hier direkt für 2000 Escudus (18,18€) zur Unterkunft zu fahren. Unser Fahrer macht einen Luftsprung und freut sich über den Auftrag. Die anderen sind faire Verlierer und verabschieden uns mit Handschlag.
In der Unterkunft angekommen, entspannen wir unsere müden Beine und liegen in der Hängematte. Das haben wir uns aber auch verdient. Insgesamt sind wir 12 Kilometer gewandert, die meiste Zeit bergab und haben ca. 1400 Höhenmeter dabei überwunden.
Am nächsten morgen klingelt der Wecker früh. Schon um 6.45 Uhr sitzen wir mit unseren gepackten Rucksäcken am Frühstückstisch. Um 7.15 Uhr kommt unser Aluguer nach Porto Novo. Wir sind etwas müde. Die laute Musik dröhnt und die Einheimischen unterhalten sich brüllend von vorne nach hinten durch den Minibus.
Kaum sind wir in Porto Novo ausgestiegen, kommt schon ein neuer Fahrer auf uns zu und fragt nach unserem Ziel. Rebiera das Patas, er würde uns als Taxi fahren, Sammeltaxi geht erst in ca. 2 Stunden. Wir lehnen ab, trotzen geht er auf die Suche und bringt uns noch zum Sammeltaxi. Dort können wir auch schon mal unsere Rucksäcke lassen. Wir kaufen noch Wasser und holen Geld ab, denn mit Karte kann man hier nirgends zahlen und Automaten gibt es auch nur in den großen Orten. Die Zeit vergeht schneller als gedacht und dann geht es los. Die Fahrt ist unspektakulär bis wir zu unserer Unterkunft abbiegen. Mit unserem Minibus fahren wir eine schmale Schotterpiste den Berg hinauf. In einer engen Kurve, die noch mal durch Bauarbeiten verengt ist, drehen die Reifen auf der steilen und unbefestigten Piste durch. Ich dachte schon, dass der Fahrer uns gleich unsere Rucksäcke in die Hand drückt und wir den Berg zu Fuß weiter hinauf müssen. Doch kein Problem für die Kapverder ??? Einer der Bauarbeiter stellt sich hinten auf die Stoßstange, durch das Gewicht bekommen die Reifen mehr Grip und unser Bus tuckert weiter den Berg hinauf. Kurze Zeit später sind wir auch schon da. Außer einer Sandpiste, ein Hand voll Hütten und unsere Unterkunft gibt es hier nichts.
Die Ribeira das Patas ist ein weniger bekannter und vielleicht authentischerer Teil des Insel.
Nach einem Blick in unser Zimmer sind wir hin und weg. Ein Schlafzimmer mit Wohnzimmerbereich mit Sofa, ein Badezimmer mit Rainforest Dusche und getrennter Toilette, ein großer Balkon mit Blick auf den grünen Garten und die Berge. Mindestens 30 Quadratmeter nur für uns. Das ist richtiger Luxus nach dem engen Schiff und den Bastelarbeiten.
Nach einem Rundgang durch den Garten bekommen wir den Mund nicht mehr zu. Neben selbst angebauten Obst und Gemüse und jeder Menge grüner und bunt blühender exotischer Pflanzen liegt mitten drin noch ein langer türkis leuchtender Pool. Eine kleine Oase inmitten der trockenen und kargen Berge. Dazu noch diese Stille. Keine Straße oder Stadt in der Nähe. Man hört tagsüber nur das zwitschern der Vögel und Summen der Insekten und nachts das Zirpen der Grillen.
Vor ein paar Jahren hat ein Französisch/Schweizer Ehepaar das verwahrloste Gut mit Hilfe von Arbeitern aus der Umgebung wieder aufgebaut. Auch die Plantage wurde wiederhergestellt, ein Wasserreservoir gebaut und eine Tröpfchenbewässerung installiert. So produziert das Landgut sein eigenes Gemüse und Obst. Auch ein Stall wurde gebaut. Dort werden 2 Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine und Kaninchen gehalten. Alle haben Freilauf, werden aber zur Nahrungserzeugung gehalten. Es wird eigener Joghurt und auch Käse produziert.
Die Kuh mit Kälbchen gibt am Tag 4 Liter Milch. 2 Liter sind für das Kälbchen, die anderen 2 Liter werden verarbeitet. Das Euter der Kuh sieht man kaum. Wenn man unsere Milchkühe dagegen sieht ist das echt erschreckend ?
Da Wasser und Strom knapp sind auf den Inseln, wird der Pool in der Regenzeit gefüllt und mit einer Solarpumpe gefiltert. Auch Warmwasser und Strom werden über Solar erzeugt.
Am Mittag macht uns die gute Seele des Hauses eine frisch gebackene Pizza und direkt vom Beet gepflückten Salat. Wir genießen das Essen unter einem grün bewachsenen Pavillon. Den Rest des Tages relaxen wir auf dem Balkon oder im großen Bett. Am Abend gibt es mit den anderen Gästen des Haues (nur 5 Zimmer) an einer langen Tafel lauter frisch zubereitete Leckereien, viele davon direkt aus dem Garten.
Müde fallen wir uns Bett und schlafen herrlich in dieser Ruhe.
Um 9.30 Uhr ist der Frühstückstisch für uns im Garten unter dem Pavillon gedeckt. Die anderen Gäste sind schon wandern und wir haben den Garten für uns. Es gibt frisch gebackenes Brot, selbst gemachten Joghurt, Papayas aus dem Garten, Tee mit frisch gepflückter Minze und andere Leckereien.
Nach dem Frühstück machen wir eine kurze Wanderung durch die umliegenden Dörfer.
Erst laufen wir eine unbefestigte einspurige Piste den Berg hinauf, später geht diese in einen kleinen Sandweg über, der sich am Berghang entlang schlängelt (Nur zu Fuß begehbar). Ab und zu stehen einfache Häuser/Hütten am Wegesrand. Dazwischen werden Ziegen und Esel gehalten. Von vielen Einheimischen werden wir lächelnd gegrüßt. Kurze Zeit später kommen wir an der Schule vorbei. Es scheint gerade Schulschluss zu sein. Eine Horde kleiner Jungen und Mädchen kommt uns entgegen. Wir sind plötzlich das Highlight. Jeder grüßt uns und wir werden neugierig begutachtet. Ein Mädchen sieht uns, als es hinter einem Felsen hervorkommt und läuft aufgeregt zurück um der nachkommenden Gruppe von uns zu berichten. Leider können wir uns nicht mit ihnen unterhalten, da wir weder kreolisch noch französisch können, außer die üblichen Floskeln.
Nach 2 Stunden kommen wir zurück zur Unterkunft und kühlen uns im Pool ab. Mittlerweile ist eine Abkühlung schon nötig, denn die Temperaturen sind deutlich gestiegen. Mindestens 25 Grad haben wir und die Sonne brennt ganz ordentlich.
Noch nicht aus dem Pool heraus, wird schon unser Lunch unter dem Pavilion serviert. Ein riesiger Salat mit frischen Zutaten aus dem Garten. Als Nachtisch gibt es selbst gemachtes Tiramisu Eis. Ein Traum!!! Hier kann man sich mal richtig verwöhnen lassen. Die Angestellten sind alle total nett und herzlich, auch wenn es mit der Verständigung nicht immer klappt ???
Für unseren Abreisetag am nächsten Tag lassen wir uns ein Taxi bestellen. Die Aluguers (Sammeltaxi) fahren meist nur sehr früh am Morgen und wir hätten wieder zwei Stunden Aufenthalt in Porto Novo was zusätzlich ein Umweg wäre.
So können wir am Morgen noch ein entspanntes und leckeres Frühstück genießen bevor es weiter geht nach Tarrafal. Überpünktlich steht unser Fahrer mit seinem Toyota Geländewagen vor der der Tür. Je weiter wir fahren desto trockener wird es. Während der Norden der Insel grün ist durch den Nord-Ost Passat ist der Süden trocken und karg. Nach einer Stunde Fahrt über eine schmale Kopfsteinpflaster Straße (so sehen alle Straßen hier aus) die Berge hinauf, endet diese plötzlich. Die letzten 15 Kilometer geht es über eine einspurige Holperpiste den Berg hinunter. Hierfür ist der 4WD Geländewagen definitiv nötig. Wir werden durchgeschüttelt und arbeiten uns in Schrittgeschwindigkeit den Berg hinab. Nach einer Stunde ist auch dies geschafft und wir fahren auf schwarzem Sand am Meer entlang zu unserer Unterkunft.
Susi und Frank sind vor ca. 18 Jahren während ihrer Weltumsegelung in Tarrafal hängen geblieben. Ihnen hat die Ursprünglichkeit, Ruhe, das milde Klima und die durch die Berge geschützte Bucht so gut gefallen, dass sie nicht mehr weg wollten.
Wir genießen die Zeit, denn viel kann man im Moment hier nicht machen. Durch den ungewöhnlichen Wind stehen die Wellen direkt auf die sonst geschützte Bucht. Normalerweise kann man an der Küste 11 Kilometer nach Monte Trigo wandern und sich dann mit einem Fischerboot zurück nach Tarrafal fahren lassen, aber dafür ist im Moment die Welle zu hoch.
Deshalb tuen wir einfach nichts. Morgens genießen wir ein fertiges Frühstücksbüffet, lernen Franz, Elvira und Karin kennen, unterhalten uns, genießen den schattigen Platz vor dem Strand, lesen und gucken den Fischern zu. Für die sind die Wellen ein großes Problem, denn sie leben hier vom Fischfang. Viele Tage konnten sie nicht hinaus fahren. Ein Boot kommt an und sie brauchen eine lange Zeit um den gefangenen Thunfisch über eine Leine und eine Boje an Land zu befördern. Immer wieder werden die vielen Helfer von den großen anrollenden Wellen umgeschmissen. Nach einer langen Zeit haben sie dann aber ein paar große Thunfische an Land und das Boot fährt wieder davon.
Am nächsten Tag rudert ein Fischerboot direkt hinter der Brandung. Nach einer halben Stunde haben sie eine Wellen Pause abgepasst und kommen endlich an Land. Hier wird der Fisch direkt ausgenommen und jeder zieht mit seinem Anteil davon.
So langsam werden die Wellen etwas kleiner und es fahren wieder mehr Fischer hinaus.
Wir unternehmen einen kleinen Rundgang durch das Dorf. Die Kinder lieben es vor der Kamera zu Posen und wollen fotografiert werden und hinterher die Bilder sehen.
Den restlichen Tag genießen wir die Ruhe an schattigen Plätzchen, denn die Sonne Brenn ganz schön vom Himmel. Mittlerweile geht die Temperatur auf über 25 Grad hoch.
Am Abend sitzen wir wieder mit Franz zusammen auf der Terrasse und genießen das Abend Buffet. Für mich ein Traum. Es gibt jede Menge Gemüse, Linsen und Bohnen und Salat.
Der nächste Morgen beim Frühstück ist etwas durcheinander. Da wir eigentlich nur 2 Nächte gebucht haben und jetzt schon eine Nacht verlängert haben, ist jetzt nicht ganz klar ob noch eine Nacht für uns frei ist oder nicht. Aber Martin wollte auf jeden Fall noch eine Nacht bleiben, da wir vielleicht mit einem einheimischen Fischerboot zum Angeln herausfahren können.
Leider erfahren wir, dass für die Nacht nichts mehr frei ist, aber etwas weiter im Ort wird für uns ein Zimmer reserviert. Dann erfahren wir, dass auch das fischen ausfallen soll, ärgerlich ? Als wir noch überlegen was wir jetzt machen sollen kommt jemand vorbei und gibt dann doch das Go! für die Ausfahrt. Mann glücklich = Frau glücklich.
Schnell packen wir unsere Rucksäcke und stellen sie bei Franz im Zimmer unter und gefühlte 5 Minuten später stehen wir am Strand in der Brandung und versuchen so schnell wie möglich in das wartende und paddelnde Fischerboot zu springen.
Zusammen mit drei Einheimischen Fischern sitzen wir in dem Holzbott mit einem kleinen 2 PS Außenbordmotor, der alle paar Minuten ausgeht und nur schwer wieder zum laufen gebracht wird. Außerdem muss alle paar Minuten das Wasser, das sich am Boden sammelt herausgeschöpft werden. Na das beginnt ja super ? Aber ok, dann lasse ich mich mal auf das Abenteuer ein, damit der Mann seine Freude hat.
Nach einer ganzen Weile, sind wir endlich an einem Platz angekommen, der zum fischen geeignet ist. Ein großer Stein mit einer Leine drum geknotet wird als Anker geworfen. Es werden Angelschnüre mit Haken und einem Stein statt Bleigewicht vorbereitet. Martin bekommt eine in die Hand gedrückt und dann auch ich ? Ich soll Angeln!? ich dachte ich sitze nur daneben, sehe gut aus und gucke zu ? Naja, mal sehen was passiert. Haken mit einem Stück Fisch samt Stein in das Wasser werfen, Schnur raus lassen und dann? Bei den Einheimischen beißt bald der erste Fisch. Und wir warten und warten. Und ich weiß nicht so recht was ich tun soll.
Verständigen können wir uns leider kaum mit den Einheimischen, bis auf 2/3 Wörter sprechen sie kein Englisch und wir kein Portugiesisch oder Kreol. Also hilft nur zu gucken was die anderen machen und versuchen zu verstehen warum.
Die meiste Zeit halten Sie die Schnur einfach nur, dann wird plötzlich ruckartig gezogen, manchmal wird dann wieder locker gelassen, oder die Schnur eingeholt und es ist ein Fisch dran. Hmm ? ich warte und versuche etwas zu spüren.
Zwei unserer einheimischen Fischer haben schon ordentlich was aus dem Wasser geholt, der Dritte beschäftigt sich mit dem Motor, der mittlerweile auseinandergenommen ist. Es befindet sich Wasser im Tank. Die Sache ist schnell gelöst, Tank leeren, neu befüllen und der Motor läuft wieder.
In der Zwischenzeit habe ich ab und zu mal das Gefühl, das etwas unten am Köder knabbert. Also immer wenn ich etwas merke ziehe ich an der Schnur. Mal sehen ob es was bringt.
Und dann hab ich plötzlichen das Gefühl, dass etwas an der Schnur zieht. Einfach nur mit der Hand ziehe ich die Schnur Hand über Hand ein und sehe aus der Tiefe des Blaus etwas leuchtend rotes empor steigen. „A big Grouper“ ruft einer von vorne und da halte ich schon meinen allerersten selbst gefangenen Fisch in meinem Leben in der Hand.
Wir wechseln immer mal wieder den Platz, verlieren ein paar Anker (Steine) und so langsam kommt das Gespür für das fischen. Auch Martin zieht irgendwann seinen ersten Fisch an diesem Tag aus dem Wasser. Ingesamt ergattere ich 7 Fische und Martin 2 Fische.
Nach 5 Stunden machen wir uns wieder auf den Weg zum Strand. Ein paar Wellen abpassen und wir können aus dem Boot springen. Am Strand warten schon ein paar Einheimische um zu helfen. Alle zusammen ziehen sie Stück für Stück das schwere Boot über eine Holzplanke hoch.
Was für ein spannender Tag. Obwohl ich selber sehr wenig tierische Produkte esse, war es trotzdem eine interessante Erfahrung zu sehen, wie die Bewohner mit einfachsten Mitteln fischen. In einer kleinen Nussschale von den Wellen hin und her geschaukelt zu werden ohne Sonnenschutz und nur mit einer Angelschnur und Haken bewaffnet.
Die Gegend ist sehr trocken und es ist schwer Obst und Gemüse anzubauen. Supermärkte gibt es keine und der nächste größere Ort ist mindestens 2 Stunden entfernt und nur mit einem Geländewagen zu erreichen. Deshalb ist das Hauptnahrungsmittel der Fisch.
Tagelang konnten die Fischer nicht raus fahren, da der Wind in der Bucht stand und sich große Wellen aufgebaut haben. Einen Steg oder geschützten Hafen gibt es nicht. Die Holzboote werden direkt vom Strand in das Meer geschoben.
Die Fische werden sofort ausgenommen und entschuppt und dann an die Dorfbewohner Verteiler. Ein paar kleinere Exemplare gehen an unsere Unterkunft und landen am Abend auf dem Grill.
Am nächsten morgen geht der Wecker früh um 4.30 Uhr. Duschen, Sachen packen und um 5.30 Uhr gibt es noch ein schnelles Frühstück, bevor um kurz vor 6 Uhr unser Aluguer vor der Tür wartet. Zusammen mit dem Gepäck springen wir auf die Ladefläche des Pick Up und dann geht die Fahrt los.
Noch im Dunkeln arbeitet sich der Geländewagen langsam den Berg hoch und wir werden ganz schön durchgeschüttelt. Zum Glück geht die Sonne gerade erst auf und wir müssen nicht in der Hitze dort hinten drauf sitzen. Nach einer Stunde ist es geschafft und das geholper wird auf der Kopfsteinpflaster Straße deutlich angenehmer. Nach einer weiteren Stunde sind wir in Porto Novo und kaufen uns die Fährtickets.
Pünktlich um 9 Uhr legt die Fähre Richtung Mindelo ab. Kurz nach dem Start werden wieder Spucktüten verteilt und dieses Mal wird auch ordentlich Gebrauch von ihnen gemacht ? Die Kapverdianer scheinen nicht besonders Seefest zu sein.
Nach einer Stunde verlassen wir die Fähre in Mindelo und machen uns auf den Weg nach Hause zu unserer flow.
Obwohl wir nur eine Woche drüben auf Santo Antão waren, kam es uns vor wie eine Ewigkeit und es war super erholsam.
Der Kurzurlaub hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir wollen die Zeit nicht missen. Wir habe so viele tolle und liebe Menschen kennengelernt und schöne Gespräche geführt. Diese Auszeit war eine tolle Idee. Und nebenbei haben wir noch eine Möglichkeit gefunden unsere Ersatzteile früher zu bekommen.
Hallo ihr lieben,
Ich verfolge nach wie vor eure Berichte aus dem grauen Berlin. Schön zu lesen, was ihr erlebt und vielen Dank für den tollen Bericht ( vielleicht habt ihr jetzt schon eine kleine Vorahnung ?)…
Ich hab mich auch sehr gefreut euch getroffen zu haben.
Alles liebe melina&hallvard ( die Zimmernachbarn)
Liebe Melina, lieber Hallvard,
Danke für die liebe Nachricht. Jetzt wissen wir auch wie ihr heißt ?
Schön, dass du unserer Reise virtuell weiter folgst.
Sonnige Grüße aus der Karibik
Romina & Martin